Musik:Das Ende der Bürgermeister-Band

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Sie gaben gern den Ton an: Die Bürgermeisterband "Dr. SchiWaGu" mit (v. li.) Wolfram Gum, Christian Schiller und Manfred Walter. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Trio "Dr. SchiWaGu" um Manfred Walter, Wolfram Gum und Christian Schiller findet keine Zeit mehr für gemeinsame Proben und Auftritte.

Von Sabine Bader

Es ist ein echter Musiker-Traum: Drei coole Typen stehen auf den gleichen Sound. Der eine, Manfred Walter, ist ein begnadeter Bassist und Sänger. Der Zweite, Wolfram Gum, entlockt seiner Leadgitarre griffsicher die richtigen Töne - mal samtweich, mal knallhart. Und der Dritte, Christian Schiller, gibt am Schlagzeug den Rhythmus vor und singt die zweite Stimme. Im Nebenberuf machen die drei Politik: Walter als Bürgermeister im Gilchinger Rathaus, Gum als Rathauschef in Seefeld und Schiller als Gemeindevorsteher in Herrsching. Sie nennen sich "Dr. SchiWaGu". Ihr Repertoire reicht von "Smoke on the Water" über "Johnny B. Goode" bis hin zu "Knockin' on Heaven's Door". Die Fangemeinde liegt ihnen zu Füßen. Doch jetzt das: "Es gibt uns praktisch nicht mehr", sagt Manfred Walter. "Seit gut einem halben Jahr haben wir nicht mehr geprobt. Es ist wie in einer schlechten Ehe, die sich so verläuft", beschreibt er sie Situation. "Wir haben uns faktisch schon aufgelöst."

Dabei hatte 2010 alles so hoffnungsvoll begonnen. In einer Bürgermeister-Dienstbesprechung kommt man ins Ratschen über Musik und so. Und in dessen Verlauf fragt Gum (CSU) seinen SPD-Amtskollegen aus Gilching und den parteilosen Kollegen aus Herrsching, was sie denn von einer gemeinsamen Band halten würden. Walter findet die Idee ebenso stark wie Schiller. Schließlich haben alle drei schon immer Musik gemacht: Walter spielte zehn Jahre lang in der Tanzcombo "Take It Easy", Gum in diversen Bands wie "Southern Tumbleweed", einer Countryband. Sicher, die Sache mit dem Proben war von Beginn an schwierig. Mal konnte der eine nicht, mal der andere. Und so war seit fünf Jahren auch der Sänger und Leadgitarrist Claus Angerbauer mit im Boot. Der hat einmal erzählt: "Als ich von Dr. SchiWaGu gehört habe, hab' ich gedacht: jetzt hast du nur zwei Möglichkeiten - entweder Bürgermeister zu werden oder gut genug zu sein." Logisch war er gut genug, und ehrenamtlich engagiert in der Politik obendrein als Weßlinger Gemeinderat.

"Man muss einfach die Realität erkennen", sagt Walter jetzt. "Ich habe seit einem halben Jahr keinen Bass mehr in die Hand genommen. Wir haben zu wenig Zeit, und ganz ohne Proben geht's nicht." Gut, Gum trete ja nicht mehr an, der sei künftig voraussichtlich nur noch Bürgermeisterinnen-Gatte. Aber für ihn und Schiller nehme bald der Wahlkampf Fahrt auf. Schiller sieht das zwar nicht so eng. "Von Auflösung habe ich noch nichts gehört", sagt er. Hat es vielleicht Dissonanzen zwischen den Musikern gegeben? "Nein, nein", beeilt sich Schiller zu sagen. Ihren geplanten Auftritt beim Jubiläum der Gleichstellungsstelle am kommenden Donnerstag in Gilching hat die Band kurzfristig abgesagt. Für die treuen Fans bleibt nur eine Hoffnung: Viele totgesagte Bands feiern irgendwann mal ein umjubeltes Revival.

© SZ vom 09.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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