Auszeichnung:Viel Ehr' für den Bär

Lesezeit: 2 min

Ausgezeichnet: Michael Muther bekommt von seinem Nachfolger Michael Sturm (rechts) die Urkunde zur Verleihung des Ehrentitels Altbürgermeister. (Foto: Nila Thiel)

Gemeinderat ernennt Michael Muther, der sich selbst gern als friedlichen Meister Petz bezeichnete, zum Altbürgermeister

Von Patrizia Steipe, Weßling

An den Leitspruch von Michael Muther erinnert sich Karl Roth genau: "Nicht ärgern - nur wundern", lautet die Lebensweisheit des ehemaligen Weßlinger Bürgermeisters. Der Weßlinger Gemeinderat hat Muther nun zum "Altbürgermeister" ernannt. Bei der Feierstunde im Oberpfaffenhofener Schützenhaus würdigten ihn die ehemaligen Kollegen mit Blasmusik und einem guten Essen. Die große Feier zum Abschied aus dem Rathaus war wegen Corona ausgefallen.

Zur Feier waren auch ehemalige Bürgermeisterkollegen wie Ferdinand Pfaffinger aus Starnberg, Ruppert Monn aus Berg sowie Brigitte Servatius aus Gauting gekommen. Der ehemalige Pfarrer Anton Brandstetter erwies dem langjährigen Kirchenpfleger Muther ebenfalls die Ehre.

Der Freie Wähler leitete das Rathaus zwei Amtsperioden lang, von 2008 bis 2020. Allerdings hatte er davor bereits fast 20 Jahre lang als Kämmerer in der Kommune gearbeitet. Seine Frau Renate hatte 1988 die Stellenausschreibung im Gemeindeschaukasten gelesen. Muther war damals im Gefängnis, erzählte sein Nachfolger Michael Sturm. Es ist eine der Anekdoten, die auch Muther gerne erzählt. Er freut sich dann höllisch über die Irritation, die sich auf den Gesichtern seiner Gesprächspartner nach diesen Worten widerspiegeln. Muther war natürlich nicht als Insasse in der Justizvollzugsanstalt, sondern dort in der Personalabteilung tätig, klärte Sturm auf. Für den eingefleischten Weßlinger war durch den Wechsel ins Weßlinger Rathaus der Arbeitsweg bedeutend kürzer geworden, was auch Ehefrau Renate und die sechs Kinder gefreut haben dürfte.

In Muthers Ära als Bürgermeister fielen der Kauf des Pfarrhofs und des Tierladengebäudes, der Neubau des Feuerwehrhauses, aber auch die Ortsumfahrung und die Planungen für die neue Schule. Und sein Team wuchs auf 102 Mitarbeiter, davon sind 67 in den gemeindlichen Kitas beschäftigt. "Meistens hat's passt - nur selten hat's kracht", lautete das Fazit, das Muther den Festgästen in einem gesungenen Gstanzl vortrug. Muther nannte sich selbst gerne "friedlicher Bär". Im Fasching unterstrich er dies sogar mit seinem Bärenkostüm, in dem er sich den Grundschulkindern präsentierte.

Auch das Gewerbe habe Muther "gut gepflegt", lobte Sturm. Die Gemeinde floriere. Was die Gewerbesteuer betrifft, so liegt Weßling mittlerweile nach Pöcking auf Platz zwei, bayernweit belegt die Kommune Rang 40.

An den ersten Kontakt mit Muther konnte sich Roth gut erinnern. Nach einer Sitzung habe man sich in einer Gastwirtschaft getroffen, wo Muther in seiner typischen Manier so richtig vom Leder gezogen habe. "Der langt aber deftig hin, was ist denn das für ein Kämmerer?", wunderte sich Roth damals. Bald wich das Erstaunen aber großem Respekt. Obwohl Muther kein Verfechter der Umfahrung gewesen sei, habe er sich als guter Demokrat erwiesen und sich mit aller Kraft bei der Obersten Baubehörde um finanzielle Förderungen für das mehrheitlich beschlossene Projekt eingesetzt.

Die letzten Jahre seiner Amtszeit waren überschattet von der schweren Erkrankung seiner Frau Renate, um die er sich seitdem hingebungsvoll kümmert. Langanhaltenden Applaus spendeten die Gemeinderäte und Gäste für diese Leistung.

Jetzt freut sich Muther, endlich mehr Zeit für seine Frau zu haben. Daneben kümmert er sich um seine Bienen, den Garten, spaltet Holz und genießt die Auszeiten in Südtirol. Seit April ist er außerdem Großvater. Und da gibt es auch noch den Stammtisch für die ehemaligen Bürgermeister in Andechs. Einmal war Muther bereits dabei.

© SZ vom 26.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: