Architektur:Klotz in der Landschaft

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An der neuen Firmenzentrale von Packsys an der B2 im beschaulichen Wieling entzünden sich Debatten. Für manche ist sie ein "Fremdkörper in der Landschaft", für den Bürgermeister ein Kompromiss zugunsten der Gewerbesteuer.

Von Otto Fritscher, Wieling

Dieter Hopf regt sich jedes Mal auf, wenn er auf der B2 Richtung Weilheim an diesem Neubau bei Wieling vorbeifährt. "Wie kann man nur so einen Fremdkörper in die Landschaft stellen", sagt der Possenhofener kopfschüttelnd. Auch andere können sich mit dem Bau im neuen Gewerbegebiet nicht anfreunden. Es ist die Firmenzentrale des Unternehmens Packsys, die in so krassem Gegensatz zum benachbarten Hotel in Oberland-Optik steht. Mehr als zehn Jahre hatte der Betrieb seinen Sitz an der Petersbrunner Straße im Starnberger Gewerbegebiet. "Dort ist es zu eng geworden, so dass wir uns nach einem anderen Standort umgeschaut haben", erklärt Firmenchef und Inhaber Markus Finger.

Fündig geworden ist Finger dann eben in Wieling, im Gewerbegebiet, das die Gemeinde Feldafing in einem langwierigen und nicht ganz komplikationslosen Verfahren ausgewiesen hat und das man im Lauf der Planung durchaus auf die Bedürfnisse von Packsys zugeschnitten hat. Manchem Gemeinderat verursachte das Bauchschmerzen, aber letztendlich wurden die Beschlüsse nahezu einstimmig gefasst.

So wurde die Parzellengröße angepasst, damit für Packsys ein rund 8000 Quadratmeter großes Areal reserviert werden konnte, das mehr als die Hälfte des ganzen Gewerbegebiets ausmacht. Dort gibt es nun den dreistöckigen Verwaltungsbau, das Lager, in dem Platz für 4000 Paletten ist, und eine neue Produktionshalle, in der Dosieranlagen für Tabletten montiert werden. So hat Packsys Patente auf einen Spender für homöopathische Globuli, dieser kann nun im Haus produziert werden.

Dass die Dimensionen des Betriebs (r.) nicht unbedingt zu dem Weiler passen, sagt sogar Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim. (Foto: Georgine Treybal)

Die Firma beschäftigt sich mit "Primärverpackungen für die pharmazeutische Industrie", wie Markus Finger sagt. Das sind Behältnisse aus Glas oder Kunststoff für Arzneimittel, Tabletten, Tropfen und anderes. In Wieling arbeiten anfangs rund 30 Mitarbeiter, die Firmenzentrale ist aber auf Wachstum ausgelegt. Mit der Niederlassung in Velbert beschäftigt Packsys zurzeit 41 Mitarbeiter, in geraumer Zeit könnten es laut Finger bis zu 60 Mitarbeiter werden. In den Neubau hat er einen "mittleren einstelligen Millionenbetrag" investiert. Zur Einweihungsfeier am Donnerstag haben sich der stellvertretende Landrat Georg Scheitz und Bürgermeister Bernhard Sontheim angekündigt.

Der Firmenchef verteidigt die Architektur des weißen Neubaus aus drei rechtwinklig angeordneten Baukörpern. "Über Geschmack kann man streiten", sagt Finger. "Vorher war hier halt Wiese, und wir sind eine große Firma, da muss man langfristig denken." Er findet es gut, "dass sich die Gemeinde Feldafing geöffnet hat". Finger ist zudem überzeugt, "dass man die Gebäude gar nicht mehr wahrnimmt, wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat". Er verweist auf die Baumpflanzungen, die in den vergangenen Tagen vorgenommen worden sind. Vor der Halle werde eine Ahornallee entstehen. In der Tat sind bereits ein knappes Dutzend rund fünf Meter hohe Bäume eingepflanzt worden, insgesamt werden laut Finger rund 60 Bäume gepflanzt. Die Fassade des Verwaltungsgebäudes wird mit Holzteilen aufgelockert, es sei mit roten Ziegeln gebaut und habe einen Dachstuhl aus Holz, folglich "einen ländlichen Charakter", sagt Finger.

Dass die Dimensionen des Betriebs (rechts) nicht unbedingt zu dem Weiler passen, sagt sogar Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim. (Foto: Georgine Treybal)

Bürgermeister Sontheim kann die Aufregung indes nicht ganz nachvollziehen. "Die Leute sollten doch warten, bis alles verkleidet und bepflanzt ist", sagte er zur SZ. "Dann schaut das alles gleich anders aus." Er macht keinen Hehl daraus, dass Feldafing auf einen potenten Gewerbesteuerzahler angewiesen ist. "Wir haben das in vielen Sitzungen diskutiert. Der Neubau hat schon Dimensionen, die nicht unbedingt zu Wieling passen, aber manchmal muss man halt wegen der Gewerbesteuer einen Kompromiss machen."

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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