Anerkennung:Einkaufssäckchen für den Bundespräsidenten

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Juliana Daum leitet den Verbraucherservice Bayern im Katholischen Deutschen Frauenbund. (Foto: Nila Thiel)

Verbraucherschützerin Juliana Daum aus Weßling wird ins Schloss Bellevue eingeladen und bringt ein originelles Geschenk mit

Als Vorsitzende des "Verbraucherservice Bayern" (VSB) im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) ist es Juliana Daum schon gewohnt, bei Empfängen und Veranstaltungen auf hochrangige Persönlichkeiten zu treffen, doch der Neujahrsempfang auf Schloss Bellevue mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war etwas Besonderes. Daum ist dort für ihr Engagement im Ehrenamt eingeladen worden. Seit neun Jahren ist sie Vorsitzende des VSB, der in dieser Zeit die Zahl seiner Angebote verdoppelt hat. Hier können Verbraucher etwa 2500 Bildungsangebote wahrnehmen. Außerdem wenden sich jährlich 38 000 Ratsuchende an die 15 Geschäftsstellen.

Noch immer schwärmt die Weßlingerin von dem Ereignis in Berlin. Beim Empfang mit Vertretern aus dem Bundeskabinett und der Wirtschaft sowie Kirche und Politik habe sie ein paar Sätze mit Angela Merkel gewechselt. "Zurückhaltend, aber interessiert" sei die Bundeskanzlerin gewesen, sagt sie. Für ihre vier Kinder hat Daum ein Erinnerungsfoto mit der Kanzlerin gemacht, "das musste sein", lacht sie. Auch Horst Seehofer und Kardinal Reinhard Marx seien bei dem Empfang gewesen.

Daum nutzte die Gelegenheit, um mit der Ministerin für Verbraucherschutz, Katarina Barley, zu sprechen und tauschte fleißig Visitenkarten aus. Der Höhepunkt war für sie das anschließende Mittagessen mit dem Bundespräsidenten und seiner Frau Elke Büdenbender, zu dem nur 70 ehrenamtlich engagierte Persönlichkeiten eingeladen waren.

Die beiden hätten sich für ihre Gäste viel Zeit genommen, "unheimlich zugewandt, total herzlich und kein bisschen formell", seien sie gewesen, sagt Juliana Daum. Sie wurde an den Tisch von Elke Büdenbender gebeten, wo es "gehobene, aber keine übertriebene Küche" gab wie geschmortes Bürgermeisterstück mit Krautwickerln und Schupfnudeln und "eingekochte Fliederbeeren" als Nachtisch. "Dass man so zwanglos zusammensaß, war das netteste", erinnert sich die gelernte Juristin.

Natürlich habe sie dem Bundespräsidenten auch ein Geschenk mitgebracht, berichtet Juliana Daum und holt ein durchsichtiges Säckchen aus dünnem Gardinenstoff aus dem Schrank. Ein Mitglied des KDFB würde solche Säckchen nähen. Damit könne man Obst und Gemüse im Supermarkt einfüllen und brauche keine Plastiktüte. Umweltschutz sei schließlich Verbraucherschutz.

Ihre ehrenamtliche Arbeit als Vorstandsvorsitzende des VSB ist ein Vollzeitjob. Daum geht auf Termine, schreibt Pressemitteilungen, macht Lobbyarbeit, wird interviewt und sucht den Kontakt mit allen Mitarbeitern. "Als Vorsitzende muss man nicht nur führen, sondern auch Teamplayer sein", erklärt sie. Der VSB ist außerdem politisch aktiv, setzt sich für Umweltschutzbelange ein und stellt Anträge. "Man kann die Verantwortung für umweltbewusstes Handeln nicht an den Verbraucher abwälzen, das muss reguliert werden", betont Daum. Bei Aktionen gegen die Privatisierung von Wasser und gegen Mikroplastik in Alltagsprodukten seien jeweils 50 000 Unterschriften gesammelt worden. Auch die Idee des "Plastikfastens" habe der VSB auf die Agenda gebracht. Andere Schwerpunkte sind Datenschutz und der Schutz der Verbraucher beispielsweise bei Vertragsabschlüssen.

Juliana Daum hat ihren Schritt von der Rechtsanwältin in einer Kanzlei in das Ehrenamt nicht bereut. "Man hat das Gefühl, dass man jemand ist, der mitgestaltet, und das macht Spaß", berichtet sie. Ihre Amtsperiode endet im Jahr 2022. Bis dahin könnte es vielleicht einen Gegenbesuch des Bundespräsidenten geben. "Ich habe ihm gesagt, dass es eine unglaubliche Anerkennung wäre, wenn er einmal eine unserer 15 Beratungsstellen besuchen könnte", berichtet sie.

© SZ vom 21.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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