Auszeichnung:Musikerin der Champions League

Lesezeit: 2 min

"Wertvoll für Tutzings Kulturleben": Bürgermeisterin Marlene Greinwald (li.) überreicht Helene von Rechenberg den Wilhelm-Hausenstein-Kulturpreis. (Foto: Georgine Treybal)

Tutzing ehrt die Organistin Helene von Rechenberg mit dem Kulturpreis der Gemeinde und dem Eintrag ins Goldene Buch

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Das Dankeschön für ihre Auszeichnung schenkte Helene von Rechenberg den Tutzingern, noch bevor sie den Wilhelm-Hausenstein-Kulturpreis überhaupt in Händen hielt. Sie hatte vor dem Festakt am Dienstag zu einer kleinen Abendmusik in die Pfarrkirche St. Joseph eingeladen. Dort intonierte die Organistin an der berühmten Sandtner-Orgel drei Musikwerke aus drei Epochen, von Johann Sebastian Bach, Max Reger und Georgi Muschel. Mal feurig, mal zart perlten die Klänge in den Kirchenraum und hielten die gut 100 Zuhörer in Atem. Auch Musiklaien spürten, mit was für einem außerordentlichem Können und mit welcher Leidenschaft die zierliche Kirchenmusikerin diese gewaltige Orgel zum Leben erweckt. Beim Festakt im Sitzungssaal des Rathauses würdigte Bürgermeisterin Marlene Greinwald sie als "Musikerin von herausragender künstlerischer Qualität" und bezeichnete von Rechenberg als "Glücksfall für das Kulturleben der Gemeinde".

Die gebürtige Münchnerin war 2009 als Organistin und Kirchenmusikerin an die Pfarrei St. Joseph berufen worden. Für diese Entscheidung zeigte sich die Bürgermeisterin als Vertreterin der politischen Gemeinde "sehr dankbar". Denn die Kirchenmusikerin spiele nicht nur oft - und dabei auch Originelles und Unkonventionelles -, sondern habe Tutzing durch völlig neue Formate bereichert wie den Tutzinger Orgelherbst, das Sommerkonzert zu Beginn der großen Ferien und ihr Konzert in der Tutzinger Kulturnacht. Hervorgehoben wurde ihre Zusammenarbeit mit anderen örtlichen Musikern, etwa im Rahmen der Brahmstage. Musikliebe bei der jüngeren Generation fördere sie durch ihre Arbeit mit dem Kinderchor von St. Joseph. Mit ihrer internationalen Konzerttätigkeit - unter anderem gab von Rechenberg Gastspiele in Wien und China - trage sie Tutzings Namen in die Welt, wie Greinwald betonte, und fördere das Renommée.

Klemens Schnorr, emeritierter Musikprofessor aus Freiburg, früher Orgellehrer und Förderer der Preisträgerin, hielt eine kurzweilige Laudatio. Er beschrieb, welches Aufsehen seine Studentin beim Orgelexamen bei der Prüfungskommission mit ihrem Spiel erregte und wie sie bei Wettbewerben in Dänemark und Nürnberg Preise abgeräumt hat. Schnorr nannte von Rechenberg "eine Musikerin der Champions League". Bedauerlich sei einzig, dass es die finanzielle Situation des Bistums Augsburg nicht erlaube, "auch beim Gehalt auf Champions-League-Niveau zu gehen". Helene von Rechenberg zeigte sich in ihrer Dankesrede von der mit 2000 Euro dotierten Auszeichnung und der Ehre ganz überwältigt. Sie erwähnte ihre Eltern, die sie "vollkommen unverkrampft als Kind klimpern ließen" und ihren Mann Mark. Den Physiker habe ihre Mutter beim Vorstellen vor der Tochter gewarnt: "Sie müssen Musik schon sehr mögen." Tutzing lobte die 44-Jährige als Ort mit vielen musikbegeisterten Menschen. Besonders dankte sie der Kirche St. Joseph, die ihr "eine Spielwiese" biete und vom Pfarrer über Kirchenpfleger, Mesner und Pfarrgemeinderat exzellent unterstütze. Der Preis bestärke sie sehr darin, mit ihrem Tun in Tutzing - "dem vielleicht schönsten Ort Bayerns" - weiter zu machen. Nach der Übergabe der Urkunde durfte sich von Rechenberg in das Goldene Buch Tutzings eintragen.

Die Gemeinde vergibt den Hausenstein-Kulturpreis seit 2007 alle zwei Jahre. Zu den Preisträgern gehören das Roncalli Kulturforum, die Brahmstage und die Tutzinger Gilde. Benannt ist er nach dem Tutzinger Kunsthistoriker, Schriftsteller und Übersetzer Wilhelm Hausenstein. Konrad Adenauer berief ihn 1950 zum Gesandten der Bundesrepublik in Paris, später zum Botschafter.

Unter dem Titel "Helene von Rechenberg an der Sandtner-Orgel St. Joseph Tutzing" hat die Musikerin Orgelwerke verschiedener Epochen für eine CD eingespielt. Die CD ist für 17 Euro in den Tutzinger Buchhandlungen Held und Eselsohr, im Tourismusbüro sowie im Pfarrbüro erhältlich.

© SZ vom 06.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: