Besondere Ausstellung:Der Schatz im Rathauskeller

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Barbara Blankenburg ist stolz auf das Archiv in Wörthsee, das sie seit 2015 betreut. Sie freut sich auch immer über "Neuzugänge". (Foto: Georgine Treybal)

Wörthsee öffnet sein Archiv. Es hat weit mehr zu bieten hat als staubige Akten

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Stickige Luft, staubige Akten, trockene Materie - so stellen sich viele ein Archiv vor. Dass dem nicht so ist, zeigt die Gemeinde Wörthsee an diesem Samstag. Archivarin Barbara Blankenburg öffnet von 10 bis 17 Uhr ihr Reich im Keller des Rathauses und zeigt ihre Schätze. Anlass dafür ist der bundesweite Tag der Archive.

Natürlich stehen im Wörthseer Archiv auch Akten. Aber nicht nur. So können sich die Besucher auch einen besonderen Fensterladen anschauen. Dabei handelt es sich um das einzige Stück, das vom früheren Hotel Fleischmann noch übrig ist. 1921/22 im Stil eines oberbayerischen Landhauses an der Seestraße erbaut, wurde die frühere Hotelgaststätte 1981 zum Abbruch freigegeben. Da war das ehemalige Prunkstück schon 30 Jahre lang nicht mehr in Betrieb und diente zuletzt Landfahrern als Nachtlager.

Ebenfalls ausgestellt sind im Archiv die drei 200 Jahre alten Bürgermeistermedaillen, die 2014 im Büro von Bürgermeisterin Christel Muggenthal aufgetaucht waren. Diese Medaillen aus dem Jahr 1818 sind mit den Ortsnamen Steinebach und Etterschlag versehen und so etwas wie die Vorläufer der heutigen Amtsketten.

Aber Barbara Blankenburg hat noch mehr zu bieten. Einen alte Schuh zum Beispiel, Fotos, Postkarten und die Oberaltinger Pfarrbücher, die bis ins Jahr 1611 zurückreichen und Aufschluss über Vorfahren geben. In Katastern sind die alten Hof- und Hausbezeichnungen nachzulesen. Ein weiteres besonderes Stück ist ein Porträt des renommierten Steinebacher Malers Fritz Mühlbrecht aus dem Jahr 1949. Es zeigt die Weßlinger Bürgerin Eva Maria van Rüschen im Alter von 18 Jahren. Van Rüschen hat ihr Jugendbildnis 2016 dem Wörthseer Archiv geschenkt.

Der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) ruft alle zwei Jahre den Tag der Archive aus. Er will damit die Öffentlichkeit aufmerksam machen auf die "vielfältigen gesellschaftlichen Funktionen der Archive" und die archivische Arbeit sichtbar machten. Das Motto heuer lautet "Demokratie und Bürgerrechte", die keine Selbstverständlichkeit seien und stets neu diskutiert, ausgehandelt und verteidigt werden müssten, schreibt der VdA. Die Archive seien dabei ein Fels in der Brandung, weil sie Geschehenes für nachfolgende Generationen aufbewahrten.

Barbara Blankenburg jedenfalls würde sich über weitere alte Postkarten, Fotos oder Unterlagen für das Wörthseer Archiv freuen. "Gerne auch unsortiert", sagt sie. Und bietet noch einen besonderen Service an: Wer zu Hause noch Handschriftliches in Sütterlin hat, es aber nicht mehr entziffern kann, kann damit gerne vorbeikommen. "Ich lese es dann vor", sagt die Archivarin.

Das Gemeindearchiv Wörthsee hat dienstags von 16 bis 18.30 Uhr geöffnet und ist telefonisch (08153/9858-27) Dienstag von 13.30 bis 18.30 Uhr und Mittwoch von 8 bis 13 Uhr erreichbar.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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