Betrieb auf der Sternwarte:Das Osterei am Himmel

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Blick in ferne Welten: Eine Gautingerin nimmt beim bundesweiten Astronomietag in Berg die Sonne ins Visier. (Foto: Nila Thiel)

Die Volkssternwarte in Berg rückt am bundesweiten Astronomietag den Mond in den Mittelpunkt. An die fünfzig Besucher kommen und betrachten Luna, Jupiter und Beteigeuze durchs Okular

Von Ute Pröttel, Aufkirchen

Der Mond taucht die Sternwarte bereits kurz nach der Dämmerung in fahles Licht. Die Beobachtungskuppel fährt mit einem hörbaren Surren in eine neue Position. Das Rolldach der Hütte, in der das neue Teleskop der Christian-Jutz-Volkssternwarte wohnt, ist aufgeschoben. Im Westen geht gerade Jupiter auf. Er steht aktuell in Opposition zur Sonne und ist trotz des hell scheinenden Mondes gut zu erkennen. Beinahe majestätisch ist das riesige Teleskop mit dem Namen " Peter 16" auf ihn ausgerichtet. Es ist so hell, dass die übliche Rotlichtbeleuchtung in den Hütten gar nicht eingeschaltet wurde.

Zwischen den Beobachtungshütten geistern Besucher herum, die sich an dem ein oder anderen Teleskop anstellen um einen Blick auf den Nachthimmel zu werfen. Einer, der gar nicht oft genug durchs Teleskop schauen kann, ist der neunjährige Linus. Immer wieder steigt er auf die Trittleiter unter dem Okular. Gerade ist der Planet Jupiter zu sehen. Sofort zu erkennen sind auch die vier Monde, die den Planeten begleiten. Bei genauem Hinsehen sind die farbigen Linien zu erkennen, die den größten Planeten unseres Sonnensystems wie Gürtel umfangen. Und tatsächlich taucht dann auf der einen Linie ein roter Fleck auf. Ein Wirbelsturm der sich dort seit ewigen Zeiten austobt. Es ist gar nicht so einfach, das alles gleich beim ersten Blick zu erfassen. Und sobald man das Okular frei gegeben hat, will man eigentlich gleich wieder gucken. So wie Linus. Ihn interessieren am Jupiter vor allem die begleitenden Monde. Und zwar deswegen, weil in seiner Schule, der Montessori- Schule in Biberkor, die Klassen und kleineren Arbeitsgruppen nach dem großen Planeten und seinen Monden benannt sind. Linus geht in die Klasse Jupiter Süd und gehört dort wiederum zur Gruppe Ganymed. Aber dann gibt es natürlich auch noch die Sterne Sirius und Beteigeuze, sprudelt es aus dem Viertklässler hervor.

Bereits am Nachmittag ist er mit seinen Eltern und den beiden jüngeren Geschwistern auf den Hügel hinter Aufkirchen heraufgekommen, um sich alles bei Tageslicht genau anzusehen. Sein Glück war, dass viele andere Familien entweder auf dem Weg in die Osterferien sind oder bei dem schönen Wetter im Garten gewerkelt haben. "Wir hätten uns diesen Termin am ersten Tag der Osterferien nun nicht unbedingt für einen Tag der offenen Türe ausgesucht", sagt Stefan Schmid, der Leiter der Berger Volkssternwarte. Doch hinter Schmid steht ein Team unverdrossener Sternengucker, die immer gerne bereit sind ihre Begeisterung mit der Öffentlichkeit zu teilen. Ganz klar, dass sie am bundesweiten Astronomietag aufmachen. 2015 stand die partielle Sonnenfinsternis am Vormittag des 20. März im Mittelpunkt des Astronomietages und bescherte Sternwarten landauf, landab regen Zulauf. Dieses Jahr findet der von der Vereinigung der Sternenfreunde ausgerufene Termin vier Tage vor Vollmond statt. Eigentlich kein idealer Zeitpunkt, um Sterne zu gucken. So wurde einfach der Mond ins Zentrum gerückt: "Die lange Nacht mit Luna" lautet das Motto. Und mal abgesehen vom hell leuchtenden Mond sind die Bedingungen bestens: keine Wolken, kein Regen, und die Dämmerung kommt früh. Der zunehmende Mond ähnelt bei näherer Betrachtung durch das Sternenfernglas durchaus einem Osterei. Immerhin, der erste Frühjahrsmond ist dafür verantwortlich, wann Ostern stattfindet, nämlich stets am ersten Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond. Von ihm hängen sämtlich Feiertage des Osterkreises ab, also bereits die Faschingstage aber auch Pfingsten. Auch das lernt man am Astronomietag.

Die Mitglieder der Sternwarte haben ausreichend Zeit, die Fragen der vierzig bis fünfzig Besucher zu beantworten. Und so kann auch Linus sich schon nachmittags nach seinem Lieblingsstern Beteigeuze erkundigen. Er ist einer der hellsten Sterne an unserem Firmament, und war tatsächlich schon vor der Dämmerung zu sehen. Demnächst wird er sein Leben allerdings mit einer gewaltigen Supernova-Explosion aushauchen.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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