Das war 2020 im Landkreis Starnberg:Mit Auto in Fußgängergruppe gerast

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43-Jähriger verletzt Freundin und Nachbarn, danach fährt er gegen einen Baum

Von Christian Deussing, Pöcking

Ein 43-jähriger Autofahrer rast am Nachmittag des 26. Mai in Pöcking in eine Fußgängergruppe und verletzt gegen 14.40 Uhr in der Starnberger Straße auch seine 23 Jahre alte Lebensgefährtin. Sie hat ihr zweijähriges Baby mit dabei, der Vater ist ihr vorheriger Partner. Der Fahrer flüchtet und prallt kurze Zeit später auf der Staatsstraße bei Perchting frontal gegen einen Baum, links am Fahrbahnrand. Der Mann wird schwer verletzt und muss aus dem Wrack befreit werden.

Die Kriminalpolizei vermutet, dass der Münchner den Unfall absichtlich herbeigeführt hat. Die Ermittler gehen in Pöcking von einer Beziehungstat aus und nehmen an, dass der Mann hinter dem Steuer der Gruppe aufgelauert und sie mit Absicht erfassen wollte. Am schwersten wird laut Polizei eine 16-jährige Nachbarin des Paares verletzt.

Nach der mutmaßlichen Attacke wird der verletzte Münchner in einer Klinik bewacht, bevor er in Untersuchungshaft kommt. Die Staatsanwaltschaft München II hat den inzwischen 44-Jährigen unter anderem wegen fünffachen Mordversuchs, Körperverletzung, unerlaubten Entfernens vom Unfallort sowie Sachbeschädigung angeklagt. Bei der Kollision ist nämlich auch der Rollator einer 49-jährigen Frau, die gehbehindert ist, zu Bruch gegangen. Ein Prozesstermin am Landgericht München II steht noch nicht fest - es dürften auch Zeugen geladen werden, die zufällig das brutale Geschehen verfolgt und versucht haben sollen, den mutmaßlichen Täter an seiner Fahrerflucht zu hindern.

Dem Vernehmen nach soll der Mann sehr eifersüchtig gewesen sein und seine um 20 Jahre jüngere Gefährtin ständig überwacht haben. Das erzählt eine Bekannte der 23-jährigen Pöckingerin. Nachbarn hätten die junge Frau daher häufig begleitet, um sie vor ihm zu beschützen. So stehen sie auch am 26. Mai nach einem Spaziergang vor ihrem Anwohner-Parkplatz, als das Unglück passiert. Erst wenige Monate zuvor ist der Mann bei der 23-Jährigen eingezogen, es soll seitdem oft zum lautstarken Streit gekommen sein - wobei sich der Lebensgefährte offenbar geweigert habe auszuziehen. Diese Schilderungen lassen auf ein Motiv schließen, womit sich das Gericht sicher befassen wird.

Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler soll der Mann der Gruppe in etwa 50 Metern Entfernung aufgelauert und dann in Richtung Alte Bahnhofstraße in die Menschen gerast sein, die er kennt. Die Straße wird stundenlang gesperrt, die Kripo sichert Spuren - auch um herauszufinden, wie schnell der Fahrer unterwegs gewesen sein könnte.

© SZ vom 30.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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