Ausstellung in Tutzing:Seensucht

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Die Galerie Benzenberg zeigt Gemälde aus dem 19. Jahrhundert und Werke zeitgenössischer Künstler, die sich auf die Suche nach Arkadien gemacht haben

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Tutzing

Arkadien ist überall. Auch am Starnberger See gibt es diesen Sehnsuchtsort, in dem Mensch und Natur im Einklang leben und in dem atemlose Stille herrscht. Insbesondere die Maler des 19. Jahrhunderts waren von Arkadien fasziniert und stellten die Seen in der Region als idealtypische Landschaft dar.

"Warum so weit schweifen, wenn wir Arkadien vor der Haustüre haben", sagte Peter Czernich in seiner Einführung zur Ausstellung "Sommer, Sonne, See und Meer", die in der Galerie am Rathaus in Tutzing zu sehen ist. Galeristin Anne Benzenberg hat aus ihrem Fundus Gemälde von Malern vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert zusammengetragen und sie in Kontext zu Werken aktueller Künstler gesetzt, die teilweise bislang noch nicht gezeigt worden sind. Am Donnerstag wurde die Ausstellung mit einem Konzert der Pianisten Barbara Sarlangue und Stefan Beck sowie der Sopranistin Cornelia Beck-Kapphan eröffnet. Die Seen- und Meer-Landschaften werden bis zum 29. September gezeigt.

Ein großer Sehnsuchtsort für Monika Arndt ist das Meer im Norden. Jedes Jahr verbringt die Künstlerin aus dem Chiemgau einige Zeit an Nord- oder Ostsee und versucht, Stimmungen einzufangen. Sie macht Fotos und malt sie später im Atelier auf Acryl. Manchmal aber malt sie auch direkt an Ort und Stelle. Ihre Bilder sind realitätsnah, aber nicht fotografisch. Sie fügt eine Bootshütte hinzu, die in der Realität nicht existiert, aber zur Komposition passt. Gestik und Mimik von Menschen, Büsche und Bäume werden oft nur angedeutet. Ihr scheinbar flüchtiger, aber gezielt gesetzter Pinselstrich orientiert sich am Expressionismus.

Monika Arndts zeitgenössisches Gemälde „Starnberger See mit Boot“. (Foto: Georgine Treybal)

Für die Ausstellung hat Arndt auch Sehnsuchtsorte am Starnberger See eingefangen - sattgrüne Wiesen mit einer Bucht im Hintergrund, ein Fischerboot im tiefblauen Wasser, Badende am Seeufer. Arndt fertigt gerne ganze Serien von einem Motiv. Manchmal grundiert sie die Leinwand in Ockertönen, die teilweise durchscheinen und den Werken Tiefe geben. Bei kleinförmigen Bildern malt die Künstlerin in warmen, aber fröhlichen Acrylfarben auf Papier. Immer sind ihre Arbeiten von intensiver Leuchtkraft.

Zart und durchscheinend indes wirken die Acrylgemälde des Bernrieders Manfred Hinkel. In seinen Bildern "Sunrise" oder "Sunset" zeigt er eine realitätsnahe Landschaft, frei von jeder Umweltzerstörung. Es ist eine idealisierte Natur, farblich jedoch verfremdet. Hinkel ist Romantiker. Mit seiner Kunst versucht der ehemalige Unternehmensberater, die Welt schöner zu machen, wobei er Schönheit sehr subjektiv sieht. Sie ist weder kitschig noch ohne Tiefgang. Auch wenn sich der Künstler erst mit der Malerei beschäftigt, seit er im Ruhestand lebt, ist er kein Autodidakt. Hinkel hat sich intensiv weitergebildet.

Das Bild des Münchners Ludwig Bock (1886 bis 1971) trägt den Titel „Segelboote auf dem Starnberger See“. (Foto: Georgine Treybal)

Mit kräftigem, sicheren Pinselduktus malt die Berger Künstlerin Simone Opdohl. Ihre Gemälde wirken abstrakt, ein Segelschiff wird nur angedeutet.

Die Werke aus dem Fundus von Benzenberg stammen teilweise von unbekannten Künstlern, etwa das Bild "Reiter am See", ein urwüchsiger Baum am Seeufer oder ein Steg in Berg. Hugo Kreißig (1858 bis 1955) hat viel im Süden des Starnberger Sees gemalt, wie die Bucht von Seeshaupt oder Bernried. Von dem Münchner Maler Hartmut van Riesen sind Gemälde in zarten, sparsamen Farbtönen ausgestellt, etwa die Bucht von Sankt Heinrich oder ein Schattenplatz in Herrsching. Das Chiemsee-Bild von Hansjörg Wagner hat Benzenberg aus einem Nachlass erworben.

Bis 29. September. Die Galerie in der Kirchenstraße 7 ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr geöffnet, samstags 10 bis 13 Uhr.

© SZ vom 18.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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