Berg:Lernen und Wohnen

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Gemeinderat befürwortet Ausbaupläne auf Gut Biberkor

Von Sabine Bader, Berg

Wenn es etwas gibt, was Bergs neuer Bürgermeister Rupert Steigenberger gar nicht schätzt, dann sind es unliebsame Überraschungen in Sitzungen. Darum will er hinsichtlich der Neubaupläne auf Gut Biberkor auf Nummer sicher gehen. Der ehemalige Gemeinderat stand mit großer Mehrheit hinter dem Inklusionsprojekt für ein Mehrgenerationenhaus und ein "Haus des Friedens" auf dem Gelände. Doch mit der Kommunalwahl im März gab es einen Generationswechsel, fast die Hälfte der Ratsmitglieder ist neu. Allerdings stellte sich jetzt heraus, dass auch das neue Gremium dem Vorhaben positiv gegenüber steht. Es geht also voran auf Biberkor.

Es traf sich am Dienstagabend auch gut, dass Grundeigentümer Werner von Kahlden-Gmell den Ratsmitgliedern seine Visionen auf dem Gutsgelände selbst erläutern durfte. 1995 hatte er das Anwesen zwischen Aufkirchen und Höhenrain vom Orden "Schwestern von der Heiligen Familie" gekauft, dem das Gut zuvor als Erholungsheim diente. Schnell war klar: Kahlden-Gmell will auf dem Gelände ein einzigartiges Montessoriprojekt aus der Taufe heben - eine "Montessorischule für Alle - vom Kindergarten bis zum Abitur". Heute wird die Schule nach seinen Angaben von rund 560 Kindern und Jugendlichen besucht, 40 davon haben Beeinträchtigungen. Für sie ist das geplante Mehrgenerationenhaus unter anderem gedacht.

Künftig sollen dort 25 bis 30 Menschen mit und ohne Behinderung gemeinschaftlich leben können. Geplant sind Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen sowie eine Wohngemeinschaft für bis zu sieben Bewohner. Denn gerade junge Menschen mit Behinderung, die die Schule abgeschlossen haben, finden häufig weder eine Wohnung noch eine Arbeitsstelle. Das wollen Werner von Kahlden-Gmell und seine Ehefrau Dorothea ändern. "So könnten die Menschen in einer inklusiven Wohngruppe und in einem ihnen vertrauten Umfeld leben", erläutert der Bauherr.

Arbeiten könnten sie in der kleinen Landwirtschaft, der Gärtnerei oder Imkerei, die es bereits auf dem Gutsgelände gibt und die der 76-Jährige weiter ausbauen will, oder auch im Hofladen, der noch eingerichtet werden soll. Auch Schnupperlehren sollen in diesen Betrieben möglich sein, damit die Jugendlichen testen können, wo ihre Fähigkeiten liegen. In der Sitzung machte der Bauherr deutlich, dass sein Wohnprojekt auch Bürgern der Gemeinde Berg mit und ohne Beeinträchtigungen grundsätzlich offen stehen wird.

Unter "Haus des Friedens" versteht der Bauherr einen Andachtsort, in dem sich Schüler wie Erwachsene über philosophische, religiöse und umweltpolitische Fragen austauschen können. Der inspirierende, moderne Raum könnte nach seiner Vorstellung auch für Ausstellungen und Konzerte genutzt werden und öffentlich zugänglich sein.

© SZ vom 12.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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