Berg:Vom Zelt in den Container

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Gemeinderat genehmigt den Bau von fünf Containerblöcken am Ortsrand von Berg. 96 Flüchtlinge verlassen im Herbst die Zeltstadt und finden gegenüber dem Kreuzmöslberg eine neue Unterkunft

Von Peter Haacke, Berg

Der Umzug der rund 100 Asylbewerber in Berg von der Zeltstadt in eine zeitlich befristete Containeranlage im Herbst gilt als beschlossene Sache. Das Landratsamt hat eine geeignete Fläche im Außenbereich am östlichen Gemeinderand gegenüber dem Kreuzmöslberg angemietet, fünf Containerblöcke sollen hier aufgestellt werden. Der Berger Gemeinderat hat am Dienstag den vom Landratsamt gestellten Bauantrag für die Anlage mit 12:6 Stimmen genehmigt. In der Debatte gab es erheblichen Unmut über das Verfahren zum Umzug der Flüchtlingsunterkunft.

Bürgermeister Rupert Monn informierte den Gemeinderat am Dienstag über den aktuellen Sachstand, kurzzeitig wurde die Debatte emotional: Robert Schmid (CSU) etwa bezeichnete es als "Sauerei", dass die Gemeinde "nicht nach Alternativen gesucht" habe, etwa in Höhenrain. Als "nicht demokratiewürdig" monierte Andreas Ammer (QUH) das Verfahren: Zwar sei das Grundstück im Außenbereich an der Marienstraße "möglicherweise ein guter Standort", sagte er, aber die Entscheidung darüber "ist ohne jegliche Diskussion getroffen" worden. Sein Fazit: "Wir brauchen nicht mehr gefragt zu werden." Schwer tat sich auch CSU-Vorsitzender Andreas Hlavaty ("habe massive Bauchschmerzen") mit der Entscheidung, verteidigte das Vorgehen jedoch unter humanitären Aspekten: Die Containeranlage stelle eine erhebliche Verbesserung gegenüber der Zeltstadt dar, problematisch aber sei das Baurecht. Bürgermeister Monn verwahrte sich gegen die Vorwürfe von Schmid und erinnerte an den vergangenen milden Winter mit nur wenig Schnee: "Im Notfall hätten wir die Anlage am Huberfeld mit 110 Personen evakuieren müssen", sagte er.

Bereits Ende Juni hatte es ein Pressegespräch des Landratsamts Starnberg und der Gemeinde zum weiteren Vorgehen in Sachen "Asyl in der Gemeinde Berg" gegeben. Nachdem das Landratsamt die private Fläche im Landschaftsschutzgebiet gepachtet hat, sollen die Zelte am Huberfeld im Herbst abgebaut werden und die "Gäste" in die neue Wohnanlage am Ortsausgang in Richtung Aufkirchen umziehen. Geplant sind vier zweigeschossige Containerblöcke für insgesamt 96 Personen nebst fünf Kfz-Stellplätzen und 60 Fahrradständern; hinzu kommt - auf Wunsch des Helferkreises - ein separater fünfter Container für Verwaltung, Betreuung und Besprechungsraum, den die Gemeinde bezahlt. Die vorerst bis Juni 2021 befristete 16-Wohneinheiten-Anlage mit jeweils 49 Quadratmeter Fläche - also ein halber Container für sechs Personen - könnte nach derzeitigem Stand maximal zehn Jahre Bestand haben.

Positiver Nebeneffekt für die Gemeinde Berg ist die Möglichkeit, in der Anlage auch für Obdachlose Wohnraum anmieten zu können, denn die derzeitige Containeranlage zur Obdachlosenunterbringung ist ebenfalls so gut wie voll belegt. Das Problem dürfte sich weiter verschärfen, sobald Flüchtlinge als Asylanten anerkannt sind, ihren Lebensunterhalt aber aller Voraussicht nach in der Mehrzahl nicht aus eigener Kraft bestreiten können. Dank der Arbeit von Asylhelfern und Betreuern gilt die Flüchtlingsbetreuung in Berg bislang als problemlos. Bürgermeister Monn: "Besser können wir es nicht errichten."

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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