Bürgerversammlung:Weßlinger fürchten um Ortsbild

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Bürger üben heftige Kritik an den Entwürfen zum Bahnhofsareal. Eine Info-Veranstaltung im Januar soll für Aufklärung sorgen

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

In Weßling braut sich beim Thema städtebauliche Entwicklung des Ortszentrums einiges zusammen. Wie in der Bürgerversammlung am Montag deutlich wurde, sind nicht wenige Weßlinger von den Entwürfen des Ideenwettbewerbs für das Bahnhofsareal enttäuscht. Michael Pimperl, der einst mit Archivar Erich Rüba für den Erhalt des Pfarrstadels stritt, meinte verärgert: "Mir hat kein Modell gefallen." Die Entwürfe seien viel zu städtisch. Diese Meinung vertraten noch weitere Redner, die vor allem um den Charakter des Orts fürchten. Als abschreckendes Beispiel wurde Germering genannt. Bürgermeister Michael Muther stimmte ihnen zu, allerdings mit dem Hinweis, dass noch nichts festgelegt und beschlossen worden sei.

Vor allem an dem geplanten Lebensmittelmarkt in der Nähe des Bahnhofs entzündete sich die Kritik. Diese stand allerdings im Widerspruch zu dem Wunsch vieler Weßlinger, innerhalb des Ortskerns eine Einkaufsmöglichkeit zu haben. Der Edeka-Markt soll nämlich bald geschlossen werden, wies Muther hin. Um Bürgern eine neue Einkaufsmöglichkeit zu geben, die man auch zu Fuß erreichen kann, sei ein Supermarkt im Ort wichtig. Zudem stünde auch ein Drogeriemarkt ganz oben auf der Wunschliste vieler Weßlinger. Gemeinderätin und Planerin Petra Slawisch versuchte noch einmal den Hintergrund des Ideenwettbewerbs zu erläutern. Er sei ja ein Instrument, um die Weßlinger Ortsmitte lebendig zu gestalten und nicht um die Gemeinde zu betonieren. Angesichts der Skepsis schlug Slawisch eine Info-Veranstaltung zu dem Thema vor. Diese wird abwohl erst im Januar möglich sein, betonte Muther.

Der Weßlinger Bürgermeister Michael Muther weiß, wo es lang geht: Die Finanzen seiner Gemeinde bessern sich, die Umfahrung wird in der kommenden Woche eröffnet und einen Waldkindergarten gibt es auch. (Foto: Nila Thiel)

Bei der Diskussion ging es auch um die Umfahrung beziehungsweise um die Verkehrsberuhigung der Hauptstraße. Muther musste bei diesem Punkt schlechte Nachrichten verkünden: Es werde kein Tempo 30 geben und auch keine Gewichtsbeschränkung geben, die die Durchfahrt von Lastwagen unterbunden hätte. "Sonst hätte auch der Linienbus nicht mehr fahren dürfen." Einen Zebrastreifen oder eine Ampel an der Einmündung der Grünsinker Straße haben die Behörden ebenfalls abgelehnt. Einen kleinen Lichtblick gibt es dennoch: Am 29. November, also bei der Freigabe der Umfahrung für den Verkehr, werden die Querungshilfen und die künstlichen Verengungen geliefert.

Zuvor war der Weßlinger Bürgermeister in seinem 90-minütigen Rechenschaftsbericht auf die Themen Finanzen, Kinderbetreuung und Schule eingegangen. Nach seinen Worten geht es bei den Finanzen wieder aufwärts, vor allem weil die Einnahmen aus der Gewerbe- und der Einkommensteuer steigen. Allerdings zeigte sich Muther, der lange Jahre Gemeindekämmerer war, skeptisch, ob die Gewerbesteuer mit immerhin 4,5 Millionen Euro weiter so sprudeln wird wie bisher. "Da kann schnell eine Rückforderung kommen wie es gerade Pöcking befürchtet." Die Schulden aber sinken weiter trotz der Ausgaben für die Umfahrung, die allerdings zu 85 Prozent vom Freistaat finanziert wird. Einen so hohen Zuschuss erhielten in der Vergangenheit nur wenige Kommunen. Üblich sind 80 beziehungsweise 75 Prozent.

Den Worten von Bürgermeister Michael Muther hörten etwa 70 Weßlinger in der Bürgerversammlung zu. (Foto: Nila Thiel)

Der größte Ausgabenposten ist das Personal mit 3,4 Millionen Euro. Inzwischen beschäftigt die Gemeinde 75 Mitarbeiter, davon 52 allein in der Kinderbetreuung. 2017 wird das Angebot erweitert. Im Kindergarten Regenbogen wird eine Integrationsgruppe eingerichtet, die Mittagsbetreuung zieht in die Sportgaststätte um und erhält draußen noch zusätzliche Spielmöglichkeiten. Die Probleme im Hort werden im nächsten Jahr weiter angegangen. Sie sollen im Konsens mit den Eltern der Kinder gelöst werden. Zwei Dinge freuten Muther sichtlich: Der Umbau des alten Feuerwehrhauses zu einer Teilschule mit modernster Ausstattung, was nicht billig war, und die Gründung des Waldkindergartens in Hochstadt. "Die Kinder sind draußen ruhiger und ausgeglichener, das ist einfach wunderbar."

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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