Bauprojekt:Kössinger warnt vor Finanzdebakel

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So sieht der geplante Gebäudekomplex im Modell aus. Im Erdgeschoss sollen eine Edeka-Filiale und ein Drogeriemarkt einziehen. (Foto: Georgine Treybal)

Gautings Bürgermeisterin verteidigt Neubau auf dem Schul-Grundstück

Von Michael Berzl, Gauting

Die Entscheidung fällt wohl im April: Die Gautinger können sich schon einmal darauf einstellen, dass sie dann darüber abstimmen dürfen, ob auf dem ehemaligen Schul-Grundstück an der Bahnhofstraße ein fünfstöckiger Komplex mit Läden und Wohnungen entsteht oder nicht. Dem bereits laufenden Bürgerbegehren gegen den Neubau will Bürgermeisterin Brigitte Kössinger ein Ratsbegehren entgegenstellen. Das kündigte sie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in großer Runde im Rathaus an. Gleichzeitig warnte sie vor den Folgen, falls sich eine Mehrheit gegen das Projekt aussprechen sollte. Eine Millionen-Rückzahlung für das Grundstück könnte dann massiv den Haushalt der Gemeinde belasten - was wiederum dazu führen könnte, dass diverse Zuschüsse gekürzt werden müssen.

Unter dem Motto "Keine Baukolosse in Gauting" sammelt die Initiative "Gauting aktiv" unter Federführung von Angelika Siegmund seit zwei Wochen Unterschriften gegen das Wohn- und Geschäftshaus, das die Erlanger Firma Sontowski errichten will. Die Kritiker halten den Komplex für großstädtisch und überdimensioniert und fordern, "dass das ganze Bauvorhaben stattdessen kleiner und besser zum Grundstück und zu Gauting passend gestaltet werden soll". Unterstützt wird die Initiative vom Bürgerforum sowie von Teilen der SPD und von den Grünen, die vor einem Jahr noch geschlossen für den Sontowski-Entwurf gestimmt hatten.

Während die Unterschriftensammler an der Bahnhofstraße um Unterstützer werben, machen im Rathaus Bürgermeisterin und Bauherren mobil. Vehement verteidigte Kössinger das Vorhaben und kündigte an: "Wir werden uns alle ins Zeug legen, weil wir das Projekt wollen". Auch Gemeinderäte würden dafür werben.

Auch die Firma Sontoswki macht nun in großem Stil Werbung in eigener Sache. Seit dieser Woche werden Faltblätter an alle Haushalte im Ort verteilt. Unter der Überschrift "Zukunft statt Stillstand" sind Informationen über das Vorhaben in zentraler Lage nachzulesen. So zeigt zum Beispiel ein Größenvergleich, dass der Neubau niedriger wird als das ursprünglich an der Stelle errichtete Kurhotel und nur eineinhalb Meter höher als das Schulhaus, das zuletzt dort stand. Als "Plus im Zentrum" werden der geplante Edeka-Laden und der Drogeriemarkt angepriesen, die Ende 2019 eröffnen sollen, außerdem die Büroflächen im ersten Obergeschoss und die 60 Wohnungen darüber. Laut Stephan Meier von der Sontowski-Geschäftsleitung haben sich schon mehr als 100 Interessenten für Wohnungen gemeldet. Unmissverständlich warnt das Unternehmen: "Bei einem Stopp der Planung würde wohl noch viele weitere Jahre Stillstand auf dem Areal herrschen und eine Brache mitten im Zentrum bleiben". Nach den Worten von Bürgermeisterin Kössinger gibt es eine Rücktrittsklausel, die es der Firma unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt, ganz vom Kaufvertrag zurückzutreten. Dann müsse die Gemeinde aber auch die Abbruchkosten erstatten, die nach Angaben des Unternehmens bei mehr als einer halben Million Euro liegen. Zunächst aber hängt es davon ab, wie die Gautinger entscheiden.

Für die Firma Sontowski ist es nicht das erste Mal, dass Kritiker ein Bürgerbegehren gegen eines ihrer Bauvorhaben gestartet haben. In Stein bei Nürnberg gab es vor vier Jahren ein Plebiszit über ein Einkaufszentrum. Beim Entscheid stimmte eine Mehrheit dafür.

© SZ vom 08.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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