Bildung:Segeln, Chor und Experimente

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Alles auf einen Blick: Josef Parsch, Direktor des Gymnasiums Starnberg, hat auf einem großen Kalender alle wichtigen Termine des neuen Schuljahres notiert. Die Vorbereitungsarbeiten sind nahezu abgeschlossen. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Die Gymnasien im Landkreis sind auf die Rückkehr zum G9 vorbereitet. Der Lehrermangel ist kein Thema mehr. Allein an der Starnberger Schule fangen 120 Fünftklässler an. Sie werden nach dem "Lehrplan plus" unterrichtet

Von Marcella Rau

Er freue sich darauf, "vielleicht endlich einmal ein ganz normales Schuljahr vor sich zu haben", scherzt Josef Parsch, Direktor des Starnberger Gymnasiums. Dabei ändert sich durchaus einiges für die Gymnasiasten, auch an denen anderen Schulen im Landkreis. Die gut 120 Fünftklässler, die Parsch dieses Jahr an seiner Schule begrüßen wird, sind der erste Jahrgang, der durch die Rückkehr zum G9 im Schuljahr 2018/19 statt zwölf wieder 13 Jahre lang die Schulbank drücken werden.

Doch die Umstellung, die im Laufe des nächsten Schuljahres erfolgen wird, bereitet Parsch wenig Kopfschmerzen. "G9 werden wir sicherlich genauso gut hinkriegen wie G8." Verlängern sei schließlich einfacher als kürzen. Auch die Direktoren der anderen Gymnasien sehen in der Rückkehr zur verlängerten Oberstufe kein großes Problem. Vor allem Eltern und ältere Lehrkräfte haben die Entscheidung begrüßt, erklärt Peter Meyer, Direktor des Christoph-Probst-Gymnasiums in Gilching. Er selbst freue sich vor allem darüber, dass nun endlich eine gewisse Planungssicherheit besteht, und die kleinteiligen Reparaturarbeiten am G8 nun endlich Geschichte seien.

Auch das Thema Lehrermangel, der den Schulen noch vor einigen Jahren erhebliche Probleme bereitete, spielt zumindest für die Gymnasien keine große Rolle mehr. Ganz im Gegenteil: Es gibt speziell in den Fächern Deutsch und Englisch ein nicht unerhebliches Überangebot an Lehrkräften. Um das Ungleichgewicht zwischen den Gymnasien und den Grundschulen, die bayernweit noch immer unter einem Mangel an Lehrkräften leiden, auszugleichen, gibt es seit nunmehr seit drei Jahren für Lehrkräfte, die für Gymnasium und Realschule ausgebildet wurden, die Möglichkeit, eine Zweitqualifikation für Grund- und Mittelstelle zu erwerben. Wofür ihnen dann Beamtenplanstellen in Aussicht gestellt werden. Einzig in den Fächern Physik, Informatik und Kunst haben Hochschulabsolventen auch an den Gymnasien gute Chancen auf eine Anstellung.

Dass es besonders im Bereich Informatik große Engpässe gibt, bestätigt auch Meyer. In seiner Schule sei es jedoch der Eigeninitiative einiger Lehrkräfte, die sich in diesem Fach weitergebildet hätten, zu verdanken, dass die Engstellen weitestgehend ausgeglichen wurden. Auch in der Zukunft scheint kein Lehrermangel auf die Schulen zuzukommen - etwa zehn Prozent der Unterrichtsstunden werden an den Gymnasien derzeit durch Referendare abgedeckt. Das ist zwar sicherlich eine Herausforderung, schließlich müssen Referendare intensiv betreut werden. Doch gleichzeitig leisten die angehenden Lehrer durch große Motivation und frische Ideen auch einen erheblichen Beitrag zum Schulalltag, darin sind sich die Schulleiter einig.

Eine weitere Neuerung für die Neugymnasiasten ist die Umstellung auf den sogenannten "Lehrplan plus", der sich statt auf die bloße Vermittlung von Fakten vermehrt auf den Erwerb von Problemlösungskompetenzen konzentriert. Die Umstellung hat in den Grundschulen bereits begonnen, sie betrifft vom kommenden Schuljahr an auch die Gymnasiasten. Sylke Wischnevsky, Leiterin des Gautinger Gymnasiums freut sich darauf. Bei ihr habe der neue Lehrplan, der verstärkt auf individuelle Förderung setzt und näher an der Lebenswirklichkeit der Schüler orientiert sei, offene Türen eingerannt. Als Kompetenzzentrum für Begabtenförderung habe die Gautinger Schule bereits in der Vergangenheit positive Erfahrungen mit ganz ähnlichen Konzepten gemacht.

Auch einige schulspezifische Änderungen gibt es an den Gymnasien im Landkreis. Tutzing etwa bietet in diesem Jahr erstmals eine Einführungsklasse an, in der Schüler mit mittlerem Schulabschuss, die eine Hochschulreife erlangen wollen, auf die gymnasiale Oberstufe vorbereitet werden. 20 Schüler haben sich schon angemeldet, berichtet Schulleiter Bruno Habersetzer stolz. Außerdem soll von diesem Jahr an Segeln als Wahlkurs für 25 Schüler aus der sechsten Klassen angeboten werden.

In Gilching werden die Jugendlichen schon früh auf eine Karriere als Forscher vorbereitet. Da die Nachfrage so groß war, bietet die Schule neben drei regulären und einer Chorklasse in diesem Jahr auch zwei spezielle Forscherklassen an, in denen die jungen Schüler in zusätzlichen Stunden am Nachmittag an wissenschaftliche Experimente herangeführt werden.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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