Berg:Neue Ideen zur Lösung alter Probleme

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Die Berger Bürgermeisterkandidaten positionieren sich bei einer Diskussionsrunde zu den großen Themen der Gemeinde

Von Sabine bader, Berg

Rupert Steigenberger, Anke Sokolowski, Elke Link und Robert Schmid (von links) stellten sich den Fragen der Bürger und von Moderator Peter Schiebel (rechts hinten). Markus Pfeifer von der Kolpingsfamilie freut sich über die vielen Besucher. (Foto: Georgine Treybal)

Wie präsentieren sich die vier Bürgermeisterkandidaten in der Öffentlichkeit? Und was hat man von ihnen zu erwarten? Das sind die Fragen, die die Berger am Freitagabend zuhauf in den Gasthof Post nach Aufkirchen getrieben haben. Schon eine halbe Stunde vor Beginn der Podiumsdebatte war der Saal mit mehr als 250 Besuchern brechend voll und die Veranstalter, die Kolpingsfamilie Höhenrain, musste die restlichen Bürger wieder nach Hause schicken. Der Grund für den Ansturm: 20 Jahre lang war sich die überwiegende Mehrheit in Berg offensichtlich einige, dass Rupert Monn einen guten Job macht und wählte ihn darum gleich dreimal in Folge zum Rathauschef. Doch jetzt tritt Monn nicht mehr an. Und so war es jetzt an den vier Kandidaten, die sich um seine Nachfolge bewerben, den Bürgern Rede und Antwort zu stehen: Elke Link (QUH), Anke Sokolowski (FDP), Robert Schmid (CSU) und Rupert Steigenberger (BG). Fast drei Stunden lang debattierten sie unter der Moderation von Merkur-Chef Peter Schiebel über Themen wie bezahlbaren Wohnraum, Energiewende, Rathausneubau und moderne Verwaltung.

Wohnungsbau

Die klassischen Einheimischenmodelle sind im kostspieligen Berg out. Da sind sich die Kandidaten einig. Jetzt heißt es, im Erbbaurecht und genossenschaftlich zu bauen. "Wir müssen schauen, dass wir den Boden den Marktpreisen entziehen", sagte Steigenberger, der neben der Bürgergemeinschaft auch von Einigkeit und SPD unterstützt wird. "Wir müssen den Innenbereich stärker überplanen und dort, wo es passt, Geschosswohnungsbau zulassen." Für Elke Link ist es entscheidend, überhaupt geeignete Grundstücke zu finden.

Energiewende

Uneins sind sich die Kandidaten, was das Thema Windenergie angeht. "Wir haben da ein super Zeitfenster erwischt", lobte Rupert Steigenberger. Während er, Elke Link, und Anke Sokolowski die vier Berger Windräder in den Wadlhauser Gräben klar befürworten, gab Robert Schmid unumwunden zu: "Ich war da immer ein wenig dagegen." Darüber hinaus setzt Link umweltpolitisch auf das Belohnungsprinzip. Man sollte Privatpersonen, die auf E-Mobilität setzen, auch fördern, sagte sie und plädierte für Leihräder im Ort. Steigenberger hat sich privat bereits für ein E-Auto entschieden und fährt, wie er sagte, auch finanziell gut damit. "Wir müssen alle mitmachen", mahnte der 53-Jährige, "sonst funktioniert es nicht."

Rathausneubau

Eines wird im Verlauf der Podiumsdebatte auch deutlich: Die Berger Bürger hätten gerne mehr mitgeredet beim Thema Rathausneubau. Das moniert zumindest eine Initiative, die am Dienstag 50 Unterschriften an Bürgermeister Rupert Monn übergeben möchte. Befürchtet wird, dass beim Bau lediglich die ökologischen Mindeststandards eingehalten werden. Während sich Link und Sokolowski im Nachhinein mehr Transparenz gewünscht hätten, fand Schmid: "Was das Rathaus angeht, haben wir gut informiert." Steigenberger hätte es begrüßt, wenn es in Berg, ähnlich wie in Starnberg, Agendagruppen geben würde, die sich mit bestimmten Fragen längerfristig, gezielt beschäftigen. "So könnten wir ein breites Bürgerforum hinbekommen", sagte er.

Was das bisherige Rathaus angeht, reicht das Spektrum von Nutzungsideen von Krippenplätzen über Wohnungen bis hin zu einem Raum, in dem die "Jugend auch mal kickern kann"(Link). Wenngleich Steigenberger zu bedenken gab: "Ein Jugendraum im reinen Wohngebiet ist nicht immer ganz pflegeleicht."

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Karl Brunnhuber, 62: "Mit allen Kandidaten auf der Bühne habe ich in meiner zeit als Berger Gemeinderat schon zusammengearbeitet. Von dem einen oder anderen hätte ich mir bei so manchem Thema mehr Kompetenz gewünscht und mehr Tiefe bei der Beantwortung der Fragen. Aber alles in allem fand ich, dass sie sich sehr bemüht haben." BAD

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Nicolas Thiltges, 29: "Ich fand den heutigen Abend sehr spannend und sehr engagiert. Die Bürger haben auch sehr differenzierte Fragen gestellt. Was die großen Projekte angeht, unterscheiden sich die Bewerber nicht sehr. Entscheidend wird letztlich also sein: Wer kann mit seinem Führungsstil den Bürgern am besten helfen." BAD

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Herrmann Will, 73: "Ich fand den Abend hochinformativ. Denn er hat mir gezeigt, wo die jeweiligen Kandidaten ihre Stärken und Schwächen haben. Und ich habe nach diesem Abend auch das Gefühl, dass sich die Bürger künftig mehr als bisher in ihrer Gemeinde engagieren wollen. Darüber freue ich mich sehr." BAD

Moderne Verwaltung

Elke Link versteht unter einer modernen Verwaltung auch ein Rathaus, das seinen Mitarbeitern Home-Arbeitsplätze anbietet und Termine online vergibt. Schmid gab aber zu bedenken, dass nicht alle älteren Leute fit am Computer seien. Steigenberger sagte, dass die öffentliche Verwaltung als Arbeitgeber durch Familienfreundlichkeit, Mitarbeiterwohnungen zu moderaten Mietpreise und Aufstiegschancen punkten könne: "Es brennt der Kampf um die besten Köpfe."

Selbsteinschätzung

Und wie schätzen die Kandidaten ihre Fähigkeiten selbst ein? Link ist sich sicher, dass sie "gut netzwerken" und zuhören kann. "Ich bin offen für Sorgen, für innovative Ideen und auch mal für Luftschlösser", sagte sie. Steigenberger sagte, er könne mit seiner Erfahrung in Menschenführung punkten. Sokolowski findet es wichtig, "keine Klientelpolitik" und völlig unabhängig zu agieren. Und Schmid versprach den Bürgern: "Berg soll Berg bleiben."

© SZ vom 02.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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