Aufkirchen:Bürokratie zermürbt

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Die Osteuropahilfe sieht sich bei ihrer Arbeit in der Ukraine am Rande ihrer Möglichkeiten. Friedrich Jacob aus Berg verlässt nach zwei Jahren den Vorstand des Vereins

Von Ute Pröttel, Aufkirchen

Er war als neuer Vorsitzender der Osteuropahilfe mit Mitgliedern in den Landkreisen Starnberg und Wolfratshausen gehandelt worden. Doch bei den Wahlen in Aufkirchen erklärte Friedrich Jacob aus Berg, dass er nicht mehr für den Vorstand kandidieren werde. Keine gute Nachricht für die langjährigen Vorstände Erhard Hoppe und Roderich von Pilar, die ihr Amt gerne in jüngere Hände abgegeben hätten. Nun ist die Sorge groß, wer den von Richard Dimbarth 1989 gegründeten Verein in Zukunft führen soll.

Dabei hat die Osteuropahilfe wieder sehr respektable Projekte realisieren können. Darunter der Transport eines von den Stadtwerken München gespendeten Notstromaggregats für ein Krankenhaus in Lemberg sowie die Spende einer Zahnarztpraxis mit zwei Behandlungseinheiten, die fachmännisch verpackt und in der Poliklinik in Brody wieder aufgebaut wurde.

Große Resonanz hat auch das Engagement der Schäftlarner Gruppe "Freundschaft mit Pidkamin" gefunden. Unter der Federführung von Vize-Bürgermeisterin Maria Reitinger machte sie sich stark für die Behandlung eines an Leukämie erkrankten Buben und stellte laut einer Pressemitteilung die Finanzierung der Knochenmarkstransplantation im Frühjahr in Höhe von 85 000 Euro sicher. Tragischerweise ist die Leukämie jedoch rasant zurückgekehrt. Die Kosten einer weiteren Behandlung belaufen sich auf 60 000 Euro.

"Aufgrund der schwierigen Nachwuchsfrage, müssen wir uns natürlich auch immer wieder fragen, ob unser Ansatz noch der richtige ist", sagte Roderich von Pilar in seinem Bericht. Das Bild, das die vier Vorstände von der Situation in der Westukraine zeichneten, lässt keinen Zweifel, daran, dass jede einzelne der Unternehmungen des Vereins dringend benötigt wird. Doch die Bürokratie und Einfuhrbestimmungen sind zermürbend. Gut ein Jahr dauerte es, bis das Notstromaggregat aus München endlich lief. Unter anderem fehlte es an Kabeln, die in der Ukraine sehr teuer sind. Gut 2300 Euro kosteten der Transport und die Installation. "Diese techniklastigen Projekte können langfristig nicht die Aufgabe der Osteuropahilfe sein," sagte der scheidende Friedrich Jacob in seinem Bericht. Er plädierte für eine verstärkte Einzelfallhilfe. Insbesondere die Situation von alleinerziehenden Frauen mit Kindern oder schlimmer noch mit behinderten Kindern nannte er desolat. Eine Chance, ihr Leben selbst zu finanzieren, gebe es praktisch nicht. Einer der Schwerpunkte der Aktivitäten in den nächsten zwei Jahren werde daher die Gewinnung von Paten sein, die Familien finanziell unterstützen.

Heidrun Opitz, die vor zwei Jahren neben Jacob neu in den Vorstand eingezogen war und sich vor allem für die Belange der Frauen einsetzt, stellte sich wieder zur Wahl. Erhard Hoppe übernimmt für eine letzte Amtszeit von zwei Jahren das Amt des Vorsitzenden und Schatzmeisters. Roderich von Pilar kündigte an, seine Funktion als stellvertretender Vorsitzender nur ein Jahr bekleiden zu wollen. Neu in den Vorstand gewählt wurde Eberhard Hahn aus Wolfratshausen. Die Projektgruppe Schäftlarn wird fester in den Verein miteingebunden. Als fünftes Mitglied des Vorstandes fungiert Josef Reitinger, Ehemann der Schäftlarner Vize-Bürgermeisterin.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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