Aufkirchen:Festwiese soll nur Notlösung sein

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Infoabend zum Thema Flüchtlinge lockt viele Bürger nach Aufkirchen

Von Ute Pröttel, Aufkirchen

Der Bau der Flüchtlingsunterkunft auf der Festwiese in Höhenrain ist weiter ungewiss. Eine klare Absage wollten aber weder Bürgermeister Monn noch Kreisbaumeister Christian Kühnel erteilen. Der Standort habe durchaus Mängel, erklärte der Kreisbaumeister. "Es ist nicht unser Lieblingskind und doch bin ich der Gemeinde Berg dankbar, dass sie uns diesen Notnagel bietet", sagte Kühnel bei der dritten Infoveranstaltung zum Thema Asyl gestern Abend im Gasthof "Zur Post" in Aufkirchen.

Der ehemalige Berger Gemeinderat Wolfgang Adldinger (Grüne) nutzte sein Rederecht, um noch einmal ausführlich die Nachteile der Unterkunft in Höhenrain aufzuführen: "Eine solche Halle und die dörfliche Struktur des Ortes passen nicht zusammen." Höhenrain bietet weder Einkaufsmöglichkeiten noch ausreichend Busverbindungen. Auch der Chef des Helferkreises Iradj Teymurian, der rund zwanzig seiner Helfer an diesem Abend mitgebracht hatte, sieht den Standort nur als "Notnotlösung."

Anstatt Stimmung gegen eine Flüchtlingsunterkunft zu machen, deren Bau in keiner Weise als sicher gilt, forderte Bergs Bürgermeister Rupert Monn die Bürger auf, an der Lösung des Problems aktiv mitzuarbeiten. "Berg hat Erfahrung gesammelt, doch wir stehen auch weiterhin vor großen Herausforderungen." Eine solche Erfahrung ist, dass man die Asylsuchenden nicht von externen Caterern versorgen lässt, sondern in den Unterkünften die Möglichkeit schafft, dass die Menschen selber kochen.

Auch der dritte Infoabend stieß auf reges Interesse, doch im Gegensatz zu den früheren Veranstaltungen musste am Donnerstagabend niemand vor dem Saal bleiben. "Wir kommen gerade dazu einmal durchzuatmen", sagte Landrat Karl Roth. Die Zahl der Neuankömmlinge hat in den letzten Wochen abgenommen und wird auch über Ostern noch einmal weniger werden, kündigte er an. Doch die Menschen, die ankommen haben durchaus realistische Bleibechancen. Und hier stellt sich die nächste Herausforderung: Sind die Asylsuchenden einmal anerkannt, müssen sie langfristig untergebracht werden. Deswegen sind Kühnel und Roth nicht nur permanent auf der Suche nach Grundstücken für Containeranlagen oder Flüchtlingshallen, sondern forcieren parallel auch die Aktivitäten des Verbandes Wohnen, der im Landkreis bezahlbaren Wohnraum für alle Bürger schaffen soll. Eine Anlage mit etwa 30 Wohnungen soll an der Osterfelderstraße zwischen Aufkirchen und Aufhausen entstehen.

In den Saal nach Aufkirchen waren auch Arslan Hafeez und Quadeer Sultan gekommen, die aktuelle in der Zeltstadt in Berg leben. Da ihr Deutsch noch nicht so gut ist, schilderte sie ihre Eindrücke später in einem Brief, der der SZ vorliegt: "Wir waren die einzigen Flüchtlinge in diesem Raum, in dem so viele von Ihnen versammelt waren. Zuerst war das ein seltsames Gefühl. Doch dann habe ich bemerkt: Wir alle haben Ängste. Ich möchte Ihnen sagen: Wir Flüchtlinge kommen auch um des Friedens Willen. Bitte haben Sie keine Angst vor uns. Wir hier in Berg sind keine Terroristen. Wir alle respektieren Sie und die deutschen Regeln." Unterschrieben mit Arslan Hafeez.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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