Berg:Schwache Winde

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Die erste Bilanz der Bürgerwind-Gesellschaft fällt verhalten aus. Zwar haben die vier Windräder weniger gekostet als geplant. Doch der Stromertrag bleibt im ersten Jahr hinter den Erwartungen zurück

Von Sabine Bader, Berg

Eine absolute Erfolgsbilanz war es nicht, die Robert Sing, Geschäftsführer der Bürgerwind Berg GmbH & Co. KG, den Berger Gemeinderäten am Dienstagabend präsentieren konnte. Der Grund: zu wenig Wind. Ein sehr schwaches Windjahr sei es gewesen, sagte Sing. Das schlägt sich natürlich auch in der Stromausbeute nieder. Fast in allen zwölf Monaten war man hinter den errechneten Sollwerten zurückgeblieben. Hinzu kommt noch der Ertragsausfall zwischen den Monaten Januar und März wegen fehlender Generatorendichtungen. Der finanzielle Schaden, der der Betreibergesellschaft dadurch entstanden sei, so Sing, werde von der Herstellerfirma Enercon ausgeglichen.

Insgesamt haben die vier Windräder, einschließlich Planung, Gutachten, Klagen und sonstiger Kosten die Anleger nicht ganz 20,9 Millionen Euro gekostet. Gerechnet hatte man mit 21,6 Millionen Euro. Somit konnte man fast 730 000 Euro günstiger bauen als geplant. Insgesamt belaufen sich die Einnahmen aus Stromerlösen bis zum Jahresende auf fast zwei Millionen Euro. Es gab am Dienstag nur einen Gemeinderat, der so wirkte, als koste er die vorgelegten Zahlen in Sachen Windausbeute förmlich aus: Peter Haslbeck (CSU). Er hatte von Anfang an prognostiziert, der Wind in der Gegend würde nicht ausreichen, damit die Anlangen rentabel arbeiten. "Wir sollten uns nicht in die Tasche lügen", mahnte er. Schließlich sei man unter dem Sollwert geblieben.

Wenig beeindruckt von Haslbecks Statement zeigte sich indes Robert Sing. "Es war eben ein extrem schwaches Windjahr", sagte er. Das sei schade. Aber damit müsse und könne man leben. Und die derzeitige Schwachwindphase wird zumindest bis Weihnachten laut Wetterprognosen andauern. Sing wirkte dennoch zufrieden. Man sei vor dem Termin mit dem Anlagenbau fertig geworden und habe dabei eine Dreiviertelmillion Euro eingespart. "Das ist doch nicht schlecht", findet er. Zudem werde es neben Zins und Tilgung auch in diesem Jahr Kapital für die Ausschüttung an die Anleger geben. Man habe jetzt schon 6,3 Prozent getilgt. Was wolle man mehr. "Wir sind schon auf dem richtigen Dampfer", davon ist der Geschäftsführer überzeugt. Und Sing, der sein Büro in Landsberg hat, ist in Sachen Anlagenbau schon fast ein alter Hase. Zu seinen Projekten zählen neben den vier Windrädern in Berg auch Anlagen in Lamerdingen und Fuchstal. Entspannt wirkte auch Bergs Bürgermeister Rupert Monn. Sicher sei das Ergebnis des ersten Betriebsjahres hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Doch "aufgrund des für jedermann erkennbar windarmen Jahres beunruhigt mich das in keinster Weise", so Monn.

Sing berichtete den Gemeinderäten auch vom Fund einer toten Fledermaus auf einem der Waldwege. Das Tier war ausgerechnet von einem Gegner der Anlagen entdeckt worden, so Sing mehrdeutig. Und berichtete in diesem Zusammenhang über das sogenannte Gondelmonitoring. Es handelt sich dabei um ein Gerät, das oben an der Gondel der Anlage befestigt wird und die Geräusche von Fledermäusen aufzeichnet.

Die Aufzeichnung hilft dabei, dass die Windräder rechtzeitig abgeschaltet werden können, damit möglichst wenige Tiere (nicht mehr als zwei pro Anlage und Jahr) zu schaden kommen. Der Fledermausflug findet nachts bei Temperaturen von mehr als acht Grad, einer Windgeschwindigkeit von unter sechs Metern pro Sekunde und trockener Witterung statt. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, werden die Anlagen automatisch abgeschaltet. Große finanzielle Einbußen sind dadurch nicht zu erwarten, denn bei wenig Wind wird bekanntlich auch kaum Strom erzeugt. Und so können große Abendsegler, Rauhaut- und Zwergfledermäuse möglichst gut geschützt werden.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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