Bauprojekt in Schondorf:Hotel am Jakobskircherl nimmt erste Hürde

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Die St. Jakobs-Kirche wurde 1157 gebaut, die "Seepost" 2005 wieder eröffnet. Beide sind nur 50 Meter vom Schondorfer Dampfersteg entfernt. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Investor plant um 50 Prozent größer als erlaubt - Gemeinderat stimmt dennoch zu

Von Armin Greune, Schondorf

Der Gemeinderat ist prinzipiell einverstanden, dass ein Investor den Gasthof "Seepost" am Jakobskircherl zu einem Hotel ausbaut. Obwohl die Pläne sich über 150 Prozent der erlaubten Grundfläche erstrecken, fand sich eine 12:3-Mehrheit, die mit dem Bauwerber auf dieser Basis einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan aufstellen will. Einschränkend soll ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen werden, der Schondorf von einer Haftung freistellt, falls die Verhandlungen scheitern - oder sich der Bau aufgrund des Denkmalschutzes nicht realisieren lässt.

Das Sicherheitsventil scheint angeraten, denn über die Fundamente der historisch bedeutenden Kirche mit rarem, profanem Obergeschoss sei nichts bekannt, sagte Bürgermeister Alexander Herrmann (Grüne) in der Sitzung am Mittwoch. Aber egal, ob Eichenpfähle oder Feldsteine den unverputzten Tuffsteinbau tragen: "Beides darf bei den Arbeiten keine Erschütterung oder Austrocknung erfahren". Die Kirche wurde bis 1157 erbaut und gilt als einer der besterhaltenen romanischen Sakralbauten Oberbayerns. "Kleinod" und "mit eines der ältesten Bauwerke am Ammersee", nannte der früher als Architekt tätige Rathauschef St. Jakob. Und doch plädierte er dafür, "einen gemeinsamen Prozess mit dem Bauwerber" zu starten, wie am Vorabend der Bauausschuss nach zweistündiger Debatte mit 6:1 Stimmen empfohlen hatte. Denn der Investor sähe in den geplanten Dimensionen die Untergrenze für einen wirtschaftlichen Hotelbetrieb.

Der erste Antrag des Bauwerbers und Miteigentümers Cornel Hofmann für den Neubau hatte im Frühjahr in der katholischen Kirchenverwaltung und unter Denkmalschützern eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Der Entwurf des Planers Jürgen Stark sah für das dreigeschossige Hotel anstelle der bisherigen Remise eine Firsthöhe von 14,75 Meter vor - während im gültigen Bebauungsplan von 2008 maximal elf Meter und zwei Stockwerke festgelegt sind. Referenten des Landesamts für Denkmalpflege sahen so das Bau- und Kunstdenkmal St. Jakob in den Schatten gestellt, Professor Cornelius Mayer-Tasch vom Schondorfer Kreis sprach von "tendenzieller Kulturschande". Als Gefahr für die Kirche wurde angesehen, dass die zweigeschossige Tiefgarage bis auf fünf Meter heranrücken sollte. Zudem sei ungeklärt, ob sich im Boden ein unterirdischer Burgstall verbirgt oder eine Stollenanlage aus dem Hochmittelalter erstreckt.

Im nun abgeänderten Entwurf soll die Tiefgarage nicht so weit in den Innenhof ragen. Der Hoteltrakt würde nur noch je ein Ober- und Dachgeschoss tragen und am Giebel 12,40 Meter hochragen. Im Neubau soll ebenerdig ein 175 Quadratmeter großer Mehrzwecksaal entstehen, in den beiden Etagen darüber sind insgesamt 29 Zimmer vorgesehen. Für die Gäste stünden 14 Stellplätze in der Tiefgarage bereit, darunter fänden Technikräume, Lager und Wellnessbereich Platz. Die Küche soll vom Gasthof in einen Verbindungsbau mit Dachterrasse umziehen, die Gaststätte soll im Bestand verbleiben. Die im Bebauungsplan von 2008 auf 625 Quadratmeter limitierte Grundfläche werde um 50 Prozent übertroffen, erklärte Herrmann.

Wolfgang Schraml (FW) fand das nicht zu rechtfertigen, wo man sonst minimale Überschreitungen untersage: "Dem großen Investor erlauben wir das, bei kleinen Bauwerbern sind wir kleinlich." Mit dem Vorhaben würde der umbaute Raum von 4000 auf 13 000 Kubikmetern anwachsen, dem Eigentümer mache man so ein "Millionengeschenk". Rudi Hoffmann (Grüne) verwies darauf, dass man vor zehn Jahren mit dem Investor erbittert rang, um dann im Bebauungsplan das absolute Maximum an Baurecht festzulegen. Er erkannte im Projekt "keinen Benefit für Schondorf".

Dagegen sahen die meisten anderen Gemeinderäte im Hotel einen Gewinn für den Ort oder hofften mit dem Saal auch einen Versammlungsraum für Vereine zu erhalten. "Alles ist besser als diese verfallende Remise", fand Thomas Betz (CSU) und Stefanie Windhausen (Grüne) glaubte, die Bahnhofstraße durch die Hotelgäste beleben zu können. Marlene Orban (SPD) freute sich, dass mit dem Bau an der Remise fünf unschöne Parkplätze im Innenhof wegfielen. Und Herrmann betonte, der Ausgang der Verhandlungen mit dem Investor sei völlig offen.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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