Berg:Hygienisch bedenklich

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Sechs Weiher und eine Kläranlage gibt es in und um Mörlbach. Jetzt soll der kleine Berger Ortsteil an den Ringkanal angeschlossen werden. (Foto: Thiel)

Mörlbachs Abwässer sollen künftig in den Ringkanal fließen

Von Sabine Bader, Berg

Wäre sie ein Mensch, dann wäre sie unstrittig ein Sorgenkind des Abwasserverbands Starnberger See: die Pflanzenkläranlage in Mörlbach. Bereits seit den Neunzigerjahren steht fest, dass sie nicht mehr den Standards entspricht und der kleine Berger Ortsteil mit seinen 200 Einwohnern darum an den Ringkanal angeschlossen werden muss. Denn es verbleiben Schlamm, Keime und viele andere Schadstoffe im Wasser und versickern im Boden. Doch der geplante Anschluss an den Kanal behagt vielen Mörlbacher Bürgern ganz und gar nicht, denn der kostet Geld.

Auf den Grundstücken in Mörlbach verläuft bislang ein so genanntes Mischsystem: Regen- und Schmutzwasser fließen über ein und denselben Kanal in die örtliche Kläranlage. Mit dem Anschluss an den Ringkanal wird dies allerdings vorbei sein: Die Hausbesitzer benötigen getrennte Regen- und Abwasserkanäle auf ihren Grundstücken - und wären an den Kosten beteiligt. Kein Wunder also, dass man in Mörlbach nach Alternativen sucht. Zu einem Infoabend über das Thema haben am Dienstagabend die Gemeinde Berg und der Abwasserverband ins "Müller's auf der Lüften" nach Farchach geladen. Mehr als 70 Mörlbacher waren der Einladung gefolgt.

Die Versammlung verlief bis auf wenige Ausnahmen recht diszipliniert. Man ließ einander ausreden, den betroffenen Grundbesitzern schien es in der Hauptsache um eine schlüssige Erklärung für die Entscheidung des Verbands zu gehen. "Wir wollen das einfach verstehen", sagte eine Besucherin. Und Stefan Weiß vom Wasserwirtschaftsamt in Weilheim gab sich alle Mühe, die Gründe verständlich zu machen. Sein Fazit: "Die Güteklasse des Wassers ist schlecht und die hygienische Situation ist äußerst bedenklich." Bürgermeister Rupert Monn ergänzte: "Jedes Klärwerk braucht einen Vorfluter, das hat Mörlbach nicht." An Ammer, Loisach und Würm, drei Fließgewässern, sei dies kein Problem. Würde man jetzt in einen zweiten der sechs Teiche in und um Mörlbach noch eine Klärstufe mehr bauen, käme dies laut Monn die Grundeigner teuer: Bliebe die Kläranlage erhalten, bekäme Mörlbach eine eigene Gebührensatzung. Das aber könnte man der Solidargemeinschaft der acht Seegemeinden nicht anlasten. Und das Abwasser in Mörlbach käme die Leute wesentlich teurer als die jetzigen 2,70 Euro pro Kubikmeter. "Nämlich 10 bis 15 Euro pro Kubikmeter", rechnete Monn vor.

"Die Wassermassen kommen großteils über die Felder und nicht von den Dächern", kritisierte eine Bürgerin. Worin nach ihrer Auffassung des Problem besteht, erläuterte der Mörlbacher Ingenieur Klemens Finsterwalder. Er hatte sich viel Arbeit gemacht, eine Mappe zusammengestellt, gemeinsam mit Nachbarn über einen beträchtlichen Zeitraum Proben genommen und die Reinigungsleistung untersucht. Sein Fazit: "Der gewachsene Filter ist nur darum wenig funktionsfähig, weil das Wasser nicht mehr ablaufen kann." Das Ganze sei also ein Wartungsproblem. Die Teichanlage sei zudem "energetisch hervorragend" und schon darum zu erhalten, auch wenn der Geschäftsführer des Abwasserverbands, Norbert Impelmann, konterte: "Es geht nicht nur um die Wassermenge, es geht um Bakterien."

Nach mehr als dreistündiger Debatte, kam man am Dienstag überein, dass Klemens Finsterwalder und eine kleine Delegation aus Mörlbach, sich an den Gesprächen mit dem Verband beteiligen werden.

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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