Berg:Zwei Nachfolger gesucht

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Bergs Bürgermeister Rupert Monn tritt nicht mehr an, drei Kandidaten positionieren sich. Tobias Völkl muss aber noch einen Geschäftsführer für seine Schreinerei finden

Von Sabine Bader, Berg

Nach 20 Jahren im Amt wird sich Bergs Rathauschef Rupert Monn im März kommenden Jahres nicht noch einmal zur Wahl stellen. Unangefochten hatte er drei Wahlperioden für sich entschieden. "Ich bin der Meinung, 20 Jahre sind genug", hatte er kürzlich erklärt, denn es gehe ihm auch darum, den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen. "Die Leute wollen auch mal wieder eine Veränderung." Die bekommen sie jetzt, denn die Karten in Berg werden völlig neu gemischt. Und die Kandidaten positionieren sich gerade.

Als erste hatte sich noch vor der Jahreswende Elke Link von der Gruppierung QUH erklärt. Schon zweimal hat sie den Amtsinhaber herausgefordert - 2006 und 2012. Beim ersten Mal holte sie 20 Prozent der Stimmen und im zweiten Anlauf 25 Prozent. Sahen viele Berger in der QUH bei ihrer Gründung noch ein paar Freaks, die das Polit-Establishment aufmischen wollen, so hat sich die Gruppierung in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe in der Kommunalpolitik entwickelt. Mit vier Mandatsträgern ist sie im Gemeinderat vertreten. Seit fünf Jahren ist Elke Link, 56, auch Dritte Bürgermeisterin.

Obwohl die Liberalen am Berger Ratstisch nur mit einem Sitz vertreten sind, rechnet sich Anke Sokolowski, 54, ebenfalls reelle Chancen aus. "Ich würde es gern machen", sagt sie zur SZ. Die offizielle Aufstellungsversammlung steht allerdings noch aus, sie wird voraussichtlich im März oder April stattfinden. "Seit 17 Jahren bin ich jetzt im Gemeinderat, ich bin aktiv in den Vereinen unterwegs. Und ich gehe davon aus, dass man mich kennt", glaubt sie. In den vergangenen fast 20 Jahren hatte die FDP nie einen eigenen Kandidaten aufgestellt, sondern stets Rathauschef Monn unterstützt.

Mitentscheidend für den Ausgang der Berger Wahl dürfte allerdings sein, ob sich Tobias Völkl zu einer Kandidatur entschließen kann. Der Schreinermeister aus Berg ist seit 15 Jahren Mitglied der Gruppierung Einigkeit (EUW) um Bürgermeister Rupert Monn und gilt als dessen erklärter "Wunschkandidat". Monn: "Tobi Völkl arbeitet strukturiert, ist menschlich schwer in Ordnung und würde sich in die neuen Aufgaben im Rathaus schnell einfinden", glaubt Monn. Obwohl Völkl nicht Mitglied des Gemeinderats ist, ist der 45-Jährige in der Gemeinde gut vernetzt - auch, weil er zehn Jahre lang Kommandant der Berger Feuerwehr war. Das Amt hat er Ende Januar an Bastian Sandbichler abgegeben. Kreisbrandrat für das Ostufer des Starnberger Sees bleibt er aber weiterhin. Er lebt mit seiner Lebensgefährtin in Berg und hat eine 13-jährige Tochter.

Soweit wäre alles gut, wenn da nicht Völkls eigener Betrieb wäre, den er gemeinsam mit seinem Kompagnon führt. Seine Schreinerei ist in Eberfing zwischen Seeshaupt und Weilheim und hat zehn Mitarbeiter. Ihnen gegenüber empfindet Völkl, wie er sagt, eine "große soziale Verantwortung". Nur wenn es ihm gelingt, einen guten Nachfolger zu finden, will er zur Bürgermeisterwahl antreten. "Ich würde es sofort machen, wenn ich einen leitenden Geschäftsführer finde oder meinen Anteil verpachten kann", sagte er zur SZ. Der 45-Jährige ist momentan fieberhaft auf der Suche nach einer betrieblichen Lösung, die sowohl ihn als auch seinen Kompagnon und die Mitarbeiter zufriedenstellt. Letztere beknien ihn derzeit abzusagen und im Betrieb zubleiben. Aber Völkl reizt das Bürgermeisteramt sehr. Das ist sein Dilemma.

Würde er sich entschließen, anzutreten, stünden nicht nur Monns Einigkeit, sondern auch CSU und Bürgermeinschaft (BG) hinter ihm. CSU-Chef Andreas Hlavaty erzählt, seine Partei habe sich intern darauf verständigt, Völkl zu unterstützen und keinen eigenen Kandidaten aufzustellen. "Wir müssen das Bürgermeisteramt in Hände geben, die es auch ausfüllen können. "Tobias Völkl ist genau der richtige Kandidat." Selbst antreten will Hlavaty, der seit neun Jahren Zweiter Bürgermeister ist, nicht. "Ich bin jetzt 56 Jahre alt, das tue ich mir nicht mehr an." Auch Rupert Steigenberger (BG) traut Völkl das Bürgermeisteramt zu. "Er wäre der Richtige", findet er. Steigenberger selbst will nicht antreten. Auch Elisabeth Fuchsenberger von der SPD winkt ab. "Ich mache es sicherlich nicht", sagt die Gemeinde- und Kreisrätin. Ob die SPD mit einem eigenen Kandidaten in den Berger Wahlkampf ziehen oder eine andere Gruppierung unterstützen wird, ist offen. "Wir haben uns noch nicht festgelegt", sagt sie. Julia Galloth von den Grünen schloss für sich selbst eine Kandidatur ebenfalls aus. Ihr Ortsverband hat sich in dieser Frage aber noch nicht festgelegt. Galloth selbst würde Völkl unterstützen.

© SZ vom 21.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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