Berg:Viel Geschmack, wenig Salz

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Natursalze als Bio-Toppings: Die Schwestern Nicole (links) und Nadine van der Mey mixen Produkte, die zur gesunden Ernährung beitragen sollen. (Foto: Nila Thiel)

Die Schwestern Nicole und Nadine van der Mey vertreiben über ihre Firma "Rock Your Food" innovativ hochwertige Lebensmittel in umweltbewusster Verpackung.

Von Katja Sebald, Berg

Die eine war auf der Suche nach einem originellen Mitbringsel, die andere hatte schon länger keine Lust mehr auf ihren Job. Kurzerhand beschlossen die beiden Schwestern Nicole und Nadine van der Mey, sich selbständig zu machen und eigene Salzmischungen zu kreieren. Aber die sollten anders sein als alles, was es bis dahin auf dem Markt gab: ein stylisches Geschenk und ein hochwertiges Lebensmittel zugleich, obendrein umweltbewusst verpackt, funktional und innovativ. Fünf Jahre später haben sich die beiden mit "Rock Your Food" etabliert. Die gemeinsame Firma hat ihren Sitz in Berg, wo Nicole van der Mey mit ihrer Familie wohnt. Von dort aus wollen die Schwestern jetzt möglichst viele Esstische erobern.

"Keine von uns beiden ist vom Fach", berichtet die 48-jährige Nadine van der Mey, die in Starnberg lebt. "Aber Reisen und Essen sind unsere gemeinsamen Leidenschaften", ergänzt ihre sechs Jahre ältere Schwester. Reisen, das bedeute für sie nicht nur sehen, riechen, hören, sondern vor allem auch schmecken. Ihre Reiselust und ihre multikulturellen Wurzeln sind wohl auch der Grund dafür, dass die Geschwister ursprünglich eine Ausbildung zur Reiseverkehrsfrau absolvierten. Ihr Vater ist Holländer, wurde aber in Indonesien geboren, wo die Großeltern lange lebten. Die Mutter ist Deutsche.

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Nachdem die Idee für das neue Produkt geboren war, begannen die kreativen Schwestern zu experimentieren: Zunächst in der Küche mit einer himmelblauen Onko-Kaffeemühle aus den Sechzigern, einem Erbstück von der Oma. Ihr Ziel waren nicht einfach irgendwelche Gewürzmischungen. Sie hatten aber nicht nur Gaumenfreuden, sondern auch noch andere Aspekte im Fokus: Das Ergebnis ihrer Versuche sollte nicht nur besonders gut schmecken, sondern auch toll aussehen. Es sollte zu einer gesunden Ernährung beitragen und Bioqualität haben, nachhaltig sein und am besten auch regional produziert werden.

In Omas Kaffeemühle wurde Salz mit Chili, Ingwer und Orangenschale gemixt, bis das Verhältnis zwischen möglichst viel Geschmack und möglichst wenig Salz perfekt war. Ehemänner, Kinder und Freunde durften probieren - und nach einem Tag war die erste Mischung fertig. Der Anfang war gemacht, aber dann ging es erst richtig los: Woher bekommt man Chili in Bioqualität? Wo findet man ein hochwertiges Salz? Warum ist schneiden besser als mahlen? Und wie soll das Ganze am Ende auf den Tisch kommen?

Auch die Gewürzdosen sind Hingucker und veredeln zum Beispiel Avocados. (Foto: Nila Thiel)

Die nächsten Experimente fanden also auf dem Bildschirm statt, wo aus "N & N" für Nicole und Nadine ein Logo wurde, ganz ohne die Hilfe eines professionellen Designers. Die Verpackung sollte ohne Plastik auskommen, auch von Kinderhänden leicht bedient werden können und auf dem Tisch ein echter Hingucker sein. In Dresden fand sich schließlich ein Unternehmen, das die selbst entwickelte, ebenso schlichte wie pfiffige Dose mit den drei Löchern produzieren konnte.

Nicole und Nadine van der Mey entschieden sich für ein Steinsalz aus dem Zechsteinmeer in Norddeutschland und warfen wieder die hellblaue Mühle an: Für das fruchtige Topping mit einer Beerenmischung, das Fleisch, Pasta und Avocado "rocken" soll, brauchten sie mehrere Wochen. Als sie endlich zufrieden waren und die erste Charge schon in den Dosen war, stellte sich heraus, dass die Himbeeren auch im getrockneten Zustand zu viel Feuchtigkeit enthielten und deshalb gegen Heidelbeeren ausgetauscht werden mussten.

Das war bei Weitem nicht der einzige herbe Rückschlag für die neuen Unternehmerinnen. Kaum waren im März 2020 die ersten Dosen versandfertig in den Regalen und das erste Event erfolgreich zu Ende gegangen, war auch schon wieder Schluss: Die monatelangen Lockdowns brachten die Geschäfte zum Erliegen. "Wir haben erst einmal alles wieder heruntergefahren und versucht, die Kosten zu senken, wo es nur geht", erinnert sich Nadine van der Mey.

Sie wollen die unterschiedlichsten Gerichte mit Ideen verfeinern

Seit knapp zwei Jahren arbeiten sie nun wieder mit voller Kraft. Sobald die Kinder morgens in der Schule sind, sitzen beide im Büro. Sie machen alles selbst, von der Buchhaltung über die Telefonakquise und den Webshop bis zum Versand. Auch den Verkaufsstand können sie mittlerweile ohne fremde Hilfe auf- und wieder abbauen, denn im Herbst und im Frühjahr stehen die Schwestern zusammen auf Messen und Fachmärkten. Und natürlich denken sie sich von Zeit zu Zeit wieder eine neue Salzmischung aus, zuletzt mit duftenden Rosenblättern oder mit Pilzen.

Im Fünfseenland und auch darüber hinaus sind sie mittlerweile nicht nur in Feinkostläden, sondern auch in Concept Stores vertreten, die besondere Geschenke verkaufen. "Aber meistens werden wir einfach weiterempfohlen", stellt Nicole van der Mey zufrieden fest. "Der Küchenschrank ist unser Feind", fügt sie lachend hinzu. "Wir wollen, dass unsere Toppings auf jedem Esstisch stehen und dort die unterschiedlichsten Gerichte verfeinern."

Ihre eigenen Kinder lieben vor allem das Marillensalz und streuen es über jedes Essen, erzählt Nadine van der Mey. Gourmets werden sich aber nicht nur über die ebenso ungewöhnlichen wie subtilen Geschmacksexplosionen auf ihrem Teller freuen, sondern auch über das Farbenspiel, das zum Beispiel die Blütenmischung auf ein Stück Mozzarella oder auf ein schnödes Butterbrot zaubert.

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