Andechs:Verloren und doch gewonnen

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Der Andechser Gemeinderat kann sich nicht für einen Architekten entscheiden

Von Ute Pröttel, Andechs

War es nun eher eine Farce oder doch ein Trauerspiel? Zum Auftakt der Sitzung am Dienstagabend stellte die CSU Fraktion einen Eilantrag, den Tagesordnungspunkt "Auswahl des Architekten" zu vertagen. Für die dringend nötige Turnhalle in Erling sucht die Gemeinde nämlich einen Planer. "Wir unternehmen den dritten Schritt vor dem ersten", argumentierte Gemeinderat Georg Scheitz (CSU). Vor der Vergabe des Projektes an einen Architekten forderte er ein schlüssiges städtebauliches Konzept. Auch bei der Finanzierung sieht er noch Nachbesserungsbedarf. Bürgermeisterin Anna Neppel (Bürgergruppe) will dagegen den umgekehrten Weg gehen: Sobald klar sei, wer die Planung der Turnhalle übernehme, werde mit dem Planungsverband ein städtebauliches Konzept erarbeitet, erklärte sie.

Der Eilantrag der CSU wurde nach zwanzigminütiger Diskussion abgelehnt. Doch als es um die Auswahl der vier Architekten ging, konnte sich immer nur eine Minderheit, für ein Büro entscheiden. Gleich viele Stimmen erhielten das Büro Füllemann aus Gilching und das Architektenbüro PSA von Alexander Pfletscher. Mit acht Gegenstimmen konnte sich jedoch keines der beiden durchsetzen.

Füllemann bekam bereits den Zuschlag für das neu zu bauende Kinderhaus. Bei der Vorstellung der ersten Pläne Anfang Mai unterbreitete Architekt Achim Füllemann den Vorschlag Kinderhaus und Sporthalle in einem Gebäude zu realisieren. Die Vorteile wären eine kostengünstige gemeinsame Erschließung, auch bei der Fassade könne man dann einiges einsparen, gab er zu bedenken. Ein Ansatz, den allein das Büro Füllemann anbieten kann.

Sein Kontrahent das Architektenbüro PSA baut derzeit eine 1,5-fach Halle in Bernried und realisierte die neue Halle in Obersöchering. In Bernried sind die Gemeinde und der örtliche Sportverein eine Bauherrengemeinschaft eingegangen um Förderung sowohl von der Regierung als auch vom Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) zu erhalten. Ein Modell, das für Andechs und den dortigen Sportverein TSV Erling, aufgrund der schwachen Finanzlage des Vereins allerdings nicht in Frage kommt.

Scheitz verließ während der Abstimmung das Plenum. Sein Parteifreund Benedikt Baur wollte sich der Stimme enthalten. Doch damit zog er den Ärger der anderen auf sich. Johann Albrecht (Bürgergruppe) machte ihn erzürnt auf die Geschäftsordnung aufmerksam: "Es gibt nur Ja oder Na." Drei Mal musste die Abstimmung wiederholt werden. Am Ende musste Bürgermeisterin Anna Neppel resigniert feststellen: "Wir haben keinen Architekten." Das Thema muss nun doch vertagt werden.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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