Aufkirchen:Lieber Seelsorger als Metzger

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Ganz entspannt blickt Pfarrer Albert Zott seinen neuen Aufgaben in Aufkirchen entgegen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der neue Pfarrer sollte den Betrieb seiner Eltern in Niederbayern übernehmen, fand aber dann seinen eigenen Weg

Von Sabine Bader, Aufkirchen

Locker lehnt sich Albert Zott in seinem Stuhl im Pfarramt Aufkirchen zurück. Er trägt ein weißes Hemd, der oberste Knopf ist offen. Der Mann wirkt tiefenentspannt. Das ist erstaunlich, denn er hat gerade einen Umzug hinter sich und seine neue Aufgabe als Leiter des Pfarrverbands Aufkirchen mit den vier Pfarreien Höhenrain, Aufkirchen, Percha und Wangen übernommen. Dass dies keine Kleinigkeit ist, weiß Zott. "Aber ich habe gottlob viele ehrenamtliche Helfer", sagt er. Über Erfahrung verfügt der 57-Jährige auch. Zumindest hört sich das, was er aus seinem bisherigen Leben zu berichten weiß, keineswegs nach alltäglichen Tätigkeiten für einen Seelsorger an.

So war Zott Pfarrer für Gehörlose und Hörgeschädigte in der Diözese München-Freising, was keine leichte Aufgabe ist. Zunächst gilt es, die Gebärdensprache zu erlernen. Zweieinhalb Jahre war Zott für die Ausbildung zum Gehörlosenpfarrer freigestellt worden. Insgesamt widmete er sich danach zehn Jahre lang dieser besonderen Aufgabe, er war an Gehörlosen-Schulen zwischen Freising und Berchtesgaden unterwegs, hielt für sie Gottesdienste, Firmungen, Taufen und natürlich auch Beerdigung.

Als weitere Stationen seiner beruflichen Laufbahn folgten der Pfarrverband Maria Schutz in Pasing und das Klinikum Bogenhausen. Dort arbeitete Zott sechs Jahre lang als Krankenhauspfarrer. "Das waren für mich sehr intensive Begegnungen, oft Zweiergespräche", erzählt Zott. Aber mit der Zeit habe er gemerkt, dass ihm die seelsorgerische Heimat fehlte, Menschen, mit denen man das Leben teilte. Die Kranken kamen und gingen.

Zott fehlte mit den Jahren auch Liturgie, die offizielle Form des christlichen Gottesdienstes. Was die betrifft, wird in Aufkirchen sicher kein Mangel herrschen, denn an normalen Sonntagen wird er wohl zwei Gottesdienste zu halten haben, die in den restlichen Ortschaften übernehmen Ruhestandskollegen.

Albert Zott stammt aus einer Metzgerei in Großmuß. Das kleine Örtchen hat gerade einmal 520 Einwohner und gehört zur Gemeinde Hausen im niederbayerischen Landkreis Kelheim. Dort gibt es eine gotische Kirche, die aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt und Fresken des 15. Jahrhunderts enthält. Zott sollte eigentlich den Betrieb der Eltern übernehmen. "Ich habe auch später noch gerne dort mitgeholfen", erzählt er in schönem, breiten Bairisch. Aber das Metzgerhandwerk gehörte nicht zu seinem Lebensentwurf, wie ihm früh klar wurde. Er ging lieber ins Internat nach Rohr und besuchte das Gymnasium. Darauf folgten Studium in München, Priesterseminar, 1987 die Priesterweihe und die erste Kaplanstelle in Taufkirchen an der Fils im Landkreis Erding.

Mittlerweile hat Zott fünf Tassen Kaffee intus und erzählt ganz locker und leicht weiter. Er trinke stets koffeifreien Kaffee, sagt er auf besorgte Nachfrage wegen der imposanten Menge. Er mache dies nur, weil er eben Durst habe, auch morgens. Zott scheint nicht im Mindesten damit zu hadern, dass er als katholischer Geistlicher viel Zeit alleine verbringen muss. "Man bekommt viel und lässt viel hinten ", sagt er leichthin. "Auch wenn man keine Familie hat, kann man beglückt leben". Schließlich lebe die Hälfte der Gesellschaft allein. Gerade in den Großstätten sei die Anzahl der Singles besonders hoch. Er halte es da mit dem bayerischen Ausspruch, den eine ältere Frau einmal zu ihm gesagt habe: "Ois is imma moi wieda schwaar."

In sein neues Amt eingeführt wird Alber Zott am Samstag, 14. Oktober. Der Gottesdienst beginnt um 18 Uhr in der Wallfahrtskirche Aufkirchen mit Dekan Gerhard Beham. Im Anschluss daran ist ein Empfang im Pfarrheim Aufkirchen geplant.

© SZ vom 09.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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