Buchendorf:Regen bringt Segen

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Ein Gespräch im Kornfeld. (Foto: Nila Thiel)

Ob Mais, Weizen oder Ackerbohnen: Die hohen Niederschläge in den vergangenen Monaten haben das Wachstum gefördert. Kreisbauernobmann Zankl rechnet mit einer guten Ernte, ärgert sich aber über zu viel Bürokratie

Von Otto Fritscher, Buchendorf

Dieses Jahr meint es der Wettergott gut mit den Landwirten. Denn die Bauern im Landkreis dürfen mit einer guten bis sehr guten Ernte rechnen. "Das Frühjahr war zwar kühl, aber es hat genug geregnet, und die vergangenen heißen Tage haben zum Beispiel dem Mais einen richtigen Wachstumsschub gegeben", sagte Kreisbauernobmann Georg Zankl bei der alljährlichen Erntefahrt des Bayerischen Bauernverbands. Diesmal waren Fluren und Felder rund um den Gautinger Ortsteil Buchendorf das Ziel, wo in einer Entfernung von jeweils nur wenigen Hundert Metern acht verschiedene Kulturen angebaut werden: Ackerbohnen, Sommergerste, Triticale, Erbsen, Raps, Hafer, Winterweizen und Mais.

Bei keiner dieser Sorten wird es heuer eine schlechte Ernte geben - wenn nichts Gravierendes mehr passiert. "Verglichen mit 2014 wird es ähnliche, vielleicht sogar ein bisschen bessere Erträge geben", sagte Zankl. "Und 2014 war wirklich ein gutes Jahr." Insgesamt zeigten sich bei der Rundfahrt "sehr schöne Pflanzenbestände, die sich gut entwickelt haben", so Zankl. Eine "ausreichende Wasserversorgung" - also viel Regen - in den zurückliegenden Wochen und Monaten hätten dazu beigetragen. Die Ertragserwartungen seien deshalb "freundlich".

Marcus Ruhdorfer, Landwirt in Buchendorf, hat sich dem biologischen Anbau verschrieben. Er baut das Futter für seine Milchkühe selbst an. Etwa Triticale, ein Futtergetreide, das - vereinfacht gesagt - eine Kreuzung zwischen Weizen und Roggen ist. Früher wurde Triticale zum Schnapsbrennen verwendet, jetzt dient es vor allem als Viehfutter. "Es schaut heuer gut aus, aber wenn man biologisch anbaut, muss man viel dem Herrgott überlassen", erklärte Ruhdorfer. Florian Haas, der einen Betrieb im Gautinger Ortsteil Hausen führt, freut sich über einen "sehr gesunden Ackerbohnenbestand". Diese werden - wie die ebenfalls kultivierten Erbsen - als Viehfutter verwendet. Da sie sehr viel Eiweiß enthalten, dienen sie immer häufiger als Ersatz für Sojaschrot, das importiert werden muss. Zankl sprach von einer "Eiweiß-Offensive", die die heimische Landschaft einleiten wolle.

Daneben betonte Zankl die Aufgabe der Landwirte, die Kulturlandschaft zu erhalten. Aber: "Dafür brauchen wir niemanden, der uns gute Ratschläge gibt, das machen wir schon selbst." Nicht nur die Vielfalt der angebauten Sorten sei es, "die unsere oberbayerische Landschaft ausmacht, dazu kommen die Bäume und Hecken, die zwischen den Felder noch nicht abrasiert sind wie anderswo", sagte Zankl.

Relativ neu sind indes die Zäune, die um die Maisfelder rund um Buchendorf errichtet worden sind. Es sind Elektrozäune, wie sie auch bei Viehweiden verwendet werden - nur dass ein stärkerer Strom durch die Drähte fließt. "Wenn man da hinlangt, da kriegt man gescheit eine gewischt", sagte Thomas Ruhdorfer. Doch diese Zäune - einer kostet mehr als 1000 Euro - seien bislang die einzige, wenngleich teure Möglichkeit, die Wildschweine, die im Landkreis immer zahlreicher werden, von den Maisfeldern abzuhalten. Zu schaffen macht dem Landwirt nach den Worten von Kreisobmann Zankl aber auch die Bürokratie. Und zwar weniger der Mindestlohn an sich, als dessen Dokumentationspflicht und die Einhaltung der Arbeitszeiten. "Auch im Landkreis werden Erntehelfer beschäftigt. Wenn es schönes Wetter ist und die Ernte eingebracht werden muss, können die nicht nach acht Stunden einfach aufhören", sagte Zankl. "Wer solche Regelungen erfunden hat, der hat noch nie praktisch gearbeitet". Anita Painhofer verwies auf eine ähnliche Problematik bei den Dorfhelferinnen. "Die arbeiten zuerst im eigenen Betrieb, gehen um fünf Uhr in der Früh in den Stall, und helfen dann in anderen Familien. Die können auch nicht nachmittags um drei einfach wieder heimgehen."

Verbessert haben sich laut Zankl die Nitratwerte im Trinkwasser. Ein Erfolg von "20 Jahren Kooperation im Wasserschutz", wie Peter Zimmermann vom Amt für Ernährung und Landwirtschaft Weilheim, das auch für den Landkreis Starnberg zuständig ist, bei der Erntefahrt sagte. Dabei arbeiten das Amt, die Wasserversorger wie Zweckverbände, Kommunen und Landwirte zusammen. Der Nitratwert - der hauptsächlich von der Düngung herrührt - sei schon innerhalb der ersten zehn Jahren des Projekts um die Hälfte gesunken und liege heuer bei "sehr niedrigen 23,4 Milligramm pro Liter", so Zimmermann. "Die Landwirte düngen verhaltener und gezielter", erklärte Zimmermann, der offiziell "landwirtschaftlicher Berater für Wasserschutzgebiete im Landkreis Starnberg" ist.

Im Landkreis gibt es insgesamt knapp 14 000 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche, wobei sich die Flächen für Ackerbau und Grünland fast die Waage halten. 224 Haupterwerbsbetriebe gibt es, dazu kommen 184 Landwirte im Nebenerwerb. Die Bauern halten - nach der Statistik für das Jahr 2014 - 12 043 Rinder, davon 4822 Milchkühe, 1917 Schweine, 1841 Pferde, 1339 Schafe, 712 Ziegen - und 12 303 Legehennen. Auch das sei Vielfalt, so Zankl.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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