`Bier und Kunst`:Der Heilige Berg aus Kronkorken

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Drei Künstler zeigen auf der Wiese vor dem Kloster ihre Arbeiten zum Andechser Symposium

Von Kilian Pinl, Andechs

4300 Kronkorken hat Henning Leuschner für sein Bild verbaut. (Foto: Nila Thiel)

"Nein, ich habe nicht alle Biere selbst getrunken." Henning Leuschner schmunzelt. Denn klar ist, dass er "dann wohl nicht mehr stehen, sondern unter dem Tisch liegen würde", auf dem sein zwei Meter breites und eineinhalb Meter großes Bild gerade liegt. Es besteht aus etwa 4300 Kronkorken, die er in der vergangenen Woche auf der Wiese vor dem Andechser Kloster so auf eine metallene Leinwand geklebt hat, dass sie den heiligen Berg abbilden.

Daniel Züsli gab Barhockern ein Antlitz. (Foto: Nila Thiel)

Ursprünglich wollte er vorwiegend Deckel bayerischer Biere verwenden, aber da diese meist einfarbig sind, "habe ich jetzt auch einige Kölschdeckel verbaut", so Leuschner. Der Wahl-Kölner ist einer der drei Männer, die seit vergangenem Dienstag beim 17. Symposium "Bier und Kunst", im Schatten des Klosters an ihren Kunstwerken arbeiten. Während Leuschners Werk ähnlich ruhig und meditativ wie ein Puzzle entstand, ging es bei dem Bremer Uwe Schwarz und dem Schweizer Daniel Züsli, die aus massiven Eichenstämmen Holzskulpturen schnitzten, bisweilen etwas lauter zu. Denn um den Skulpturen die gewünschte Form zu geben, nutzten beide zumeist Motorsägen, mit denen sie zu Beginn die groben Umrisse und dann immer feinere Konturen aus dem Holz herausarbeiteten. Schwarz hat seine emissionsfreie Kühlkommode sogar ausschließlich mit der Motorsäge hergestellt. "Mir gefällt einfach die raue Oberfläche, die durch die Bearbeitung mit der Kettensäge entsteht", sagt er. Die Schubfächer seines Ökokühlschranks sind auf Vorder- und Rückseite mit Schlitzen versehen, sodass die Luft durch die Fächer zirkulieren und so den Inhalt kühlen kann. "Und er funktioniert", freut sich der Bremer und belegt die Behauptung, indem er eine kühle Flasche Bier aus einer der Schubladen zieht.

Uwe Schwarz fertigte eine Kühlkommode. (Foto: Nila Thiel)

Einige Meter weiter arbeitet sein Bildhauerkollege Daniel Züsli mit Hohlbeitel und Klüpfel die Details eines schelmischen Gesichts aus dem Sockel eines Barhockers. Insgesamt vier solcher Charakterköpfe hat der Schweizer in der vergangenen Woche geschnitzt. Von Dienstagnachmittag an laden sie auf der Wiese unterhalb des Andechser Bräustüberls zum Verweilen ein.

Auch die Werke der anderen Künstler werden noch mindestens zwei Jahre auf dem Klostergelände ausgestellt, wo sie "Besuchern und Pilgern hoffentlich noch viel Freude bereiten", sagt Hubert Huber, der das Symposium auch heuer wieder organisierte. Nach Ablauf der zwei Jahre können die Künstler ihre Arbeiten nach Hause holen oder verkaufen. "So ist wieder Platz für die Werke künftiger Symposien", auf die sich Huber jetzt schon freut.

© SZ vom 27.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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