Aufkirchen:Schweigen hinter Gittern

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Von Carolin Fries, Aufkirchen

Die Tage im Karmelitinnenkloster Sankt Josef in Aufkirchen sind das, was man wohl strukturiert nennt: Um 6 Uhr geht es mit dem Morgenlob los, es folgt die Heilige Messe, erst dann gibt es Frühstück. Die Nachtruhe beginnt um 21.30 Uhr, in der Zwischenzeit wird gearbeitet, gebetet und gemeinsam gegessen. Gesprochen wird dabei so wenig wie möglich. "In Stille und Vertrauen liegt eure Kraft", besagt eine Ordensregel.

Die 19 Schwestern leben bewusst in Einsamkeit und Verborgenheit, Besucher werden lediglich im Sprechzimmer empfangen, welches über ein vergittertes Fenster samt Vorhang zum Nachbarzimmer verfügt. Es ist für die Karmelitinnen die Schnittstelle zur Außenwelt. Das Kloster verlassen sie so gut wie nie, lediglich für dringende Termine wie beispielsweise Arztbesuche. Was außerhalb der Klostermauern passiert, erfahren sie aus der Zeitung. Es gibt weder Internet noch Handys, "das geistige Leben ist unser Abenteuer", sagt Priorin Schwester Veronika. Ihre Mitschwestern nennen sie "ehrwürdige Mutter". Das Verhältnis untereinander ist aber nicht autoritär geprägt, "in diesem Hause sollen alle Freundinnen sein", sprach die Heilige Mutter Theresa von Avila.

Obwohl sie täglich arbeiten, im Garten oder aber im klösterlichen Mangelbetrieb, können sie von ihrer Hände Arbeit nicht leben und sind auf Spenden und Zuwendungen angewiesen. Doch sind sie nicht nur Beschenkte, sondern auch Schenkende: "Unser Beten und Wirken im Verborgenen hat eine tiefe apostolische Dimension: Es dient dem Wachstum des Reiches Gottes in den Herzen der Menschen", sagt Schwester Veronika. Jede der Schwestern zwischen 27 und 93 Jahren hat ihre eigene Geschichte, die sie ins Kloster nach Aufkirchen geführt hat. Gleich ist ihnen allen nur, dass der endgültige Eintritt ins Kloster nicht von heute auf morgen passierte. Erst nach sechs Jahren erfolgt die ewige Profess. "Der Weg in den Karmel ist eine je ganz persönliche Antwort auf das Angerufen sein von der Liebe Gottes", heißt es im Flyer des Klosters. Es geht um Anbetung und Hingabe, das innere Gebet schenke die Fähigkeit, Gott im Herzen zu entdecken. Schwester Veronika formuliert das auf einer Postkarte, die sie als Antwort auf eine telefonische Gesprächsanfrage schickt, in wenigen Worten: "Immer noch sehr glücklich in Jesus Christus verliebt!"

Zur Feier der Heiligen Messe in der stets herrlich geschmückten Klosterkapelle sind Besucher werktags um 7 Uhr sowie sonn- und feiertags um 7.30 Uhr zugelassen, allerdings beten die Schwestern im hinteren, durch Gitter abgetrennten Bereich. Am Gründonnerstag beginnt die Feier des Abendmahls um 17 Uhr, die Karfreitagsliturgie um 15 Uhr und das Ostervegil am Karsamstag um 21 Uhr. Ostersonntag und Ostermontag beginnt die Heilige Messe um 7.30 Uhr.

Karmel Sankt Josef in Berg, Telefon 08151/5331

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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