Ausstellung:Klein aber oho

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42 Künstler stellen im Blauen Haus in Dießen aus. Von der Fotografie bis zur Glaskunst ist alles dabei

Von Katja Sebald

Wieder einmal trafen sich die Ammersee-Künstler im Blauen Haus in Dießen zu einer gemeinsamen Ausstellung unter dem Motto "Das kleine Format" - und doch war es diesmal ein bisschen anders, denn nach langem Tauziehen gehört das Blaue Haus jetzt ganz offiziell den Künstlern. Zu günstigen Konditionen können Kulturschaffende den Saal und nun auch den dahinter liegenden großen Raum von der Marktgemeinde für Ausstellungen, Konzerte oder Theaterveranstaltungen anmieten.

Höchst unterschiedliche Kunstwerke gibt es im Blauen Haus in Dießen zu sehen - darunter "Flug-Objekte" von Gerd Hoffmann. (Foto: Georgine Treybal)

"Spätestens jetzt muss das Maulen aufhören, dass die Gemeinde Dießen sich mit den Künstlern schmückt und nichts dafür tut", sagte denn auch Annunciata Foresti zur Eröffnung der von ihr initiierten und organisierten Ausstellung, die seit Jahren eines der Highlights im kulturellen Leben rund um den Ammersee ist.

42 Künstler hat sie diesmal auf einer um rund ein Drittel vergrößerten Ausstellungsfläche versammelt. Große Namen sind vertreten, aber auch lokale Größen. Von der Fotografie über die Zeichnung bis zur Malerei, von der Glaskunst bis zur Bildhauerei ist alles dabei. Erst einmal ist auch Platz für Installationen, die jedoch sozusagen außer Konkurrenz gezeigt werden, denn eigentlich ist die Bild- oder Objektgröße ebenso begrenzt wie der Preis für die einzelnen Arbeiten. Eigentlich soll keines der ausgestellten Kunstwerke mehr als 650 Euro kosten. Das Vernissagenpublikum aber kürte davon unbeeindruckt die Künstlerin Alexandra Hendrikoff mit ihren ungewöhnlichen, fragilen und an dünnen Schnüren im Raum schwebenden Objekten, deren Preis man nur auf Anfrage erfährt, zur Siegerin des Abends.

Florian Froeses Peek zeigt eine Glaskugelarbeit. (Foto: Georgine Treybal)

Bürgermeister Herbert Kirsch, der traditionell beim "Kleinen Format" einen Ankauf für die Kunstsammlung der Gemeinde tätigt, nahm deshalb eine Mops-Skulptur der zweitplatzierten Künstlerin Ilse Bill mit ins Rathaus und freute sich darüber ganz besonders, hatte doch der Simplicissimus-Zeichner Thomas Theodor Heine einst von Dießen aus zwar keinen Mops, aber doch eine rote Bulldogge berühmt gemacht.

Alexandra Hendrikoff erhielt ein Preisgeld von 500 Euro und durfte ihre kostbaren Kunstwerke, darunter das "Space Shuttle der kosmischen Katze", behalten. Ihre hauchzarten Gebilde entstehen aus Transparentpapier, Strohseide, Gaze und Garn. Sie haben geheimnisvollen Innenräume und Wölbungen, die in einem sinnlichen Rot leuchten und mit verschiedenen Pflanzenfasern und Löwenzahnsamen ausgekleidet sind. Die Öffnungen sind mit einem fedrigen Kranz umgeben, die Außenhaut ist durchscheinend und die Form organisch. Ihre Schöpferin versteht sie als Sinnbilder für das Leben, sie will mit ihnen die dünne Membran zwischen dem Innen und dem Außen, zwischen dem eigenen Empfindungsraum und der Außenwelt darstellen.

"Oblique frames" von Mary Kim. (Foto: Georgine Treybal)

Einen Ehrenplatz haben in der diesjährigen Ausstellung die Bilder von Hans Dumler bekommen: Es ist die Wand an der Stirnseite des Saals, die der Anfang des Jahres im Alter von 95 Jahren verstorbene Künstler immer für sich in Anspruch genommen hatte.

Auf jeder Ausstellung des "Kleinen Formats" war er mit seinen kleinen Gouachen von freundlich spitzbusigen Frauenfiguren vertreten gewesen, jetzt hat die Familie noch einmal "seine" Wand bestückt. Unbestrittener Höhepunkt der Ausstellung sind auch diesmal die Papierarbeiten des international renommierten Malers Bernd Zimmer, deren enorme Farbkraft durch das geringe Format beinahe noch konzentrierter wirkt.

Aber es lohnt sich auch, die Arbeiten der weniger bekannten Künstler in den Blick zu nehmen: Die winzigen Holzfigürchen von Christiane Osann etwa, die sich in Badezubern räkeln oder auf dem Hühnerhof tummeln, die gänzlich unprätentiösen Fischzeichnungen von Gregor Netzer auf gefalteten Papieren, geheimnisvollen Fotografien von Jörg Kranzfelder, die das Große im Kleinen zeigen, oder die traumversponnenen Landschaften auf kleinen Metallplättchen von Annunciata Foresti selbst.

Die Ausstellung "Das kleine Format" im Blauen Haus an der Prinz-Ludwig-Straße 23 ist noch bis zum 29. Oktober 2017, Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils von 14 bis 18 Uhr zu sehen, Eintritt zwei Euro inklusive Programmheft.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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