Berg:Luther, Lyrik und die Liebe

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Sciubba und Cordula Trantow kennen sich schon seit 2004 vom Süddeutschen Theaterfestival in Starnberg. (Foto: Mary Burns)

Christian Sciubba begleitet eine Lesung von Cordula Trantow mit der Flamenco-Gitarre und eigens komponierten Stücken.

Von Enya Wolf, Berg

Ein lyrisch-musikalisches Spektakel ereignet sich diesen Donnerstag im Atelier "Stall" in Allmannshausen. Die Schauspielerin Cordula Trantow und der Gitarrist und Komponist El Sciubba tauchen in die Welt der Gedichte ein, die Lesung ist leider schon ausverkauft. Christian Sciubba ist der Sohn der Malerin und Gastgeberin Hannelore Jüterbock und in Starnberg aufgewachsen. Im Alter von zwölf Jahren ging er auf seine erste Tournee, es folgten Auftritte in der ganzen Welt. Die SZ sprach mit ihm.

Herr Sciubba, was erwartet die Zuhörer heute Abend?

Eine Lesung der ganz anderen Art: Wir bereiten Gedichte schauspielerisch und musikalisch auf. Cordula Trantow spricht die Gedichte nicht nur, sie spielt sie - und das allein mit ihrer Stimme. Meine Aufgabe ist es, diese Botschaft in Klänge zu übersetzen. Es handelt sich dabei freilich um eine ganz individuelle Interpretation. Doch ich hoffe, dass auch das Publikum sie nachempfinden wird. Ich habe schon viel komponiert, aber das ist etwas völlig Neues für mich. Für unser Publikum sicherlich auch.

Ungewöhnlich ist nicht nur Programm, sondern auch Veranstaltungsort: Sie treten in einem ehemaligen Stall auf.

Meine Mutter nutzt den Raum schon lange als Kunstatelier und kam auf die Idee, ihn auch für andere Projekte zur Verfügung zu stellen. Cordula meldete sich bei uns, erzählte von ihrem Konzept und konnte mich schnell dafür begeistern. Wir kennen uns schon seit 2004: Ich komponierte für ihre Inszenierung von "Romeo und Julia" in Starnberg. Das war schon eine größere Sache, mit Cosma Shiva Hagen in der Hauptrolle. Diesmal ist der Rahmen kleiner, alles ist viel direkter und intimer.

Wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit dieses Mal?

Ausgefallene Gitarrenmusik und klassische Gedichte, das gehört überhaupt nicht zusammen. Gerade dieser Kontrast macht für uns den Reiz aus. Musik und Lyrik müssen in Dialog treten, keine von beiden darf die andere dominieren. Ich habe lernen müssen, mich zurückzuhalten. Mein Gitarrenspiel dient der Untermalung und der Akzentuierung, nur in den Redepausen ist Platz für mehr - eine Herausforderung. Ich denke, wir befinden uns nun in einem ausgewogenen künstlerischen Gespräch.

Von Benn bis Rilke sind viele große Lyriker dabei. Welches Gedicht hat Sie beim Komponieren am stärksten bewegt?

Es mag skurril klingen, doch es ist gerade derjenige Text, der nicht von einem Dichter stammt: "Das Hohelied der Liebe", übersetzt von Martin Luther. Bislang kannte ich diese Verse nicht, doch sie haben mich sehr beeindruckt. Das Hohelied beschreibt meiner Ansicht nach ein allgemeines spirituelles Verständnis von Liebe. Das zieht sich wie ein feiner roter Faden durch die Gedichte, die Cordula ausgewählt hat. Leitmotiv ist die Liebe allerdings nicht, kriegerische Lyrik gehört auch zum Repertoire. Die Stimmung der Texte übertrage ich auf eine musikalische Ebene. Dabei lasse ich bewusst persönliche Noten mit einfließen.

Wie würden Sie Ihren eigenen Stil denn beschreiben?

Ich bezeichne meine Richtung gerne als "Jazzmencosoul", das trifft es wohl am besten. Meine Musik beinhaltet viele Jazzelemente. Ich liebe die Flamenco-Gitarre und habe sie acht Jahre lang in Sevilla und München studiert. Bedauerlicherweise wird die klassische Gitarre so oft und so gut gespielt, dass es kaum noch Entwicklungspotenzial gibt. Mit Flamenco aber kann ich nach Belieben experimentieren, die Regeln sind nicht so festgefahren. Flamenco ist sehr gefühlsbetont und drückt oft großen Schmerz aus. Ich nehme etwas von dieser Dramatik und integriere Soul und modernere Komponenten in meine Musik.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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