Buchendorf:Eine Gärtnerei, die wächst

Lesezeit: 3 min

Das Gartencenter von Wolfgang Kiefl ist zurzeit eine Großbaustelle. Im Hintergrund ist die neue Eingangshalle zu erkennen, in der Ende Oktober der Weihnachtsmarkt starten soll. (Foto: Georgine Treybal)

Wolfgang Kiefl investiert fünf Millionen Euro in den Ausbau seines Betriebs. Die Neueröffnung ist für März geplant.

Von Otto Fritscher, Buchendorf

Das Handy klingelt im Minutentakt, Firmenchef Wolfgang Kiefl muss sich in diesen Tagen häufig als Krisenmanager betätigen. Zum Beispiel jetzt, als eine große Fuhre Holz auf der Baustelle bei Buchendorf angeliefert wird, die eigentlich erst Anfang Oktober hätte kommen sollen. "Das müssen wir im Lager einstapeln, auch wenn es dort schon voll ist", sagt Kiefl zu einem Mitarbeiter. Eigentlich ist der 57-Jährige gelernter Gärtner- und Floristenmeister, er war in jüngeren Jahren auch schon mal Bayerns bester Florist. Nun ist er fast nur noch Bauherr, der seinen Betrieb umfassend erneuert.

Vor fast genau 30 Jahren hat er sein Gartencenter bei Buchendorf eröffnet, dessen Kunden nicht nur aus dem Landkreis Starnberg und dem gesamten Münchner Westen, sondern auch von weit her kommen, um durch die Blumen- und Pflanzenausstellung zu schlendern oder sich im angeschlossenen Café "Vier Jahreszeiten" ein Stück Torte aus der hauseigenen Konditorei gönnen. Zurzeit ist die Ausstellungsfläche deutlich kleiner als normal, "aber der Betrieb läuft weiter", sagt Kiefl. Dafür ist das Bauprojekt, das er sich vorgenommen hat, von enormen Dimensionen.

Es geht um den kompletten Neubau des Gartencenters. Im Vorlauf war eine langwierige Bauleitplanung samt Aufstellung eines Bebauungsplans erforderlich. Neu gebaut werden die Verkaufsräume mit einer Fläche von 4500 Quadratmetern. "Das ist nicht so viel mehr als bisher", sagt Kiefl. Dazu kommen die Gewächshäuser, Lager, Sozial- und Ruheräume und Büros für die etwa 60 Angestellten und nicht zu vergessen das neue Café mit 200 Plätzen und einer überdachten Terrasse. Wo sich jetzt Café und Verkaufsräume befinden, müssen laut Auflage 162 Parkplätze angelegt werden. Das gesamte Projekt umfasst rund 10 000 Quadratmeter überbaute Fläche. Insgesamt investiert Kiefl nach eigenen Angaben 5,5 Millionen Euro, und er schiebt ein paar Zahlen nach, die verdeutlichen, dass er sich für den großen Wurf entschieden hat: "Wir brauchen insgesamt 32 Tonnen Fliesen. Als ich das gelesen habe, dachte ich, das kann nicht sein, doch es stimmt." Ähnliches Erstaunen rief beim Bauherrn die Anzahl der Kloschüsseln hervor, die bestellt werden mussten: insgesamt 26. Blickfang wird die neue Eingangshalle: Sie ist 13 Meter hoch, aus Glas, wird aber teilweise mit Holz verkleidet, es soll die Anmutung einer Scheune entstehen. "Das Gebäude ist höher als bisher, weil dann im Sommer, wenn wir die Klappen im Dach öffnen, eine bessere Thermik entsteht", erklärt Kiefl. Dann wird es nicht so heiß. Bei der Vergabe sind Spezialfirmen dabei wie ein Heizungsbauer für Gewächshäuser, aber - und das ist Kiefl wichtig - viele Firmen aus dem Ort oder der Region berücksichtigt worden.

Auf der Baustelle wuseln bis zu 60 Arbeiter herum. "Also kommt auf jeden meiner Mitarbeiter ein Bauarbeiter", witzelt der Chef. Zwei Bauleiter kümmern sich mit ihm um den Fortgang der Arbeiten, und auch der Termin für die Eröffnung steht schon fest: Es soll der Samstag, 17. März, sein, rechtzeitig zum Auftakt der Frühjahrssaison. "Wir liegen im Zeitplan und halten auch den Kostenrahmen ein. Und wenn nicht ein sehr harter Winter kommt, müsste es auch klappen", zeigt sich Kiefl hoffnungsvoll. Zum Jahreswechsel soll der Umzug aus den alten Verkaufsräumen erfolgen, die dann abgerissen werden.

Warum nimmt er das Projekt auf sich? Kiefl erklärt es so: "Meine Kollegen erklären mich schon für verrückt. Aber meine Söhne werden den Betrieb einmal übernehmen. Und modernisieren hätten wir eh müssen, dann halt lieber gleich gescheit." Der eine Sohn ist 16 Jahre alt, der andere 21, er studiert gerade Betriebswirtschaft. Ehefrau Carola ist momentan für das Tagesgeschäft zuständig, Wolfgang Kiefl für das Bauprojekt und die Finanzen. Anstrengende Zeiten also für die Familie. "Die normale Arbeit mache ich zwischen vier und sechs Uhr in der Früh", sagt Kiefl, dann kümmert er sich fast nur noch um die Baustelle. "Da bleibt nicht viel Zeit für anderes".

Als erstes will Kiefl, wenn alles klappt, in einem Teil des Neubaus, der künftigen Eingangshalle, am 21. Oktober den beliebten Weihnachtsmarkt eröffnen. "Allein der Aufbau dafür dauert drei Wochen", seufzt er. Dies sei nur mit Aushilfen und der Unterstützung durch befreundete Familien zu schaffen. Ehefrau Carola kennt auch die Farb- und Dekotrends für dieses Weihnachten: Burgunder, Brombeer, Purple, also dunkles Lila, kombiniert mit Gold, das sollen die vorherrschenden Farben bei der Weihnachtsdeko in der guten Stube und am Baum werden.

Und dann gibt es schon Ideen für später, wenn der Betrieb im Neubau läuft: "Wir wollen uns auf Tomaten spezialisieren, und zwar auf 30 bis 40 alte Sorten, die einfach robuster sind als moderne Neuzüchtungen und vielleicht auch besser schmecken", sagt Kiefl. Dafür soll ein Teil der "Produktion", wie er sagt, also der Gewächshäuser, in einer Art Tomatenplantage verwandelt werden: Noch offen ist, ob die Kunden die Tomaten auch selbst pflücken dürfen.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: