Bariton:Charismatisch und klar

Florian Prey begeistert sein Publikum in der Remise

Schumanns "Liederkreis" hat thematisch durchaus Parallelen zur "Schönen Müllerin". Aber diese Sammlung von Miniaturen nimmt sich trotzdem leichter und heller aus als Schuberts Meisterwerk. Auch wenn von der Sehnsucht nach einer anderen Welt die Rede ist, von Leid und der weinenden Braut, endet der Zyklus mit der befreienden "Frühlingsnacht" und der Hoffnung auf Liebe. In der "Dichterliebe" nach Texten von Heinrich Heine herrscht eine entgegengesetzte Dramaturgie vor. Ironie, Verspieltes, die leicht surreale Szenerie und ein neues Selbstbewusstsein kommen dazu. Trotzdem ist auch das keine Zusammenstellung fröhlich-heiterer Lieder, denn am Ende begräbt Heine seine Liebe und seinen Schmerz im Sarg.

Bariton Florian Prey und Pianist Wolfgang Leibnitz setzten bei ihrem frenetisch beklatschten Konzert zum Kleinen Sommerfestival in der ausverkauften Gautinger Remise die beide Zyklen hintereinander, angereichert noch durch Intermezzi von Johannes Brahms. Und sie boten fast schon eine Lehrstunde in romantischer Liedgestaltung: sehr poetisch und berührend, mit feinem Sinn für dunkle Tönungen und das Verklingen.

Mit am beeindruckendsten: wie mühelos, klar und natürlich Prey seinen Part mit schlanker, jung gebliebener Stimme bewältigte. Das wirkte gerade im "Liederkreis" oft so charismatisch und leicht, als würde er die Gedichte von Joseph von Eichendorff nur vorlesen. Was vielleicht auch damit zu tun hatte, dass sich Florian Prey vor Pathos und vor Übertreibung hütete, ohne zu glätten.

Leibnitz wiederum begleitete kongenial und spielte in seinen Solos so betörend und aufmerksam für Klangfärbungen, als würde er jede Phrase und jedes Motiv auf die Goldwaage legen.

© SZ vom 07.06.2017 / sum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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