Berg:Nie endende Reise

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Für Bernd Zimmer war ein monatelanger Trip durch den Süden der USA und Mexiko die Initialzündung für seine Arbeit als Künstler. Drei seiner Bilder sind nun in Berg zu sehen

Von Ute Pröttel, Berg

Im politisch heißen Jahr 1968 hatte Bernd Zimmer als damals 19-Jähriger das Starnberger Gymnasium verlassen müssen. Ohne Abi. Schule interessierte ihn damals nicht, Zimmer ging lieber segeln, er wurde im selben Jahr sogar Deutscher Meister. An seine Schulzeit erinnert er sich nicht gerne. "Schreckliche Zeit", erzählt der heute 68-Jährige. "Danach sind in meinem Leben viel spannendere Dinge passiert." Kann man so sagen.

Bernd Zimmer ist einer der wichtigsten Vertreter der sogenannten "Heftigen Malerei", die in den späten Siebzigerjahren in Berlin entstand, und zählt neben Rainer Fetting, Helmut Middendorf und dem Künstler Salomé zu den Mitbegründern der legendären "Galerie am Moritzplatz", einer Künstler-Selbsthilfe-Galerie, die 1977 in Berlin-Kreuzberg begründet worden war. Heute bewegt sich der Maler auf internationalem Parkett. Zimmers Bilder hängen im Bundeskanzleramt, dem Modern Art Museum Vancouver oder dem Städel Museum in Frankfurt. Das Bernrieder Buchheim Museum lud ihn 2015 zum "Gipfeltreffen": einer Begegnung zwischen dem "Jungen Wilden" Bernd Zimmer und dem Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner. Die Ausstellung geriet zum Publikumsmagneten und leitete im Museum eine Trendwende bei den Besucherzahlen ein. Seitdem gehören zwei seiner Werke zur ständigen Sammlung des Hauses.

Nach seinem Rauswurf am Starnberger Gymnasium hatte Zimmer eine Buchhändlerlehre beim Carl Hanser Verlag in München absolviert und war 1973 nach Berlin gezogen. Initialzündung für seine künstlerische Tätigkeit war eine fünfmonatige Reise durch den Süden der USA und Mexiko. "Als Künstler sehe ich mich beim Reisen als Lernender", zitiert ihn Katja Sebald, die Kuratorin der Berger Ausstellungsreihe "Kunstwerk des Monats". Auf der Suche nach neuen Bildern ist Zimmer Zeit seines Lebens auf Reisen. Bevorzugt zu Zielen, die noch nicht vom Tourismus heimgesucht sind. Zuletzt befand er sich auf einer längeren Reise in Indien, die er in seinen neuesten Bildern "Fliegender Stein" verarbeitete. "Beim Reisen bin ich auf kein Werk aus, aber im Anschluss sollen alle Bilder zusammen meinen Blick auf die Welt ergeben." Zimmer versteht Malerei als Kommunikationsmittel.

Genau das ist auch die Intention der nun bereits im sechsten Jahr sehr erfolgreich laufenden Ausstellungsreihe "Kunstwerk des Monats" im Katharina-von Bora-Haus. Zimmer ist der 77. Künstler, den die Kunsthistorikerin Sebald und Hausherr Pfarrer Johannes Habdank für ihre Reihe gewinnen konnten. Und Zimmer zieht. Die Vernissage war besser besucht als mancher Sonntagsgottesdienst.

Gleich drei großformatige Bilder aus seinem umfangreichen Werk hat der Künstler mitgebracht. Er bespielt damit das ganze Haus. Sie stammen aus den Jahren 2006 bis 2009 und geben einen Einblick in zwei seiner Serien: Cosmos und Reflexion. Daneben konnten die Besucher auch in der wunderschön gestalteten Werkausgabe "Bernd Zimmer. Alles fließt. Malerei." blättern, die 2015 beim Hirmer Verlag erschienen ist. Sie gibt einen eindrucksvollen Überblick über das große Werk des sympathischen Künstlers, der trotz seines Erfolges nahbar geblieben ist. Bei der Eröffnung in Berg beantwortete er jedenfalls geduldig alle Fragen der versammelten Künstlergemeinde. Und es gab sogar ein Wiedersehen mit einigen seiner Lehrer am Starnberger Gymnasium.

Am 25. Juni geleitet Bernd Zimmer durch die Ausstellung "Purrmann und der Expressionismus". Die Führung von 15.30 Uhr an im Buchheim Museum steht unter dem Motto: mit den Augen des Malers.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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