Bürgerversammlung:Tutzing baut seine Schulden ab

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An das denkmalgeschützte Midgardhaus in Tutzing wird ein Salettl angebaut. (Foto: Georgine Treybal)

Bürgermeisterin Marlene Greinwald berichtet von positiven finanziellen Entwicklungen und freut sich über steigende Gewerbesteuern. Vom nächsten Jahr an soll die Hauptstraße ausgebaut werden

Von Sabine Bader, Tutzing

Aufgeregt wirkt sie nicht, eher im Gegenteil: Ruhig tritt Bürgermeisterin Marlene Greinwald vor den etwa 90 Besuchern im Tutzinger Roncallihaus ans Rednerpunkt. Dabei ist es erst ihre zweite Bürgerversammlung. Sie schnauft durch und legt los: Es geht um Finanzen, Kinderbetreuung und die Tatsache, dass die Gemeinde das Gymnasium endlich vom Hals haben möchte. Und natürlich geht es auch um die Sanierung der Ortsdurchfahrt und die Zukunft des Midgardhauses, um Mobilfunkmasten und Windkraft.

Finanzen

Um alle Aufgaben erledigen zu können, so die Rathauschefin, stehen im laufenden Jahr 28,6 Millionen Euro zur Verfügung. Der größte Ausgabeposten ist wie immer die Kreisumlage, die heuer mit 5,7 Millionen Euro zu Buche schlägt. "Und sie wird weiter steigen", prognostiziert Greinwald angesichts der steigenden Ausgaben des Landkreises. Da tut es gut, dass die Geweserbesteuer im Lauf des Jahres gestiegen ist; sie war sie mit 4,2 Millionen Euro veranschlag, so werden es zum Jahresende wohl es 4,8 werden. Greinwald: "Gott sei dank hat sich das positiv entwickelt." Auch wenn Tutzing finanziell keine großen Sprünge machen kann, sinkt der Schuldenstand kontinuierlich von 3,3 Millionen Euro 2016 auf 2,5 Millionen in diesem Jahr. Gleichzeitig steigen die Rücklagen von 9,8 Millionen 2016 auf heuer elf Millionen.

Kinderbetreuung

541 Kinder in Tutzing besuchen die örtlichen Tagesstätten. 283 von ihnen gehen in einen der Kindergärten, 135 in den Hort, und 123 werden in einer Kinderkrippe betreut. Krippen sind besonders gefragt. So wurde erst vor zwei Wochen im Katholischen Kinderhaus St. Maria eine neue Gruppe für zwölf Kleinkinder unter drei Jahren eingeweiht. "Da lässt es sich als Kind gut aufwachsen", meint Greinwald, weil in dem Gebäude in Traubing Schule, Kindergarten und Krippe unter einem Dach untergebracht sind. Eine neue Kindergartengruppe ist jetzt erst in das Kinderhaus St. Josef eingezogen: Sie ist noch nicht voll. "Da haben wir noch einen Puffer", sagt die Bürgermeisterin.

Schulen

Seit Jahren ist bekannt, dass die Grund- und Mittelschule in der Gemeinde längst renoviert werden müsste. "Das ist ein sehr großes Projekt für Tutzing." Es geht um den Bau einer Mensa, "damit alle Kinder unserer Gemeinde ganztags betreut werden können", so Greinwald. Dringend sanierungsbedürftig ist bekanntlich auch das Gymnasium. Die Gemeinde will die Trägerschaft für die Schule loswerden. "Wir können die Schule nicht so ausstatten, wie es wünschenswert wäre", sagt sie. Der Landkreis ist grundsätzlich dazu verpflichtet, die Schule zu übernehmen und sperrt sich auch nicht dagegen. Entwürfe für einen Übernahmevertrag liegen bereits vor.

Hauptstraße

Der neueste Zeitplan für die Sanierung der Hauptstraße sieht vor, dass der Abschnitt zwischen dem Schlösserweg im Norden und der Treppenanlage Johannishügel im Süden in den kommenden beiden Jahren in Angriff genommen werden soll. Von August bis Dezember 2020 wird der nördliche Abschnitt an der Reihe sein, der südliche folgt dann im Frühjahr und Frühsommer 2021. Die Arbeiten vor dem Gymnasium und der Realschule sollen aus Rücksicht auf die Schüler in den Sommerferien 2020 stattfinden. Die Straße wird komplett barrierefrei ausgebaut.

Midgardhaus

Nachdem sich Fritz Häring, der langjährige Wirt des Lokals direkt am Seeufer, zurückzieht und als Pächter den Erbbauvertrag laut Greinwald "an die Augustinerbrauerei abgeben wird", soll das denkmalgeschützte Gebäude, das der Gemeinde gehört, umfassend saniert werden. So will man beispielsweise Garagen abreißen und ein Salettl für etwa 120 Gäste anbauen. "Denn Tutzing lebt von seinen guten gastronomischen Angeboten", sagt die Rathauschefin.

Mobilfunk und Windkraft

Wer in Tutzing ein Handy hat, weiß es längst: Das Netzt lässt zu wünschen übrig, spätestens seit die Telekom ihren Masten abgebrochen hat. Jetzt hat man einen provisorischen Mast am Waldfriedhof an der Kustermannstraße errichtet. Die Stahlgitteranlage mit einer Höhe von 32,95 Metern soll samt einem Technikcontainer befristet bis Ende 2022 das Mobilfunknetz im Ort sichern. Einem Ausbau des Netzes mit 5G-Technik stehen die Tutzinger hingegen kritisch gegenüber. "Das finde ich sehr beunruhigend", sagte ein Besucher der Bürgerversammlung.

Im Teilflächennutzungsplan "Windkraft" sind seit Jahren 15 potenzielle Areale für Windräder im Landkreis festgeschrieben. Zu ihnen gehört auch eine Fläche zwischen Tutzing, Andechs und Pöcking. "Es ist sicher ein guter Standort für eine Anlage", sagte ein Bürger und erntete dafür reichlich Applaus. Greinwald versprach, sich diesbezüglich mit ihren beiden Amtskollegen in den Nachbarorten zusammenzusetzen.

© SZ vom 13.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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