Berg/Kempfenhausen:Kaske mag nicht mehr

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Vorsitzende des Kulturvereins Berg zieht sich zurück

Von Katja Sebald, Berg/Kempfenhausen

Joachim Kaske kapituliert, aber er kapituliert ohne Bitterkeit. Für das Jahr 2015 hat sich der Vorsitzende des Kulturvereins Berg aus der Programmgestaltung komplett zurückgezogen, bei der nächsten Jahresversammlung im November wird er auch den Vorsitz des Vereins abgeben. Als Grund für seinen Rückzug nennt er schlicht "mangelndes Interesse von Seiten der Mitglieder".

Immer wieder hatte sich Kaske darüber beklagt, dass die Mitglieder nicht zu den Veranstaltungen des Kulturvereins erscheinen. In der Reihe "Marstall Classics", bei denen der international renommierte Cellist Sebastian Hess mit anderen Musikern auftrat und immer wieder auch Werke der Neuen Musik vorstellte, saßen bei manchen Konzerten nur fünf oder sechs Leute im Publikum. "Dafür brauche ich doch keinen Verein", sagt Kaske resigniert. Auch die Literaturveranstaltungen mit Johano Strasser wurden meistens nur von einem "harten Kern" der insgesamt 140 Mitglieder besucht. Die rund 50 Künstler unter den Kulturvereinsmitgliedern seien lediglich an den Ausstellungsmöglichkeiten interessiert, die der Verein biete, so Kaskes Einschätzung. "Aber das ist ja legitim", fügt er hinzu. Und so müsse der Kulturverein nach seinem Rückzug eben wieder eine neue inhaltliche Ausrichtung finden. Auch der Versuch, mit den Angeboten des Vereins jüngere Menschen zu erreichen, sei gescheitert: Kein einziges Mitglied sei jünger als fünfzig, die weitaus meisten über sechzig. "Aber da muss ich mir vielleicht selber an die Nase greifen", sagt Kaske, der durchaus weiß, dass seine Leidenschaft für Neue Musik nur von wenigen geteilt wird.

Als der Jurist Joachim Kaske aus Kempfenhausen im Jahr 2008 den Vorsitz des Kulturvereins übernahm, stand die einst renommierte Ostufer-Künstlervereinigung kurz vor der Selbstauflösung. "Ich wollte nicht, dass der Verein mit seiner 20-jährigen Tradition vor die Hunde geht", sagte er damals. Die Mitglieder waren völlig zerstritten, die Vorstandschaft wechselte mehrmals. In den Jahren zuvor waren die Vereinsgeschäfte durcheinander geraten: Zwei Jahre lang hatte man keine Mitgliederbeiträge einziehen können, weil es Schwierigkeiten mit dem Bankeinzugsverfahren gab, dann fehlten Belege in der Kasse und der Entzug der Gemeinnützigkeit drohte. Innerhalb kürzester Zeit war es Kaske gelungen, den Verein zu befrieden und in finanziell sichere Bahnen zu lenken. "Ich habe zwar für Ruhe gesorgt, dafür aber auch den Verein sehr autoritär geführt", sagt er jetzt, "vielleicht hat man mir das übel genommen".

"Vor allem aber hat er uns erst einmal gezeigt, wie man so einen Verein organisiert", sagt die Künstlerin Juschi Bannaski, auch sie langjähriges Mitglied. Kaske hatte den Vorstand von fünf auf drei Mitglieder reduziert und die Aktivitäten des Vereins strukturiert. Für die drei Bereiche Bildende Kunst, Literatur und Musik hatte er kompetente Beiräte berufen. Er selbst organisierte eine Reihe hochkarätiger Sonderveranstaltungen und füllte mit Auftritten von Konstantin Wecker, Josef Bierbichler und Georg Ringsgwandl die Säle. Als Gemeinderat und Kulturbeauftragter der Gemeinde führte er alle Fäden zusammen. So stellte er etwa auch die Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Höhne, den Betreibern des Marstall, auf solide Beine.

Mit dem Marstall hatte die Geschichte des Vereins begonnen: Die Malerin Hannelore Jüterbock war in den 80er-Jahren mit Dazze Kammerl und Gerd Jäger aus Farchach auf das leer stehende Marstallgebäude des Berger Schlosses aufmerksam geworden. Man krempelte die Ärmel hoch, räumte Gerümpel und Dreck beiseite, reparierte und weißelte notdürftig. Die erste Ausstellung hieß "Bergwerke" und sollte Möglichkeiten aufzeigen.

© SZ vom 03.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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