Dießen:Heilen im Kloster

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Auch der Innenhof des denkmalgeschützen Klosters soll für die künftige Rehabilitationsklinik "revitalisiert" werden, kündigt die Artemed-Gruppe an. (Foto: Treybal)

Anfang 2016 wollen die Artemed-Fachkliniken mit den Arbeiten im ehemaligen Augustinerstift Dießen beginnen. Die Außenansicht des Klosters wird kaum verändert - aber ein Wintergarten und ein neuer Parkplatz sind geplant

Von Armin Greune, Dießen

Schon im kommenden Frühjahr soll mit dem Umbau des Dießener Klosters zu einer Rehaklinik für psychosomatisch Erkrankte begonnen werden. Bis zu 100 Patienten werden dort neben dem weithin bekannten Marienmünster künftig stationär aufgenommen. Ihnen wird eine gleich große Zahl von Beschäftigten gegenüberstehen: 20 sind in der Verwaltung angestellt, 80 sollen zum Teil im Schichtdienst in der Rehabilitationsmedizin und Patientenbetreuung arbeiten. Den Bauantrag der Artemed Fachkliniken genehmigte der Marktgemeinderat am Montag einstimmig - vorbehaltlich der Zustimmung von Denkmal- und Brandschutzbehörden.

Zuvor hatte Architekt Hans Neuner das Bauvorhaben vorgestellt. Demnach werden die Fassaden des als Bau- und Bodendenkmal geschützten Klosters nur minimal verändert. Aber innerhalb der Mauern, deren historische Wurzeln bis ins Jahr 1121 zurückreichen, tut sich um so mehr. Der Umbau der drei Gebäudeflügel mit 7000 Quadratmetern Nutzfläche ist mit umfassenden Sanierungen am Bestand verbunden. Das bisher nur als Speicher genutzte Dachgeschoss zwischen Klosterbau und Kirche soll künftig Patienten beherbergen, dafür sind einige neue Dachgauben geplant, Schleppgauben werden zurückgebaut. Im 1. und 2. Stock sind weitere Einzelzimmer mit Bädern vorgesehen, dazu müssen Wasser- und Lüftungsrohre verlegt werden. Im Erdgeschoss finden Therapie-, Funktions- und Gruppenräume Platz.

Die Raumaufteilung wird weitgehend verändert: "Vieles wurde in den 1960er Jahren eingebaut, wir machen einen Teil der früheren Sünden rückgängig", sagte Neuner. "Auch der Brandschutz verursacht erheblichen Aufwand." Zusätzliche Fluchtwege sind jedoch alle im Inneren untergebracht: "Uns war wichtig, dass außen keine Stahltreppen zu sehen sind", ergänzte Bürgermeister Herbert Kirsch. Für den Brandschutz sind kaum wahrnehmbare Fassadenänderungen nötig: Zwei Fenster müssen durch Türen ersetzt werden, um künftig als Fluchtweg zu dienen.

Der größte von außen sichtbare Eingriff am Gebäudekomplex betrifft den fünf Meter breiten Anbau eines Wintergartens. Er könnte an der Ostseite den im Gewölbekeller geplanten Speisesaal um 96 Quadratmeter erweitern. Der 3,50 Meter hohe Anbau soll nur vom Garten aus sichtbar sein. Die bestehenden Grünanlagen bleiben erhalten und werden ergänzt, den Innenhof beabsichtigt Artemed zu "revitalisieren". Die vormalige Gärtnerei der Barmherzigen Schwestern im Südwesten des Klosters muss mitsamt zweier Nebengebäude allerdings verschwinden: Dort ist ein 3650 Quadratmeter großer Parkplatz vorgesehen, nur die Orangerie bleibt bestehen. Mit 108 nachgewiesenen Stellplätzen sei man vom "Worst Case" ausgegangen und der Bedarf sicher übererfüllt, sagte Neuner. Für Patienten sind fünf Kurzparkplätze am Haupteingang für die Anreise geplant, die Zufahrt erhält einen Wendehammer am Elektrizitätswerk. Im Gemeinderat wurde über die Anfahrt für die Versorgung der Klinik diskutiert, die über den St.-Stephan-Weg führt und vor dem Haupteingang zum Klosterhof endet. Doch Artemed erwartet nur zwei bis drei frühmorgendliche Anlieferungen. In der Bauphase seien Schwertransporte auf der Straße Klosterhof vor dem Eingang allerdings nicht zu vermeiden.

Das vormalige Augustinerstift hatten 1917 Vinzentinerinnen ersteigert. Zuletzt wurde es als Ruheheim genutzt, im Winter zogen die letzten Schwestern ins Augsburger Haupthaus um. Vor einem Jahr hatte die Artemed das Kloster in Erbpacht für 50 Jahre übernommen, um eine Klinik "im Sinne christlicher Werte" zu betreiben. Zur 1990 gegründeten Firma gehören zehn Kliniken, darunter die Benedictus Krankenhäuser Feldafing und Tutzing. In Dießen sollen künftig Depressionen, Burn Out-Syndrome, Panikattacken und posttraumatische Störungen behandelt werden, der reguläre Aufenthalt dauert 30 Tage.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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