Dießen:Der 500 000-Euro-Parkplatz

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Die Gemeinde will das Grundstück gegenüber der Realschule asphaltieren und 147 Stellplätze bauen. Der Bund Naturschutz lehnt die Versiegelung als "totalen Blödsinn" ab

Von Peter Bierl, Dießen

Die Kasse der Gemeinde Dießen ist offensichtlich gut gefüllt. Der Parkplatz an der Rotter Straße soll nämlich asphaltiert werden. Das Grundstück gegenüber der Realschule dient nur bei großen Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt, Turnieren in der Mehrzweckhalle, Konzerten im Traidtcasten und der Klosterkirche oder beim Töpfermarkt als öffentlicher Stellplatz. Bislang handelt es sich bei der Fläche um eine Wiese mit einigen Kiesstreifen und ein paar Absperrbändern.

Noch in diesem Jahr will die Gemeinde das Grundstück für 557 000 Euro asphaltieren und 147 Parkplätze einrichten. Bei Regen sei das Gelände aufgeweicht und nach dem Weihnachtsmarkt vor zwei Jahren hätten sich in der Wiese tiefe Furchen gezeigt, sagte Erich Neugebauer, der Geschäftsleitende Beamte im Rathaus, zur SZ. Die Autos von Besuchern könnten im Morast stecken bleiben und Menschen schmutzig werden, die in feiner Garderobe ein Konzert besuchen wollen. Wie groß genau das Gelände an der Rotter Straße ist, konnte Neugebauer nicht sagen. Die Flächenversiegelung sei aber ähnlich groß wie beim Parkplatz an der Eichendorff Straße.

Umweltschützer lehnen eine solche große Versiegelung aus ökologischen Gründen ab. Von "totalem Blödsinn" sprach Eberhard Sening, der Vorsitzende des Bund Naturschutz. Das bisher vorhandene Grün passe besser zum Ortsbild einer ländlichen Gemeinde als eine große Asphaltfläche. Er verwies auch darauf, dass es sich um eine Hanglage handelt. Das Gelände werde nur an wenigen Tagen im Jahr benutzt und dafür reiche der jetzige Zustand aus. Der Gemeinderat scheine dafür aber "kein Gespür" zu haben, bedauerte Sening.

Tatsächlich regte sich dort kein großer Widerspruch. Stattdessen forderte Michael Hofmann (Bayernpartei) sogar breitere Parkplätze. 2,30 Meter reichten nicht, weil die Autos immer breiter würden. Im Wahlprogramm 2014 der Grünen findet sich zwar der Satz, "selbstverständlich bleibt Naturschutz ganz vorne auf unserer Agenda". Papier ist aber bekanntlich geduldig.

Sening kündigte an, dass der Bund Naturschutz zu dem Vorhaben noch einmal Stellung nehmen wird. Eigentlich müsste es eine Bürgerbeteiligung nach dem Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) geben. Die Gemeinde erhofft sich nach Angaben von Neugebauer einen Zuschuss in Höhe von 220 000 Euro aus diesem Topf der Städtebauförderung der Bundesregierung. Allerdings soll diese Vorgabe laut Neugebauer in diesem Fall durch ein Verkehrsgutachten erfüllt werden.

© SZ vom 20.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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