Dießen:In der Sackgasse

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Von Autos eingeengt: Radeln in der Birkenallee ist oft kein Vergnügen. (Foto: Georgine Treybal)

Auch eine aktuelle Broschüre lässt keine Hoffnung für den Birkenallee-Radweg

Von armin greune, Dießen

Einmal im Monat versammeln sich an die 100 Radler in Fischen oder Raisting, um sich über kurz oder lang auf die Birkenallee zu ergießen: Sie fordern, dass die staatlichen Behörden ihre Entscheidung von 2008 revidieren und doch noch irgendwie ein neues Planfeststellungsverfahren für den Bau eines Radwegs entlang der Straße starten. Eine interne Besprechung im Dießener Rathaus im Januar hatte freilich zu Folge, dass die drei Gemeinden Dießen, Raisting und Pähl erklärten, sich künftig vorrangig für die alternative Route über Raisting einzusetzen. Die Initiatoren der Radldemos setzten daraufhin ihre Hoffnungen auf eine von der Gemeinde Pähl in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie und die Veröffentlichung der in Dießen diskutierten Beiträge, die "in absehbarer Zeit" in Aussicht gestellt wurde. Fast sechs Monate später sind nun die in der internen Debatte vorgetragenen Fakten pro und kontra Birkenallee-Radweg in einer bunt illustrierten Broschüre zusammengefasst worden.

Wer sich davon aber Hinweise auf eine veränderte Rechtslage erwartet, wird enttäuscht. Im Gegenteil: "Für die Untere Naturschutzbehörde und die Regierung von Oberbayern ist die einzig mögliche Radwegeverbindung die sogenannte Raistinger Schleife. Um eine sichere Anbindung zu gewährleisten, müsste sie allerdings von Dießen her besser erschlossen werden" - so lautet abermals das unumstößliche amtliche Fazit. Dazu wird erneut der juristische Status Quo erläutert: Der Bau des Allee-Radwegs beeinträchtigt das Vogelschutzgebiet und ist deshalb unzulässig, eine Ausnahmeprüfung scheitert schon daran, dass mit der Schleife eine "zumutbare Alternative" existiert. Weiter sind im Heft die bekannten Positionen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs und der Tourismusverbände (pro Birkenallee), der Natur- und Vogelschützer (pro Schleife) sowie der Polizei (pro Sicherheit) dargestellt. Nichts Neues also. Dennoch haben es sich die Kommunen etwa 2000 Euro kosten lassen, 5000 Stück der 16-seitigen Broschüre zu drucken. Die Hälfte davon wird mit dem "Ammerseekurier" an dessen Abonnenten ausgeliefert, den Rest verteilen die Kommunen selbst, Dießen legt seine 800 im Rathaus aus.

Wenigstens wird im Heft Altbekanntes ansprechend verpackt. Auf bunten Fotos sind strahlende Radlerfamilien, ein energisch ins Büro strampelnder Schlips-und Anzugträger mit Helm, Iriswiesen und Brachvogel zu sehen. Das Titelbild fährt jedoch am Thema vorbei: Es zeigt einen Rennradler auf der Birkenallee, der von einem Laster und einer Autokolonne verfolgt wird. Gerade aber die Kilometerfresser auf Straßenmaschinen werden sich auch künftig weder um Schleife noch um Radweg scheren - sondern schnurstracks weiter die Straße benutzen. Ähnlich stur sind nur die Demo-Radler: Als sie jüngst erstmals in Raisting starteten, hätte sich ein Praxis-Test der Schleife angeboten. Doch statt fern vom Autoverkehr an blühenden Wiesen und der rauschenden Ammer entlang direkt nach Fischen zu fahren, nahmen sie den Umweg über Kreis- und Staatstraße.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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