Aufkirchen:Familiäre Bürgerversammlung

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Gemeindechef Rupert Monn sieht Berg in ruhigem Fahrwasser, zumal es derzeit an strittigen Themen mangelt

Von Sabine Bader, Aufkirchen

"Das ist heute für mich wie eine größere Familienfeier", sagte Bergs Bürgermeister Rupert Monn, als er am Donnerstagabend im Gasthof zur Post ans Mikro trat. Gut, es ist eine recht ordentliche Familie, die da feiert. Aber Monn hat selbst eine stattliche Familie, da mag das Gewusel aus Kindern, Schwiegerkindern und Enkeln zuweilen ähnlich anmuten. In jedem Fall war es die spärlich besuchteste Bürgerversammlung seiner 16-jährigen Amtszeit. Kein Wunder: Die strittigen Themen sind vom Tisch. Die Berger Windräder in den Wadlhauser Gräben, sie stehen mittlerweile und die avisierte Flüchtlingshalle in Höhenrain, sie wird nicht gebaut. Warum also zur Bürgerversammlung gehen? 50 Bürger kamen trotzdem.

Und sie erfuhren einmal mehr, dass die Gemeinde schuldenfrei ist und es auch vor hat, zu bleiben - trotz des geplanten Rathausbaus - und, dass in Berg laut Monn nur deshalb etwas vorangeht, weil der Gemeinde konstruktiv zusammen- und nicht gegeneinander arbeitet. Und sie erfuhren aber auch, dass in der Gemeinde Monika Möschl mit 104 Jahren lebt und dass Maria von Nagel zu Aichberg bei ihrem 100. sogar noch schwungvoll Walzer tanzte. Der Rathauschef hatte in seinem Rechenschaftsbericht ganz Unterschiedliches zu bieten.

Busnetz

Etwa dass der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) am Ostufer enorm verbessert werden soll. Der Bus (Linie 961) zwischen Ammerland und Starnberg Nord wird dann täglich im Stundentakt von 5.20 Uhr bis 21.10 Uhr verkehren und die Linie 975 fährt im Stundentakt direkt zwischen Wolfratshausen über Bahnhof Nord in Starnberg. Das dürfte vor allem die Arbeitnehmer freuen. In der Hauptverkehrszeit erreicht man ab dem Winterfahrplan von der Grafstraße in Berg in Verbindung mit der Buslinie 961 jede S-Bahn in Starnberg Nord. Zusätzlich fahren fünf weitere Busse von der Grafstraße in Berg über Aufkirchen, Bachhausen, Frauenthal und über die Bachhauser Straße nach Höhenrain und wieder zurück. Das heißt: Zukünftig sind im Grunde alle Ortsteile an das Busnetz angebunden, die S-Bahn Stationen in Starnberg, Wolfratshausen und Icking erreichbar.

Zeltdorf

Im Berger Zeltdorf und in wenigen dezentralen Unterkünften leben derzeit an die 140 Flüchtlinge, 25 weitere sollen in den nächsten Monaten in Biberkor einziehen. Bis zum Jahresende war die Prognose bei 275 Personen für Berg. Doch die Lage hat sich laut Monn "entspannt". Jetzt geht man von weniger Flüchtlingen aus. Und so wird auch die avisierte Halle in Höhenrain über die es so hitzige Debatten gab, nicht benötigt. Monn hatte damals trotz Protesten in der eigenen Ortschaft zum Hallenbau gestanden. "Da haben sich einige Bürger nicht gerade mit Ruhm bekleckert", sagte er dazu in seinem Rechenschafsbericht. "Das Zeltdorf am Huberfeld soll schnellstmöglich geräumt werden", dafür sei aber der Bau von Containern erforderlich, erklärte Monn, für die man derzeit noch nach einem Standort suche.

Windräder

Die vier Windräder, deren Bau Monn ein paar Jahr lang recht in Atem gehalten hat, produzieren bereits Strom. Und die Prognose Monns: Wenn die letzten "Kinderkrankheiten" beseitigt sind, werden die vier Anlagen mehr Strom erzeugen, als in der Gemeinde Berg insgesamt verbraucht wird. "Wir sind uns dessen bewusst, unser Beitrag zur Energiewende ist weltweit gesehen völlig unbedeutend - deutschlandweit nicht nennenswert, landkreisweit schon beachtlich und für Berg gigantisch", so Monn. Er sei stolz auf den Gemeinderat, der Rückgrat gezeigt habe, der sich dem Gegenwind gestellt habe. "Wir in Berg sind uns sicher, damit den richtigen Weg zu gehen."

Einheimischenmodell

Die ersten Gebäude im neuen Einheimischenmodell am Bürgermeister-Josef-Ücker-Ring in Berg stehen bereits im Rohbau. Insgesamt konnten neun Einzelhausparzellen und zehn Doppelhausgrundstücke ausgewiesen werden. Davon hat man zwei Einzelhäuser und sechs Doppelhausparzellen zu Einheimischen-Bedingungen vergeben.

Steuern

Die Gemeinde ist seit Jahren schuldenfrei. Ein Umstand auf den der Gemeinderat auch stolz ist. 2015 hatte Berg zudem das höchste Steueraufkommen seit Jahren. Die Steuerkraft liegt bei acht Millionen Euro. "Ich kann guten Gewissens behaupten, Berg steht finanziell gut da", so Monn. Wenn nichts Außergewöhnliches passiere, könne man auch künftig die notwendigen Investitionen tätigen und die eine oder andere freiwillige Leistung erbringen, sagte er. Zehn Millionen Euro hat Berg an Rücklagen.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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