Andechs:Schnupperwoche im Kloster

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Ora et labora: Pater Lukas Essendorfer und seine beiden Besucher. (Foto: Nila Thiel)

Zwei junge Männer haben am Mönchsleben auf dem Heiligen Berg teilgenommen

Von Armin Greune, Andechs

Was sich so mancher gestresste Manager als Auszeit gönnt, zieht auch junge Männer an: David Bükki, 20, und M. Schmid, 29, erlebten eine Woche im Kloster auf dem Heiligen Berg mit. Sie haben an den Gebeten der sechs Mönche teilgenommen, das Essen mit ihnen geteilt, meditiert und über christliche Lebensweise oder die Bibel diskutiert. Sie haben in der Wäscherei geholfen, Fenster geputzt, gemeinsam im See gebadet oder Sport getrieben. Das Klosterleben hat ihnen gefallen, beide sind schließlich Wiederholungstäter: Bükki nahm 2016 schon einmal teil, für Schmid war es jetzt nach 2015 und 2016 sogar bereits der dritte Aufenthalt.

Seit nunmehr 40 Jahren bieten die Andechser Benediktiner Männern im Alter von 18 bis 29 einmal jährlich so etwas wie "Schnuppertage" an. Was Abt Odilo einst als mehrwöchige Aufenthalte ins Leben rief, führt inzwischen Pater Lukas Essendorfer jeweils eine Woche lang fort. Der 45-Jährige trat 2008 ins Münchener Kloster St. Bonifaz ein und wurde 2016 dort von Reinhard Kardinal Marx zum Priester geweiht. Seit Oktober lebt und arbeitet er in Andechs, doch die Jugendwoche koordinierte er bereits zum sechsten Mal.

"Um teilzunehmen braucht es keinen religiösen Hintergrund. Aber wir verlangen, dass sich die Besucher ganz auf uns einlassen", sagt Essendorfer. Im Leben der Mönchsgemeinschaft geben die vier täglichen Gebete den Rahmen vor. Vormittags wird Mithilfe bei Arbeitseinsätzen erwartet, nachmittags unternimmt die Gruppe Ausflüge: In den vergangenen Tagen wurden so etwa die Kloster in Benediktbeuern, Ettal und Ottobeuren besucht. Die Woche sei als offene Begegnung konzipiert: Es gibt kein starres Programm und an die Besucher werden keine Erwartungen gestellt. Vom freien Austausch profitierten beide Seiten, sagt Essendorfer: "Auch wir lernen viel dabei." Egal, ob katholisch oder evangelisch, Agnostiker oder Atheist: "Wir heißen alle willkommen - außer wenn es gar nicht passt". Heuer konnten nicht alle Bewerber berücksichtigt werden: "Offenbar ändert sich das Klientel. Selbstverständlichkeiten nehmen ab und teilweise stößt man schon auf sehr schräge Vorstellungen", erzählt Essendorfer.

Statt bis zu neun jungen Männer wurden diesmal nur zwei aufgenommen. Bükki hat gerade Abitur gemacht, wurde in St. Bonifaz getauft, gefirmt und besucht dort regelmäßig die Kirche. Er fand die Woche in Andechs "wahnsinnig spannend" und sieht das Klosterleben durchaus als Option an. "Ich will mich aber noch nicht festlegen", sagt er. Demnächst beginnt er eine Lehre als Brauer und Mälzer, natürlich hat er sich auch in der Klosterbrauerei umgesehen. Schmid ist Zimmerer und nicht so fest im Glauben verwurzelt. Ihm kam es darauf an, Ruhe zu finden, darum hatte er auch die Woche das Handy abgeschaltet. "Hier bin ich ganz ich selbst, unabhängig von der Außenwelt", sagt Schmid. Am beeindruckendsten fand er die Solidarität unter den Mönchen: "Hier ist eine Gemeinschaft zu spüren, jeder nimmt sich für den anderen Zeit." Im Kloster schöpfe er Kraft und kehre entspannt in den Alltag zurück. Kein Wunder, dass Manager 1400 Euro für vier Tage Exerzitien in Andechs bezahlen. Für die jungen Männer dagegen waren Kost und Logis frei.

© SZ vom 04.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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