Andechs:Wallfahrt zu den drei Hostien

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Die Verehrung der drei Hostien ist das älteste Fest, das in Andechs gefeiert wird. (Foto: Thomas Schmid)

Zum Festgottesdienst mit anschließender Prozession werden auf dem Heiligen Berg wieder viele Teilnehmer erwartet. Auch Kurienkardinal Walter Kasper kommt nach Andechs

Von Ute Pröttel, Andechs

Das Dreihostienfest in Andechs beschert dem Heiligen Berg jedes Jahr Besuch von hohen Würdenträgern der katholischen Kirche. An diesem Samstag kommt der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper. Er war lange Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und war an den Wahlen von Papst Benedikt XVI und Papst Franziskus beteiligt. Das Kloster bezeichnet den 83-Jährigen als einen der bekannten ökumenischen Theologen der vergangenen Jahrzehnte. Seit seiner Emeritierung 2010 hat er mehrere Bücher veröffentlicht.

Die Verehrung der drei Hostien ist das älteste Fest, das in Andechs gefeiert wird. Früher wurde es am vierten Sonntag nach Pfingsten begangen. Seit 2013 findet es im September statt. Die Hostien lösten im 12. Jahrhundert die Wallfahrt nach Andechs aus. Sie bescherten der Anhöhe über dem Ammersee den Namen Heiliger Berg und haben wesentlichen Anteil am Bau der Wallfahrtskirche im 15. Jahrhundert. Um die vielen Pilger, die sich auf den Weg machten, auch ausreichend versorgen zu können, gehörte zum Kloster auch seit seiner Stiftung eine Tafernwirtschaft.

Legendär ist die Geschichte der Wiederauffindung der Hostien im Jahr 1388. Unter dem Altar der Andechser Nikolauskapelle wurde eine eingemauerte Truhe mit mehr als 100 Reliquien gefunden. Der Volksmund spricht vom Andechser "Heiltumschatz". Dazu zählen Gläubige ein Stück der Dornenkrone Christi und ein Stück Tischtuch vom letzten Abendmahl oder das Brautkleid der heiligen Elisabeth, einer Angehörigen der Andechs-Meranier. Die Wittelsbacher Herzöge als Rechtsnachfolger der ausgestorbenen Dynastie erhoben Anspruch auf den wertvollen Fund und brachten den Schatz nach München.

Per Dekret stellte Papst Bonifaz IX. den Besuch der in vier Münchner Kirchen ausgestellten Reliquien der Romfahrt eines Jubeljahrs gleich und versprach dem Pilger einen vollkommenen Ablass. Es war der erste päpstlich zugesicherte Ablass außerhalb Roms und bescherte München einen bis dahin nie da gewesenen Strom an Besuchern. Vielleicht auch, um diesen Andrang umzuleiten, entschlossen sich die Wittelsbacher, in Andechs ein Kloster zu stiften und führten 1394 die Hostien zurück.

Zwei Jahre zuvor waren die Hostien vom Papst beglaubigt worden. Sie zeigen blutfarbige Spuren, die die Wandlung des Brotes in der Eucharistie belegen sollen. 26 hölzerne Bildtafeln an der Empore der Andechser Wallfahrtskirche erzählen noch heute die wechselhafte Geschichte des Reliquienschatzes, der wohl vom Kreuzfahrer Graf Rasso aus Grafrath und den von ihm abstammenden Grafen von Andechs-Meranien zusammengetragen wurde.

Heute wird die prachtvolle Monstranz mit den drei Hostien in einer Kapelle aufbewahrt. Dort überstanden die Reliquien auch den großen Brand von 1669. Ein Blitzschlag in den Kirchturm setzte die Kirche, die Abtei, das Bräuhaus und das Brunnenhaus in Brand. Diese Gebäude bestanden aus Holz, und das Feuer breitete sich schnell aus. Die massive Türe zur Kapelle war allerdings verschlossen. Der Schlüssel wurde in München verwahrt. Der Heiltumschatz konnten nicht geborgen werden. Doch das Feuer "fraß sich an einem Balken vor der Kapelle fest und erstickte", wie der damalige Subprior Pater Ildephons Gerstl berichtet. Das Ereignis sprach sich schnell herum und wieder einmal erlebte die Wallfahrt einen Aufschwung.

In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Wallfahrer wieder zugenommen. "Pilgern ist in", bestätigt Pater Valentin Ziegler. Ob es nun an der Eröffnung des Jakobsweges von München nach Lindau im Jahr 2003 oder am Heiligen Jahr der Barmherzigkeit liegt, vermag er nicht fest zu machen. In Andechs beobachtet er jedenfalls mehr und jüngere Pilger.

Der Gottesdienst zum Dreihostienfest am Samstag ist nur einer von vier Wallfahrtsgottesdiensten am kommenden Wochenende. Wer am Gottesdienst und der anschließenden Prozession zum Dreihostienfest teilnehmen will, muss allerdings früh losmarschieren. Der Gottesdienst wird um 9.30 Uhr in der Wallfahrtskirche gefeiert. Die Prozession findet anschließend rund um den Heiligen Berg statt. Sie stoppt an zwei Altären im Freien, die sich unterhalb des Klosterladens und neben der alten Apotheke befinden. Der Schlusssegen findet in der Wallfahrtskirche statt, wo um 15 Uhr auch eine Vesper gefeiert wird.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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