Bosco:Gautinger Wundertüte

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Das Bosco bietet in seinem Halbjahresprogramm Kinder-Hörspiel, Klassik und eine neue Literaturreihe. Zu den Künstlern gehören Musiker wie Axel Zwingenberger, Sarah Lesch und das Susanna Karl Trio

Von Gerhard Summer, Gauting

Das Bosco ist längst zur großen Wundertüte geworden. Man greift hinein und staunt, was da so alles raus kommt: Schauspiel, Kindertheater und Kabarett, Jazz, Klassik, Ragtime, Blues, Weltmusik und Literatur, dazu noch Vorträge, eine philosophische Reihe und Gespräche mit bekannten Leuten. Ja, das ist verdammt viel. Mal spricht ein Diplom-Biologe über "Kommunikation im Tierreich" , mal wildert der unermüdliche Josef Brustmann im Wald der Pointen, mal führen Solisten der Berliner Philharmoniker vor, wie man eine Unterhaltung auf zehn Instrumenten führen kann. Auf Faltsch Wagoni folgt Isabelle Faust, auf "Struwwelpeter reloaded" die Allgäuer Band Rainer von Vielen, die schon wegen ihres Namens einen Preis bekommen müsste. Und so geht es weiter in diesem quietschbunten, abenteuerlichen Spielplan. Ein Halbjahresprogramm, süffig wie ein Wunschpunsch. Wobei es dem Bosco-Team im Gegensatz zu Michael Endes bösem Zauberer Beelzebub Irrwitzer darum geht, jedes Jahr möglichst viele gute Taten zu vollbringen. Sozusagen.

Nach dem dreitägigen Fest zu zehn Jahren Bosco gibt's in dem rotgestrichenen Kulturhaus Gesang, Blue Notes und Ukulelenklang. Erst gastieren der Hamburger Pianist Axel Zwingenberger und die Sängerin Lila Ammons aus Chicago in Gauting, ein eingespieltes Duo, das Tournee durch ganz Europa absolviert hat und außerdem in Brasilien und New York spielte (Freitag, 25. September). Tags darauf gibt sich die Liedermacherin Sarah Lesch (Gesang, Ukulele, Gitarre) die Ehre. Vor ein paar Jahren war die junge Frau noch als Geheimtipp gehandelt worden. In ihren Songs geht es um Familie, Freundschaft, Verlust und Liebe, was jetzt vielleicht nicht so überraschend ist, aber eben auch um Heuchelei und Ignoranz, heißt es im Programmheft. Gitarrist Henry Schwegler begleitet die "Chansonedde" (Samstag, 26. September).

Die Hakenberg, die Hakenberg, die wütet gar in Hoffmanns Werk: Kabarettistin Sarah Hakenberg nimmt sich in ihrem Soloprogramm den "Struwwelpeter" vor. (Foto: Georgine Treybal)

Für Kinder ab sieben Jahren bringen der Schauspieler Sebastian Hofmüller und der Musiker und Komponist Greulix Schrank dann Anton Kästners "Pünktchen und Anton" auf die Bühne. Aber nicht als Theaterstück oder Lesung, sondern als Live-Hörspiel-Abenteuer. Was der Unterschied ist? Wahrscheinlich der, dass die jungen Zuschauer die Bilder zur Geschichte im eigenen Kopf entwickeln müssen, ganz so, als ob sie vor dem Radiogerät säßen (Sonntag, 27. September, 17 Uhr).

Nach der leichtfüßigen Geschichte von den ungleichen Freunden und der merkwürdigen Kinderfrau in der Pogge-Villa und dem Kinoabend mit Wolfgang Beckers wunderbare Tragikomödie "Good Bye, Lenin!" (Dienstag, 29. September) steht ein großer Brocken an: die "kosmische Kunstkammer", eine Art literarischer Wundertüte. Ja, das klingt groß und schwierig, vor allem weil der Kosmos schlecht in eine Kammer passt, außer man staucht ihn ganz gewaltig. Eine Aufgabe, für die das Bosco Gerd Holzheimer sowie diverse Sprecher verpflichtet hat. Worum es geht? Um den "Versuch, eine unüberschaubar gewordene - oder schon immer gewesene - Welt in einem kleinen Modell darzustellen, auf kleinstem Raum, in spielerischer Form, auf höchstem Niveau", so jedenfalls die Ankündigung. Holzheimer bezieht sich mit dem Begriff auf Alexander von Humboldts Hauptwerk "Kosmos" und die Kunstkammern der Renaissance.

Die neue Reihe hat fünf Folgen, mal geht es in die kosmische, die komische, die abgedrehte, exotische und erotische Kunstkammer. Zum Auftakt versammelt der Schriftsteller und literarische Landvermesser auf engstem Raum: Humboldt, Darwin, Goethe, Jean-Henry Fabre, Ernst Jünger und andere ("Im Auge eines Falterflügels, Mittwoch, 30. September).

Wer alles verstanden und die Kunstkammer beseelt verlassen hat, darf sich im Bosco auch mal gehen lassen. Schluss mit dem dauernden Tiefgang! Es muss doch auch erlaubt sein, sich zurückzulehnen und zu genießen, ohne dass die Gedanken gleich Achterbahn fahren? Klar, zum Beispiel beim Konzert des Susanna Karl Trios, das an diesem Abend der Bassist Stefan Berchtold verstärkt (Freitag, 2. Oktober). Und natürlich beim Gastspiel von Josef Brustmann, nein stopp: Der Mann ist Kabarettist, jedenfalls wenn er in Form ist.

Er verspricht für seinen Auftritt in Gauting ein verwildertes Programm, das "Fuchs-Treff - nix für Hasenfüße" heißt (Samstag, 3. Oktober) und davon handelt, dass da einer mit "schlauen Texten und frechen Liedern" durchs "Lebensunterholz" streift. Ja dann, kosmisches Waidmanns Heil!

Beginn im Bosco ist, wenn im Text nicht anders vermerkt, stets um 20 Uhr. Die Kartenpreise bewegen sich zwischen acht und 22 Euro. Bestellung und weitere Infos unter Telefon 089-45 23 8580 und unter www.bosco-gauting.de.

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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