Andechs:Teuflisch gut

Lesezeit: 2 min

Der Teufel spielt mit: Peter Geiger als Schriftsteller Ratzinger und Volker Fiedler als Luzifer. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Die Theaterfreunde Machtlfing geben im Andechser Klostergasthof die Burleske "Luzifer und Larifari"

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Andechs

Einmal schön sein, beruflichen Erfolg haben oder der großen Liebe begegnen: Für jeden Menschen bedeutet Glück etwas anderes, manche würden für die Erfüllung ihres Traums auch ihre Seele verkaufen. "Das Glück ist scheu, es wandert hin und her und ist nicht wirklich treu", heißt es in "Luzifer und Larifari" von Gerhard Loew. Die Theaterfreunde Machtlfing gaben die Burleske um das Streben nach Glück bei der Premiere im Andechser Klosterhof mit Bravour. Die Regie von Michael Pfänder macht das Stück sehenswert.

Ein depressiver, tief von den Frauen enttäuschter Schriftsteller (Peter Geiger) in der Schaffenskrise will ein Kasperltheater für Kinder verfassen. Er hofft, dass ihn der Schauspieler und Berufsoptimist Hirschl (Martin Weikenstorfer) aufheitern kann. Doch dann macht ihm seine Haushälterin, ein "ranziger, hässlicher Küchentrampel" (Sonja Kaindl) einen Strich durch die Rechnung, als sie zwei Ratten in der Küche erschlägt. Denn bei den beiden Tieren handelt es sich um Luzifer (Volker Fiedler) und dessen Großmutter (Martina Burkhart), die den Schriftsteller beobachten. Sie sind sauer, weil in dem Kasperltheater Witze über sie gerissen werden und sich die Kinder auf ihre Kosten amüsieren sollen.

Die Theatergruppe hat mit der Wahl der Komödie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Es ist ein abwechslungsreiches, schwungvolles Stück, das einen durchaus ernsten Hintergrund hat. Zudem werden nur fünf Schauspieler benötigt, damit konnte Spielleiter Michael Pfänder den Personalengpass kompensieren, der die Theaterfreunde heuer massiv getroffen hat. Im Verein ist man stolz darauf, dass ausschließlich Machtlfinger mitspielen. Doch laut Vorstand Norbert Sontheim gab es in dieser Saison gleich mehrere Ausfälle wegen Krankheit, darunter sogar bei Spielleiter Pfänder. Die Mitspieler mussten im Sommer einige Proben ohne ihn absolvieren. Bei der Besetzung gab es keine Schwierigkeiten. Pfänder konnte auf Schauspieler mit langjähriger Bühnenerfahrung zurückgreifen. Und mit ihnen realisierte er die Geschichte wunderbar auf der Bühne durch den rasanten Wechsel von Darstellern und Kasperlfiguren. Das Bühnenbild wurde liebevoll gestaltet. Die Hölle und ihre Bewohner beispielsweise werden als schwarze Schatten hinter einem rot beleuchteten Vorhang dargestellt.

Eines der Erkennungszeichen der Theaterfreunde ist, dass ihr Spiel immer von Musik und Gesang begleitet wird. Der Machtlfinger Organist und Chorleiter Michael Oesterhelt hat die Musik für die Liedtexte im Stück komponiert. Professionell auch die Stimme von Sonja Kaindl, die von der unansehnlichen Haushaltshilfe zur Schönheit mutiert. Kostüme und Maske überzeugen ebenfalls. Aufwendig geschminkt sind die Vertreter der Hölle. Mit abgeschnittenen Hörnern fetzt Volker Fiedler als Luzifer über die Bühne. Und parodiert den leicht dümmlichen Höllenfürsten mit hoher Fistelstimme köstlich. Genauso viel Bühnenpräsenz zeigt Martina Burkhart als Luzifers Großmutter, die immer wieder die Fehler ihres tollpatschigen Enkels ausbügeln muss. Peter Geiger hat es schwer, dagegen anzuspielen. Dennoch setzt der die Rolle des depressiven Schriftstellers, der für ein bisschen Glück in der Liebe keinen Pakt mit dem Teufel eingehen will, differenziert um. Martin Weikenstorfer gibt glaubwürdig den Schauspieler, der bereit ist, für den beruflichen Erfolg seine Seele zu verkaufen. In drei vergnüglichen, kurzen Akten mit viel Spannung wird den Zuschauern Nachdenkliches mitgeben. "Vielleicht sieht man sich einmal wieder" sagt Luzifer am Ende, und man glaubt es ihm.

Vorstellungen im Klostergasthof Andechs bis 20. November, jeweils von Freitag bis Samstag 20 Uhr und sonntags 18 Uhr. Wegen der großen Nachfrage gibt es eine Zusatzvorstellung am Mittwoch, 23. November, 20 Uhr. Karten unter 0170/9269761.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: