Berg:Schönes Familienfest

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Das Kunstwerk des Monats stammt von Rabe Habdank

Von Ute Pröttel, Berg

Es waren einmal drei Brüder. Sie wuchsen unter der Ägide eines stark christlich geprägten Künstlervaters auf. Der erste wurde Pfarrer, der zweite Maler, der dritte Schauspieler. Der Schauspieler sagt vom Pfarrer: "Er wäre auch ein guter Schauspieler geworden." Der wiederum gesteht: "Ich habe von klein auf gut malen können, doch einer konnte es auf Dauer besser: Rabe." Alle drei haben ihren Platz im Leben gefunden. "Unser Vater hat seine vielfältigen Talente auf uns drei Söhne verteilt", erzählt der Maler Rabe Habdank.

Er ist mit seinem Bild "Nebel" der sechzigste Gast beim Kunstwerk des Monats im Berger Katharina von Bora-Haus. Gastgeber und Initiator des kunstsinnigen Zusammenseins ist der evangelische Pfarrer Johannes Habdank. Den Text zum Bild liest der dritte und jüngste Bruder Wowo Habdank. Alle drei sind auf der Maxhöhe groß geworden. Ihr Vater war der Maler und Grafiker Walter Habdank, der seit Ende der 80iger Jahre dort sein Atelier betrieb.

Obwohl Walter Habdank bereits seit vielen Jahren tot ist, ist er an diesem Abend im Katharina von Bora-Haus gegenwärtig. Bekannt wurde er mit seinen expressionistisch geprägten Holzschnitten zu biblischen Themen. Die Glasfenster in der Tutzinger Franziskus-Kapelle waren vor seinem Tod 2001 sein letzter großer Auftrag. "Er wollte mit seinen Bildern das Innerste des Glaubens vermitteln", fährt Rabe Habdank fort. Dass sein ältester Bruder sich also für den Glauben entscheidet und Pfarrer wird, liegt nicht so fern.

Aber Schauspieler? "Unser Vater war ein großartiger Selbstdarsteller", erinnert sich Rabe. Er selbst feierte in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Für ihn war von klein auf klar, dass er ebenfalls Maler werden wolle. Nicht trotz, sondern wegen des Künstlervaters. Bereits als Kind hat er viel gezeichnet, vor allem das Porträtieren liegt ihm. Das Studium an der Münchner Akademie der Bildenden Künste bricht er ab, lebt zehn Jahre in Italien und verlegt schließlich 2009 seinen Lebensmittelpunkt von München nach Berlin. Seine Bilder malt er überwiegend in Mischtechnik. Gerade entsteht eine großformatige Auftragsarbeit in Westerstede. Im Gegensatz zum Vater sind seine Themen weltlicher Natur: Alltagsszenen, Berlin, Frauen, an der Nahtstelle zwischen innerer und äußerer Welt.

Lange Zeit sah es so aus, als wäre Rabe Habdank der letzte in einer Reihe von immerhin sechzig Künstlern, die im Laufe der vergangenen fünf Jahre das Foyer des Katharina-von-Bora-Hauses in Berg bespielten und mit ihren Werken von Monat zu Monat den Raum und dessen Wirkung veränderten. Immerhin, die Finissage wäre ein fröhliches Fest von Familie, Künstlern und Freunden geworden. Doch erst im Januar geht's weiter. Wie stets zum Auftakt des Jahres wird ein verstorbener Künstler geehrt. Im Januar 2016 wird dies der Bildhauer Heinrich Kirchner sein. Im Januar 2013 war es übrigens Walter Habdank.

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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