Andechser Musikwoche:Voll schee

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Claudia Koreck beichtet ihre Esslust, verrät Peinlichkeiten - und macht mitreißende Musik. (Foto: Arlet Ulfers)

Claudia Koreck im Andechser Florian-Stadl: eine Powerfrau mit Liedern für jeden Geschmack

Von Reinhard Palmer, Andechs

Dem altehrwürdigen Andechser Florian-Stadl wird so Einiges zugemutet. Aber so ein Stall ist schon sehr universell. Das Kraillinger Unternehmen BusinessEvents&Entertainment versucht nun seit knapp zwei Jahren, dem Raum, der einst die Carl-Orff-Festspiele in Szene gesetzt und große Oratorienerfolge gefeiert hatte, mit Kabarett und vorzugsweise regionaler U-Musik ein neues Image zu verpassen. Es wäre auch schade, dem stimmungsvollen Bauwerk Kulturveranstaltungen vorzuenthalten. Aber dafür braucht man eine Menge Publikum. Kleine Besetzungen im oberen Alten Pferdestall sind sicher schnell ausverkauft. Aber selbst das Konzert von Claudia Koreck bei der ersten "Andechser Musikwoche" im Florian-Stadl war nicht ausverkauft.

Gut besucht war der Holzbau aber durchaus, euphorisch-ausgelassene Stimmung blieb so nicht aus, denn die Traunsteinerin, die auch schon die Münchner Olympiahalle füllen konnte, ist ein Phänomen. Vielleicht einfach nur schlau. Jedenfalls nimmt sie von allem Abstand, was sonst einen Star ausmacht, ja tut sogar Dinge, die man auf der Bühne tunlichst unterlassen sollte. Die Powerfrau setzt in ihrem Outfit nicht auf weibliche Reize, lässt in ihrer Moderation das Publikum an ihrem Privat-, ja Intimleben zwischen Ehefrau und Mutter teilhaben, beichtet ihre Esslust samt Folgen auf der Waage, verrät peinliche Pannen, widmet einen Song ihrer Oma. Kurzum, die Botschaft von Claudia Koreck lautet: Ich bin eine von Euch, mit allen Sorgen, Nöten, Freuden, Fehlern und menschlichen Unzulänglichkeiten. Und sie singt auch von Dingen, die jeden betreffen, die jeden berühren - mal bayerisch mal englisch.

Nachdem sie nach zwölf Jahren Bühnenerfahrung nun erstmals mit einem Best-of-Programm unterwegs ist, kann sie auf eine recht große Auswahl an Themen und vor allem Emotionen zurückgreifen. Dementsprechend ist das musikalische Spektrum vielgefächert. Zwischen Rock, Pop, Reggae, Funk, Soul, Country und Folk war wohl für jeden Konzertbesucher etwas dabei.

Die Veranstalter wiesen Koreck im Festivalprogramm den Singer-Songwriter-Abend zu, was gewiss zutraf, vor allem, als die Band sich um ein Mikrofon drängte und unplugged ein paar vergnügliche Lieder zum Besten gab. "Sommerliab" etwa, auch das augenzwinkernde "Unter meiner Decke". Vieles dreht sich hier um Träume und Liebe, um ihre Liebe. "Beautiful" - "voll schee" übersetzte Koreck - entstand auf Hawaii, als ihre persönliche Liebesgeschichte begann. Natürlich musste dann auch ihr Mann Gunnar Graewert, Keyboarder und Produzent, mitsingen, um das Happy End zu belegen. Höhepunkte waren aber auch die wunderbaren Gitarrensoli der Rockballaden, die Korecks Studiogitarrist Martin Kursawe wunderbar fliegen ließ, so etwa in "Holodeck" oder in "Wenn i di ned hätt". Aber die Musik will auch getanzt werden. Oscar Kraus am Schlagzeug und Andreas Bauer am Bass machten stets einen kernigen Puls.

Claudia Koreck liegt auch das Wohl der Welt am Herzen, sie schrieb daher "I got hope", "dass die Depp'n weniger wärn". Vielleicht erfüllt sich der Wunsch. Schließlich bekam selbst Nicole auch ein bisschen Frieden.

© SZ vom 02.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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