Berg:Jein

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Was Berg vom Klimapakt hält

Von Sabine Bader, Berg

Was erneuerbare Energien angeht, ist die Gemeinde Berg gut unterwegs - wesentlich besser als alle anderen Gemeinden im Fünfseenland. Daran gibt es keinen Zweifel. Vor allem seit die vier Windräder in den Wadlhauser Gräben stehen. Mit ihnen produziert Berg mehr Strom, als die 800-Einwohner-Gemeinde jährlich benötigt. Und dann gibt es ja auch noch den Solar-Carport auf dem FSV-Sportgelände in Höhenrain, der ebenfalls Strom liefert. Davon können andere Kommunen nur träumen. Das wissen die Berger. Und es gibt ihnen Selbstsicherheit und ein gutes Gefühl. Beides merkt man ihnen auch an.

Und so reagierten sie zurückhaltend auf den Vortrag von Josefine Anderer-Hirt, die das Projekt Klimapakt im Berger Gemeinderat vorstellte. "Die Folgen der Klimaerwärmung treten noch schneller auf als erwartet", sagte sie zur Einleitung ihre Vortrags. Und sie ließ keinen Zweifel daran, dass aus dem ehrgeizigen Ziel des Landkreises, bis zum Jahr 2035 energieautark zu sein, bislang noch recht wenig geworden ist. Dabei hatte alles so engagiert begonnen. Kreisbaumeister Christian Kühnel hatte einen Plan entwickelt, der vorsah, dass sich bald nicht nur in Berg, sondern in etlichen Gemeinden des Landkreises Windräder drehen.

Doch diese drehen sich ausschließlich nahe der Garmischer Autobahn. Denn es kam Ministerpräsident Horst Seehofer mit seiner 10H-Regelung. Und die avisierten Standorte waren schnell aus dem Rennen und Makulatur. Kein Wunder, dass Anderer-Hirt nüchtern feststellte: "Der Klimabericht des Landkreises ist von seinen Zielen noch weit entfernt. Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln."

Da sich die Berger aber ohnehin anstrengen, dass energiepolitisch alles gut läuft in ihrer Gemeinde, fühlten sie sich offensichtlich kaum angesprochen. Dennoch meinte Anderer-Hirt: "Ich will mit Engelszungen werben, dass Sie sich auf den Klimapakt einlassen." Der Pakt besagt, dass jede der Gemeinden jährlich drei Maßnahmen in Angriff nimmt, die mit den Themen Strom, Wärme, Lebensstile und Strukturen zu tun haben. Das können auch kleine Dinge sein.

Natürlich ist auch für Rathauschef Rupert Monn klar, dass immer die Gemeinden in all diesen Fragen gefordert sind. "Wir müssen weiter handeln", sagte er, "auch wenn Berg sicher eine Vorreiterrolle hat." Doch es widerstrebt Monn offenbar, sich auf drei Projekte jährlich festlegen zu lassen. Ähnlich erging es auch anderen Gemeinderäten. Rupert Steigenberger (BG) und Sissi Fuchsenberger (SPD) sahen die Sachlage ein wenig anders. Sie warben für den Beitritt: "Welche Außenwirkung hätte es, wenn ausgerechnet wir uns verweigern würden", fragte Steigenberger. Auch ein Argument dachte sich offenbar der Rathauschef. Er und sein Geschäftsleiter Benjamin Bursic entwarfen dann auch einen wachsweichen Beschlussvorschlag, dem das ganze Gremium zustimmte.

Frei nach dem Motto: Wir bemühen uns, die Ziele des Klimapakts zu berücksichtigen, aber das tun wir eh. Nach der Abstimmung stellte Fuchsenberger aber die entscheidende Frage: "Sind wir jetzt dem Klimapakt beigetreten oder nicht?" Nun, irgendwie nicht wirklich. Oder?

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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