Andechs:Regionale Produkte liegen im Trend

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Mehr als 100 Landwirte, Funktionäre und Politiker trafen sich an Mariä Lichtmess zum Gottesdienst und Kreisbauerntag im Andechser Kloster. (Foto: Georgine Treybal)

Bauern suchen den Kontakt mit dem Verbraucher und wollen mehr Großabnehmer wie Schulen und Kliniken beliefern

Von Armin Greune, Andechs

Die Landwirte im Landkreis wollen verstärkt den Dialog mit dem Verbraucher suchen. Zumindest stand beim Starnberger Kreisbauerntag am Donnerstag auf dem Heiligen Berg erstmals ein gesellschaftspolitisches Thema im Mittelpunkt: In einem Podiumsgespräch nahmen sechs Referenten zur Regionalvermarktung im Großraum München Stellung. In der Region um die Landeshauptstadt seien die Voraussetzungen ideal, "dass jeder wieder einen Bezug zum Lebensmittel bekommt", meinte Bezirksbäuerin Christine Singer. Schließlich verbrächten die Städter einen Großteil ihrer Freizeit in der Umgebung, und "wir pflegen den Garten der Münchner".

Singer will mit einer Unterschriftenaktion von der Politik einfordern, dass regionale Produkte bei der Gemeinschaftsverpflegung in Großeinrichtungen stärker berücksichtigt werden. In Bayern werden in Kindergärten, Schulen, Betrieben, Krankenhäusern oder Altenheimen jährlich 262 Millionen Mittagessen aufgetischt, sagte Irmgard Reischl vom staatlichen Kompetenzentrum Ernährung in Ebersberg. Sie habe "noch keinen Koch erlebt, der nicht an Regionalität interessiert ist". Dem widersprechen freilich die Erfahrungen von Hermann Oswald: "Alle Lippenbekenntnisse enden bei Euro und Cent", sagte der Geschäftsführer eines Betriebs mit 60 Mitarbeitern, der Großverbraucher mit Bio-Lebensmitteln beliefert. Am ehesten seien noch Kindergärten oder kirchliche Einrichtungen bereit, für nachhaltig produzierte Ernährung einen höheren Preis zu zahlen. "Regionalität allein langt nicht", sagte Oswald: Zur Nachhaltigkeit gehöre nicht nur die Transportbilanz, sondern auch umweltschonende Produktionsbedingungen. Auch er will "größtmögliche Regionalität" bieten - stößt dabei aber immer wieder an Grenzen: Etwa wenn zwar in Bayern genug Ökogemüse angeboten wird, aber kein Betrieb zur Verfügung steht, der dieses zu Tiefkühlkost aufarbeitet. Auch sei lange Zeit keine Biomolkerei im Freistaat zu finden gewesen, die Großgebinde liefert.

Der Münchner SPD-Stadtrat Axel Markwardt ist als Kommunalreferent für 900 städtische Immobilien zuständig, darunter zehn Stadtgüter. Deren Produkte werden unter anderem auf den 32 Münchner Wochenmärkten ausschließlich regional vermarktet und finden reißenden Absatz, wie er sagt. Der "Verbraucherdruck" sei so hoch, dass man sowohl Produktion wie Bauernmärkte "vermutlich verdoppeln könnte" - in der Großstadt aber mangele es für beide am Platz. Auf Nachfrage von Moderator Markus Müller ergänzte Markwardt, dass es die Stadtverwaltung nicht als ihre Aufgabe ansehe, für Geringverdiener preiswerte Lebensmittel zur Verfügung zu stellen, sondern stattdessen eher "bezahlbaren Wohnraum schaffen" will.

Für die Initiative "Artgerechtes München" saß die Bergbäuerin Gertraud Gafus auf dem Podium. Sie arbeitet mit dem Aktionsbündnis zusammen, dass sich etwa auf dem "Tollwood" dafür stark macht, dass städtische Einrichtungen nur noch Produkte aus artgerechter Tierhaltung einsetzen. Vor 35 Jahren ist Gafus' Betrieb auf Bio umgestellt worden: "Wir haben nur positive Erfahrungen gemacht." Große Sorgen aber bereite ihr der Strukturwandel in der Landwirtschaft: Die Orientierung am Weltmarkt lasse einige Betriebe immer größer werden, kleine Erzeuger aber blieben auf der Strecke. Um im Kontakt mit den Verbrauchern zu bestehen, sollte auch die Ausbildung der Landwirte verbessert werden, fand Gafus: "Wir haben das Verkaufen nicht gelernt." Immerhin gehörten Rhetorik und Agrarpolitik zu den zentralen Ausbildungsinhalten im Haus der bayerischen Landwirtschaft in Herrsching, sagte Barbara Gräul: Sie nimmt dort gerade am Grundkurs für Jungbauern teil.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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