Dießen:Dießener votieren gegen Kioskpläne

Lesezeit: 2 min

Beim Bürgerentscheid stimmen 79,64 Prozent für den Vorschlag der Bürgerinitiative, einen Baustopp zu verhängen und einen Wettbewerb auszuschreiben. Bürgermeister Herbert Kirsch spricht von "klarem Auftrag"

Von Peter Bierl, Dießen

Der Kiosk in den Seeanlagen von Dießen wird nicht so gebaut, wie der Gemeinderat wollte. Beim Bürgerentscheid am Sonntag stimmten 2324 Wähler gegen den Plan und für einen Architektenwettbewerb. Das Quorum von 20 Prozent der Stimmberechtigten, die den Vorschlag der Bürgerinitiative mit "Ja" beantworten mussten, wurde deutlich überschritten. Die Wahlbeteiligung lag bei 34,5 Prozent. Gemeinde und Bürgerinitiative wollen nun zusammenarbeiten und bis 2017 einen Kiosk bauen, der auf breitere Zustimmung trifft.

Der Bürgermeister hatte das Ergebnis schon geahnt. "Die Frage ist nur, wie hoch fällt es aus", sagte Herbert Kirsch um 18 Uhr, als die Wahllokale schlossen. Eine dreiviertel Stunde später stand das Ergebnis fest: 2926 Wahlberechtigte hatten sich an dem Bürgerentscheid beteiligt. Davon votierten 79,64 Prozent für den Vorschlag der Bürgerinitiative und 20,36 Prozent dagegen. Der Bürgerentscheid setzte sich in allen Ortsteilen eindeutig durch.

"Es gibt ein klares Ergebnis und einen klaren Auftrag", kommentierte der Bürgermeister. Matthias Krapf von der Bürgerinitiative hatte sogar eine höhere Beteiligung erwartet. Er bot der Gemeinde die Zusammenarbeit an. "Ich hoffe, dass der Kiosk 2017 so dasteht, wie es sich eine Mehrheit vorstellt", sagte der Architekt. Der Rathauschef will die Bürgerinitiative in die Pflicht nehmen. Kirsch versprach einen "offenen Umgang" mit dem Thema Kiosk.

Der Bürgerentscheid sieht einen Baustopp vor. Insbesondere darf kein asymmetrisches Dach gebaut werden, dafür soll es überdachte Freiflächen und Außenbestuhlung geben. Die Kommune muss einen Wettbewerb für den Kiosk ausschreiben, beschränkt auf Architekten vom westlichen Ammerseeufer, um einen besseren Plan für den Neubau zu gewinnen.

Nachdem der alte Kiosk in den Seeanlagen vor knapp zwei Jahren abgebrannt war, hatte das Planungsbüro Engelmann Peters einen Plan für einen Neubau entworfen, der in der Bevölkerung auf Widerspruch stieß. Kritisiert wurden die Dachform und dass weder Sitze im Außenbereich noch eine Überdachung vorgesehen waren. Der Gemeinderat billigte den Entwurf dennoch einstimmig. Daraufhin formierte sich eine Bürgerinitiative um die Architekten Matthias Krapf und Jürgen Bahls. Sie veranstalteten eine Ausstellung im Blauen Haus mit alternativen Entwürfen und sammelten Unterschriften für ein Bürgerbegehren.

Wahlvorsteher Edgar Maginot (li.) und Schriftführerin Anna Lampl im Dießener Rathaus, wo Wähler ihre Stimmzettel in die Urne werfen konnten. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Bürgermeister erklärte am Sonntag, zunächst müsse man nun mit der Regierung die Rechtslage in Bezug auf den Architektenwettbewerb klären. Er hoffe, dass bis Jahresende ein Ergebnis aus diesem Wettbewerb vorliegt. In diesem Sommer wird nochmals ein Container zur Verfügung stehen. Krapf will in Absprache mit der Schlösser- und Seenverwaltung und dem Landesamt für Denkmalschutz nach einem anderen Standort für den Kiosk suchen, weg vom denkmalgeschützten ADK-Pavillon.

Rund 8500 Wähler waren bei dem Entscheid stimmberechtigt. Dass das Quorum überschritten werden würde, zeichnete sich bereits während der vergangenen Woche aufgrund der hohen Beteiligung an der Briefwahl ab. In dem Ergebnis schlägt sich auch eine gewisse Unzufriedenheit nieder. Manche Bürger wünschen sich eine offenere Diskussionskultur und Mitsprache bei größeren Projekten wie dem Umbau der Mühlstraße oder der Gestaltung der Seeanlagen, etwa in Form von Bürgerwerkstätten. Großen Ärger löste zuletzt der Straßenausbau in der Wolfsgasse aus.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: