Andechs:Rechtsfreie Zone

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Der Flüchtling aus Wangen darf bleiben (re: Rupert Monn). (Foto: Arlet Ulfers)

Das Schlachtschüsselessen auf dem Heiligen Berg

Es musste ja so kommen: Die Flüchtlingskrise hat am Donnerstagabend auch den Heiligen Berg erreicht. Ein Wunder ist das natürlich nicht, beherrscht dieses Thema nun schon mindestens seit diesem Jahr den Landkreis, seine Rathäuser, die Lokalpresse und noch viele andere mehr. Doch wie den daraus resultierenden Problemen Herr werden? Eine Lösung haben Kommunalpolitiker und Journalisten gemeinsam beim diesjährigen Schlachtschüsselessen im Klostergasthof Andechs gefunden und kurzerhand ein Flüchtlingscasting einberufen.

Na ja, ganz ernstzunehmen ist das, was sich alljährlich am ersten Donnerstag im Dezember bei der Kreisnacht abspielt, dann doch nicht. Schließlich steckt hinter diesem Ereignis eine Art kleiner Nockherberg, also ein ausgiebiges und gegenseitiges Derblecken seitens Politik und Presse. So hieb Landrat Karl Roth, der traditionsgemäß bei diesem Event in die Rolle des Salvatorredners ohne Salvator schlüpft, nicht nur auffällig häufig auf Starnbergs Bürgermeisterin Eva John ein, sondern führte auch die Lokaljournallie vor, beispielsweise wenn diese mal wieder bei der Nennung der Wahlbeteiligung die Briefwähler unterschlägt. Launig und frech war das und erntete entsprechend viel Applaus.

Von Herzen lachen konnte man dann auch beim Theaterstück "Wir schaffen das" aus der Feder von SZ-Redakteur Erich C. Setzwein. Das eigentlich so ernste Thema der Flüchtlingskrise so komisch und trotzdem politisch korrekt auf die Bühne zu bringen, ist eine Kunst. Da sind allein die verschiedenen Flüchtlingstypen, die hier aufgezeigt werden: Diejenigen, die beim Anblick der "rechtsfreien Zone" Starnberg sofort wieder umdrehen und fliehen. Oder diejenigen, die beim Casting vorsprechen, weil sie aus Wangen kommen und sich nun vom Infraschall der Windräder bedroht fühlen (ideal in dieser Rolle: Bergs Bürgermeister Rupert Monn). Komisch dann auch Harald Schwab (als Landrat Karl Roth), der selbst Betten für die Flüchtlinge aufstellen will, daran aber kläglich scheitert und dringend die Hilfe von Kanzlerin Angela Merkel braucht (herrlich schräg: Herrschings Bürgermeister Christian Schiller). Insgesamt ein rechter Irrsinn, der da auf die Bühne gebracht wurde, aber ein Irrsinn, der Spaß und sehr viel Lust auf mehr macht.

© SZ vom 05.12.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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