Berg:Projekt Übungswerkstatt

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Sie wollen eine Übungswerkstatt gründen: Peter Born (li.) und Iradj Teymurian, vom Asylhelferkreis in Berg. (Foto: Bader)

Der Koordinator des Berger Asylhelferkreises Iradj Teymurian und der Betreuer Peter Born wollen Flüchtlingen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, die Möglichkeit zum Arbeiten geben und suchen einen Raum

Von Sabine Bader, Berg

In vielen Helferkreisen lässt die Motivation mit der Zeit merklich nach. Man klagt über örtliche Behörden, die Asylpolitik der Staatsregierung und überhaupt über mangelnde Unterstützung. In Berg ist genau das Gegenteil der Fall: Da sind die Verantwortlichen des Helferkreises noch motiviert und planen ein neues Projekt. Das sieht so aus: Sie wollen auch denjenigen, deren Asylantrag nicht bewilligt wurde, die Möglichkeit zum Arbeiten geben. Das erklärte Ziel des ehrgeizigen Projekts: In einer Übungswerkstatt sollen Fachkräfte Grundkenntnisse vermitteln. Denn selbst wenn die Flüchtlinge einmal in ihre Heimatländer zurückkehren müssen, können sie dort die hier erlernten Fähigkeiten brauchen, um sich eine neue Existenz aufzubauen.

So sehen es der Koordinator des Berger Asylhelferkreises, Iradj Teymurian, und Projektbetreuer Peter Born. Günstige Maschinen zur Holzverarbeitung haben die beiden schon in Aussicht und zwei Schreiner, einer davon sogar ein Meister, die die Asylbewerber anlernen können, auch. Woran es aber krankt, das sind die Räumlichkeiten. Das ist auch der Grund, warum sich die beiden Initiatoren am Dienstagabend hilfesuchend an den Berger Gemeinderat gewandt haben. "Wenn wir Räume haben, legen wir sofort los", versicherte Teymurian. Man stehe quasi in den Startlöchern. Gesucht wird ein Keller, eine Lagerhalle oder eine große Garage. Wichtig ist vornehmlich, dass es in dem Raum eine Heizung und einen Stromanschluss gibt.

108 Asylbewerber - oder besser Gäste, wie die Flüchtlinge in der Gemeinde offiziell genannt werden - leben derzeit in Berg. 47 von ihnen sind Männer im arbeitsfähigen Alter. Und 70 Prozent davon haben keinen Job. Das ist es genau, was Teymurian und Born ändern wollen. Sie wollen erreichen, dass sich die Flüchtlinge an einen geregelten Arbeitsalltag gewöhnen und obendrein noch etwas Produzieren, was man im günstigen Falle auch verkaufen kann. Das ist das Ziel. Starten will man erst einmal mit einer Schreinerwerkstatt. Wenn dies gut klappt, soll noch eine Metallverarbeitung hinzukommen.

Und im Helferkreis rechnet man fest damit, dass die Flüchtlinge, selbst mit einem abgelehnten Asylantrag in der Tasche, noch lange in Berg bleiben werden, so dass es sinnvoll ist, sie in dieser Zeit auch zu beschäftigen. Das stärkt laut Born die Zufriedenheit der Leute erheblich, denn sie hängt schließlich eng mit dem Beschäftigungsgrad zusammen. Es sei nun mal eine Tatsache, dass etliche der Flüchtlinge keine abgeschlossene Ausbildung vorweisen könnten und auch deren Schulbildung rudimentär sei, hieß es von Seiten der Initiatoren. Also kämen für sie kaum reguläre Beschäftigungsverhältnisse in Betracht.

Bis dato hatte der Helferkreis seine Hauptaufgabe neben den essenziellen Dingen des täglichen Lebens auch darin gesehen, den Flüchtlingen Sprachkenntnisse zu vermitteln. Jetzt will man ihnen mit Hilfe der Übungswerkstatt noch weitere Lebensperspektiven eröffnen. Bergs Bürgermeister Rupert Monn nannte das Vorhaben "sehr anspruchsvoll". Bürgermeister Monn: "Da haben Sie sich etwas Großes vorgenommen." Die Gemeinderäte versprachen, Ausschau nach geeigneten Räumen zu halten.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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