Baupläne:Moderne Zimmer auf geschichtsträchtigem Boden

Lesezeit: 2 min

Am Standort des früheren "Simson" in Tutzings Mitte will der Projektentwickler Ehret + Klein ein Aparthotel errichten. Das Vorhaben auf dem 1740 Quadratmeter großen Areal ist trotz Genehmigung umstritten

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Das Hotel Simson in Tutzings Ortsmitte ist schon lange Geschichte. Jetzt soll an seinem einstigen Standort das moderne "Aparthotel Simson" errichtet werden. Nach dem Abriss des historischen Gebäudes zeigte sich das Areal an der Bahnhofstraße/Bräuhaustraße lange unwirtlich. Der Starnberger Projektentwickler Ehret+Klein kündigt nun an, dass der Bau für das neue Simson im Mai beginnen werde. Das markante spitzwinkelige Gebäude samt Rotunde auf dem Dach, das neben Hotelzimmern und Büroarbeitsplätzen auch der Tutzinger Tanzschule endlich die lang ersehnten neuen Räume beherbergt, ist der Start einer umfassenden Neuordnung des ehemaligen Fabrikgeländes der Firma Roche. Tutzing wird damit in den kommenden Jahren sein Erscheinungsbild rund um den Bahnhof entscheidend verändern.

"Alle Genehmigungen liegen vor. Der Vertrag mit dem Generalunternehmer ist unterschrieben", teilt der Projektentwickler mit. Jetzt könne ein Haken hinter für viele Beteiligte, Anwohner und nicht zuletzt Ehret+Klein "nicht nachvollziehbare Verzögerungen" gemacht werden. Tatsächlich haben sich Gemeinderat und alle für die Genehmigung Verantwortlichen seit Mai 2015 intensiv mit dem städtebaulich relevanten Vorhaben auf dem 1740 Quadratmeter großen Areal des früheren Hotels an der Bräuhausstraße 1 beschäftigt. Die Kritik in der Mitteilung ist nicht ganz nachvollziehbar. Der Bauwerber war mit einem Tekturantrag gekommen, hatte in ursprünglich zwei hohe Vollgeschossen drei niedrige gepackt, mit der Rotunde ergibt sich ein viergeschossiger Bau. Das gab Unmut im Gemeinderat, denn man hatte eine hohe Lobby und großzügige Räume ermöglichen wollen.

Mit einer Tagesbar sollen auch die Tutzinger in das neue Hotel gelockt werden. Es soll 25 Zimmer umfassen - in einer Größe zwischen 20 und 70 Quadratmetern. (Foto: Ehret+Klein/oh)

Heinrich Reiter (Freie Wähler) nannte das Vorgehen der Simson Errichtungs- und Betreibergesellschaft mbH, die Ehret+Klein zuzurechnen ist, im Mai 2017 "befremdlich". Der Bau wurde an anderer Stelle ein wenig abgespeckt, der Kompromiss mit drei Gegenstimmen der Freien Wähler zähneknirschend genehmigt. Denn der Bebauungsplan sieht an dieser Stelle eigentlich nur zweigeschossige Gebäude vor.

Realisiert wird im Rahmen eines Bebauungsplans das erste von fünf Baufeldern. Geplant sind rund 21 000 Quadratmeter Gewerbefläche auf dem ehemaligen Industriekomplex der Firmen Boehringer Mannheim und Roche. Geschaffen wird eine neue, städtisch anmutende Achse vom S-Bahnhof Tutzing in Richtung See. Wichtig war der Gemeinde besonders, dass ein zentraler Platz mit Aufenthaltsqualität entsteht.

Der Projektentwickler hebt in diesem Zusammenhang den Außenbereich des Simson hervor. Er lade mit einer Tagesbar Tutzinger wie Hotelgäste zum Verweilen und Begegnen ein. In den zwei Obergeschossen des Aparthotels seien 25 Zimmer zwischen 20 und 70 Quadratmeter für Geschäftsleute und Erholungssuchende verfügbar. Von der Bügelstation bis zum Fitnessraum werde der Bedarf für jede Aufenthaltsdauer bedient. "Co-Working-Plätze" seinen ebenfalls vorhanden, das heißt Arbeitsplätze mit kompletter Büro-Infrastruktur. Als ein "Highlight für die Gäste" wird die Lounge auf dem Dach bezeichnet, mit Blick auf den Starnberger See. 28 Tiefgaragen-Stellplätze stehen für private Autonutzer zur Verfügung.

Früher hatte das Hotel "Simson" in Tutzings Ortsmitte Reiche und Schöne beherbergt. (Foto: Starnberg)

Der Abbruch von Bestandsgebäuden ist für Anfang Mai avisiert. Das als Eventrotunde bekannte Gebäude bleibe aber noch stehen, heißt es. Darin ist derzeit die Tanzschule untergebracht. Der Rohbau des Aparthotels soll noch in diesem Oktober fertig sein, der Gesamtbau im April 2019.

Neben den sichtbaren Bautätigkeiten geht auch die städtebauliche Neugestaltung des ehemaligen Industrieareals voran. Derzeit läuft nach Angaben des Projektentwicklers ein Ideenwettbewerb, in dem drei Architekturbüros ihre Entwürfe für die drei angrenzenden Baufelder präsentieren.

© SZ vom 27.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: